Die Enttäuschten müssen aufstehen

Handball-Bundesliga

Thomas Bleicher
31. Mai 2017, 08:44 Uhr

Kentin Mahé und seine Mannschaft von der SG Flensburg-Handewitt muss versuchen, die bittere Niederlage vom Sonntag zu verdrängen, um am Mittwoch in Göppingen den Sieg zu holen. (Foto: Axel Heimken)

Flensburg. »Wir waren nie so nah dran. Es war die größte Chance, die wir je gehabt haben, um Deutscher Meister zu werden. Du stehst da, hast keinen Boden mehr unter den Füßen - und du fällst hart.«

Ljubomir Vranjes, Cheftrainer des Handball-Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt, gab im Pressegespräch am Dienstag, zwei Tage nach der schmerzhaften 21:23-Niederlage gegen die Rhein-Neckar Löwen, Einblick in sein Befinden und Seelenleben nach der wohl verlorenen Titeljagd in der Bundesliga.
Um zumindest die theoretische Chance auf den Meistertitel zu wahren, müssen Trainer Vranjes und seine Schützlinge im drittletzten Saisonspiel am Mittwochabend (19 Uhr/live auf Sport1) unbedingt liefern und beim Liga-Zwölften Frisch Auf Göppingen gewinnen. 

»Flow und Push bekommen«

Schwer genug. Immerhin ist die Mannschaft um den Ex-Flensburger Lars Kaufmann frischgebackener EHF-Cup-Sieger und erfolgreicher Titelverteidiger aus dem Vorjahr. »Die haben wirklich einen Flow und Push bekommen, mit den Siegen gegen Magdeburg und Berlin. Lars Kaufmann (siehe auch nebenstehender bericht, Red.) hat im Finale phantastisch gespielt, ich gönne ihm das«, sagte Ljubomir Vranjes voller Respekt über den Gegner und seinen ehemaligen Schützling.
Sollte Flensburg patzen und die Rhein-Neckar Löwen knapp zwei Stunden später das Spitzenspiel gegen den THW Kiel (Anwurf 20.45 Uhr) gewinnen, wäre der Meistertitel endgültig futsch. Die SG, die am Dienstag ab Hamburg per Flieger nach Göppingen reiste und direkt nach dem Spiel in der Nacht per Bus zurück nach Flensburg kurven wird, muss versuchen, den Kopf vom schmerzhaften Sonntag frei zu bekommen.

»Über 7000 Stunden gearbeitet«

Schwer enttäuscht ging Thomas Mogensen am Sonntag vom Parkett, während die Löwen tanzten. (Foto: Axel Heimken)

»Die Ansprüche sind unglaublich hoch geworden in Flensburg. Die Niederlage war hart, weil wir so unglaublich viel Zeit investieren. 83 Wochen waren und sind für diese Meisterschaft ausgerichtet. Über 7000 Stunden, die ich gearbeitet habe. Keiner kann sagen, dass wir nicht alles getan haben. Irgendwann wird man sehen, was wir alles geleistet haben«, sagte Ljubomir Vranjes, dem einige Fan-Reaktionen und Beschimpfungen im Zusammenhang mit der Niederlage am Sonntag missfielen. »Ich finde das respektlos. Die Enttäuschung kann ich verstehen, man muss aber den Respekt bewahren. Und was mich betrifft: ich kann verstehen, wenn viele enttäuscht sind, weil ich gehe. Aber ich habe immer alles gegeben für den Verein«, sagte Vranjes.

Schmäschke: »Alle tief getroffen«

SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke sagte: »Wir sind alle tief getroffen. Göppingen und auch Balingen sind keine Selbstläufer. Man muss es jetzt schaffen - Trainer, Spieler und Fans - aus dem Loch herauszukommen.«

Göppingens Trainer Magnus Andersson geht am Mittwoch von einer starken SG Flensburg-Handewitt aus. Er sagt auf der Vereinshomepage: »Ich rechne mit einer konzentrierten Flensburger Gastmannschaft, weil sie ihre Chance mit einem professionellen Auftritt wahren möchte.«
Während die SG alles daran setzt, ihre drei restlichen Spiele in Göppingen und beim HBW Balingen-Weilstetten sowie abschließend am 10. Juni in Flensburg gegen die HSG Wetzlar zu gewinnen, könnte Göppingen (23:39 Punkte) bei positivem Abschneiden in den drei Partien gegen Flensburg, am Montag (17.15 Uhr) beim VfL Gummersbach sowie zum Abschluss gegen den TVB 1898 Stuttgart (10. Mai, 16 Uhr) noch auf Rang zehn klettern.

Marc Reese