Duell der Unzertrennlichen

Handball-Bundesliga

Thomas Bleicher
09. Dezember 2017, 14:50 Uhr

Kentin Mahé und seine SG wollen sich am Sonntag durchbeißen und die Kieler endlich wieder schlagen. (Archivfotos: Tim Riediger)

Flensburg/Kiel. Sie können einfach nicht voneinander lassen. Die SG Flensburg-Handewitt und der THW Kiel haben sich nicht unbedingt gern, aber sie spielen mit Begeisterung gegeneinander. Ob Handball-Bundesliga, Champions League, DHB-Pokal oder Supercup - am Sonntag (15 Uhr/Flens-Arena) treffen sich die Erzrivalen zum 96. Derby, diesmal wieder in der Bundesliga. 

Und für beide geht es um viel. Um sehr viel. Die SG Flensburg-Handewitt (25:5 Punkte) würde mit einem Sieg die Tabellenführung verteidigen und den in den vergangenen Monaten arg gerupften Rekordmeister (mit 19:11 Zählern Siebter) wohl vorzeitig aus dem Meisterrennen befördern, auch wenn SG-Cheftrainer Maik Machulla das wohl nicht unterschreiben würde. »Der THW ist immer ein Thema. Mit 11 Minuspunkten bist du noch voll dabei. Es wird ausgeglichen sein bis zum Ende«, prophezeit der 40-Jährige, für den es das dritte Derby als SG-Cheftrainer wird. Noch hat er keines gewonnen. In der Gruppenphase der Champions League gab es zunächst das 20:20-Remis am 15. Oktober - und kürzlich erst die 30:33-Heimniederlage am 29. November.

»Das hat uns geärgert«

»Wir verlieren nie gerne gegen den THW. Das hat uns geärgert«, sagte Maik Machulla am Freitag im Pressegespräch. Jetzt, im viel wichtigeren Bundesliga-Duell, soll unbedingt der Sieg her. Vor der Mission Heimsieg gibt es aber gleich mehrere personelle Fragezeichen. Sicher fehlen werden bei der SG der Norweger Magnus Rød (Mittelhandbruch) und der junge Linkshänder Jannek Klein (Junioren-Nationalmannschaft). Abwarten heißt es bei den beiden SG-Kreisläufern Henrik Toft Hansen (Kapselverletzung im Sprunggelenk) und Jacob Heinl (Schulter), die zuletzt angeschlagen waren. Dafür könnte der schwedische Stratege Jim Gottfridsson (Syndesmoseband-Riss im Unterschenkel) sein Comeback feiern. 
Beim THW Kiel ist der so lange schmerzlich vermisste Kapitän Domagoj Duvnjak zurück, auch der Linkshänder und ehemalige SG-Akteur Steffen Weinhold dürfte nach seinem Muskelfaserriss sein Comeback geben. »Wir wissen, was Duvnjak kann. Er wird aber in den sieben, acht Monaten den Handball nicht neu entwickelt haben. Die Frage ist, wie fit er ist. Man würde ihm Unrecht tun, jetzt Wunderdinge zu erwarten. Aber wir bereiten uns vor, als wenn er 60 Minuten spielen kann. Duvnjak ist einer, der den Unterschied ausmachen kann«, sagt Machulla. »Und wenn Steffen spielt, ist das Spiel des THW ein anderes, als wenn Vujin oder Zeitz spielen. Wir sind auf alle Konstellationen vorbereitet.« Die Kieler, bei denen Coach Alfred Gislason nun sein 37. Derby bestreitet, sind ebenfalls heiß. »Das ist das beste Handballspiel der Welt«, schwärmte THW- und Nationaltorhüter Andreas Wolff vor nicht allzu langer Zeit.

Live bei Sky und NDR

Dauerbrenner: THW-Cheftrainer Alfred Gislason blickt seinem 37. Derby entgegen. (Foto: Tim Riediger)

Und weil das so ist, übertragen gleich zwei TV-Sender die Partie live: Sky verschlüsselt und das NDR-Fernsehen frei empfangbar. Nicht jeder für sich, sondern beide im Verbund. Sie tauschen Kamerabilder aus, übergeben Spieler und Trainer bei Interviews. Der TV-Vertrag im Handball trägt Früchte. Die letzte Live-Übertragung des Derbys hatte es im NDR vor 17 Jahren gegeben. In der gesamten Derby-Historie liegen die Kieler mit 57:33 Siegen vorn, fünf Spiele endeten unentschieden. Allerdings gab es für den THW Kiel in den vergangenen sechs Jahren in der Bundesliga in Flensburg nichts zu holen. Der letzte Sieg der Kieler datiert vom 7. Dezember 2011 (32:27). Wie man in Flensburg Bundesliga-Punkte gewinnt, weiß aus der Kieler Mannschaft nur noch einer: der mittlerweile 37-jährige Christian Zeitz.


Marc Reese