Bitteres Ende

Kommentar zur Saison der SG Flensburg-Handewitt

02. Juni 2017, 07:49 Uhr

Ljubomir Vranjes, Trainer der SG Flensburg-Handewitt, konnte diese Saison keinen Titel mit seiner Mannschaft gewinnen.

Aus und vorbei. Die SG Flensburg-Handewitt hat sich den Meistertitel selbst verbockt. Wie schon im Pokal-Finale gegen Kiel sowie beim deutlichen Viertelfinal-Aus in der Champions-League gegen Skopje fehlten den SG-Handballern nach einem herausragenden Herbst und Winter seit April in den entscheidenden Spielen und Momenten richtige Lösungen.

Dass Flensburg die Saison am 10. Juni in Trauer und Enttäuschung beendet, hat Gründe: Das Scheitern in dieser Saison wird unweigerlich mit dem Namen Vranjes verbunden bleiben. Die frühe Bekanntgabe seines Weggangs nach Sätzen wie »Ich bin müde« und »Ich bin teuer« ausgerechnet unmittelbar vor der Winterpause hat sicherlich nicht gut getan. 
Man hätte sich gleich trennen müssen - so wie wir es an dieser Stelle am 18. Januar schrieben. 

Vranjes ist nicht Schuld

Vranjes hat viel für seine SG getan. Es wäre gemein und falsch, dem Schweden die Schuld für das Versagen zu geben. Vranjes ließ - gerade auch in dieser Saison - lange herrlichen und erfolgreichen Handball spielen. Er holte mehrere Titel nach Flensburg. Ohne ihn stünde die SG nicht da, wo sie trotz der Enttäuschung nun mal ist: unter den besten Teams Europas.

Vranjes kann nichts dafür, dass seine Torhüter in entscheidenden Phasen die Bälle nicht fingen, dass selbst erfahrene Spieler offenkundig dem Druck nicht standhielten oder er wichtige Ausfälle (u.a. Glandorf, Karlsson, Jakobsson) kompensieren musste.
Mit Glandorf hätte es die SG womöglich geschafft.
Vranjes hat auch keinen Einfluss auf Dinge, die im privaten Umfeld seiner Spieler passieren. Er hat es aber trotz eines hervorragend besetzten Kaders in diesem Frühjahr nicht geschafft, Antworten zu finden, wenn es eng wurde. Und er hat es nicht geschafft, die Mannschaft nach der bitteren Pokalfinal-Schlappe wieder aufzurichten. Es ist aber nicht alles schlecht. Zum mittlerweile zwölften Male seit 1996 ist die SG Flensburg-Handewitt Vizemeister - und in der nächsten Saison wie selbstverständlich in der Champions League dabei. Das muss man erstmal schaffen. 

Chance auf neuanfang mit Machulla

Für Vranjes-Nachfolger Maik Machulla wird der Start nicht einfach. Er übernimmt eine Mannschaft, die tief ins Mark getroffen ist. Dennoch ist es wohl genau der richtige Zeitpunkt für einen neuen Mann an der Seitenlinie. Denn mit Machulla als Cheftrainer besteht die Chance auf einen Neuanfang. Man kann ihm nur ein besseres Händchen wünschen, als es Vranjes zuletzt hatte.

Marc Reese