Wiechers: »Wir haben die Geduld bewahrt«

Interview

Thomas Bleicher
23. Februar 2018, 08:25 Uhr

Till Wiechers (2. v. li.) mit seinem aktuellen Kader. Felix Mehrkens (Nr. 28), Tim Völzke (15), Ole Prüter (21) und Dennis Mehler (14) kamen erst im Laufe der Saison hinzu. Mit Robin Breitenfeldt (33), Leon Witte (7) sowie Thore Jöhnck (77) ging insgesamt ein Quartett vor dieser Saison von der SG II zum HCE. (Foto: HC Empor Rostock)

Rostock. Seit dieser Saison coacht Till Wiechers Zweitliga-Absteiger HC Empor Rostock. Vor dem Duell am Freitagabend (20 Uhr) beim DHK Flensborg sprachen wir mit dem Trainer, der davor fünf Jahre lang das Juniorteam der SG Flensburg-Handewitt betreut hat.


Flensborg Avis: Freuen Sie sich auf das Spiel beim DHK und bleibt über das Spiel hinaus Zeit, um noch etwas in der alten Heimat zu bleiben?
Till Wiechers: Ich freue mich auf das Spiel, wie aber auf alle anderen Spiele auch. Aber ich freue mich auch auf Flensburg. Privat werden wir noch zwei Tage bleiben und viele Freunde treffen. 

Nach den drei Auftaktsiegen gab es eine lange Durststrecke für Ihren HC Empor mit elf Spielen ohne Sieg. Wie haben Sie diese Zeit erlebt. Konnten Sie in Ruhe arbeiten, oder war der Druck groß? 

»Der Druck ist immernoch hoch«

Uns war vor der Saison bewusst, dass es eine schwere Saison wird. Mit so einer Durststrecke haben wir aber nicht gerechnet. Die Entwicklung der Mannschaft war aber immer zu sehen. Teamgeist und Trainingseinstellung waren immer gut. Und das Team war auch stets top vorbereitet. Wir hatten viel Pech, Unerfahrenheit spielte eine Rolle und auch eigene Fehler. Es war aber nie so, dass wir total unzufrieden mit der Leistung waren. Wir haben Spiele durch Siebenmeter in der letzten Minute verloren, drei sogar in den letzten zehn Sekunden. Das hat uns insgesamt fünf, sechs Punkte gekostet. Da sage ich auch: unglaubliches Pech. 
Natürlich ist auch der Druck gestiegen - auch für mich. Den Druck mache ich mir aber in erster Linie selbst. Den übe ich auf mich selbst aus. Und der Druck ist immernoch hoch. Um Weihnachten und in den letzten Wochen war das aber schon krass. Umso erfreulicher, wie sich die Mannschaft jetzt belohnt.

In der Tat. Seit dem Jahreswechsel gab es zwar auch drei Niederlagen, zwei davon äußerst knapp. Vor allem aber gab es die beiden Heimsiege gegen Fredenbeck und zuletzt Braunschweig. Warum klappt es jetzt auch von den Ergebnissen her besser? 
Vor allem haben wir die Geduld bewahrt. Es hat keiner vom Verein oder aus dem Umfeld reingeredet. Ich habe das Vertrauen von Anfang an und bis heute gespürt. Diese Geduld zahlt sich aus. Wir haben hier super Bedingungen, haben außerdem den Kader nochmal vergrößert, was die Trainingsqualität zusätzlich erhöht hat. Das Team muss sich erst finden - das braucht seine Zeit. 

Nun also Freitag gegen den DHK Flensborg. Wie haben Sie diesen Gegner im Laufe der Saison erlebt? 
Zunächst einmal habe ich zwei unfassbar schlechte Derbys von ihnen gesehen (der DHK verlor die beiden Stadt-Duelle gegen Wiechers‘ Ex-Verein SG Flensburg-Handewitt II mit 27:33 und 22:27, Red.). Ich war entsetzt, weil ich sie in meiner Zeit bei der SG stärker erlebt habe. Es war nie so leicht, wie zuletzt für meinen Nachfolger (Sascha Zollinger, Red.), für den ich mich aber sehr freue. Ich habe den DHK aber in dieser Saison auch anders gesehen: mit ganz starker Abwehr, mit Kempa-Tricks und Lauftäuschungen. 
Mit André Lohrbach haben sie kürzlich einen absoluten Topspieler hinzubekommen. Sie waren jetzt im Hannover-Spiel stark und hatten beim Sieg davor gegen Oranienburg kurz vor Ende einen 5:0-Lauf. Sjören Tölle ist ein sehr wichtiger Spieler, Timo Brüne bald wieder dabei und Ole Zakrzewski spielt in meinen Augen eine überragende Saison. Es wird extrem schwierig, in Idrætshallen zu gewinnen.

Marc Reese