Neuer Hafen für Talente
Fußball
Verein für die Vereine
Ein Selbstläufer ist es jedoch nicht, Vereine für den Jugendförderverein zu begeistern und im Optimalfall zu gewinnen. »Es werden viele Bedenken geäußert. Viele haben Angst, dass die Besten aus ihren Mannschaften gezogen werden und sie ihre Ziele dadurch nicht mehr erreichen. Einige befürchten, dass sie ihre Mannschaften nicht mehr voll kriegen. Und ganz böse Zungen behaupten sogar, das mache ihren Verein kaputt«, sagt Dirk Enseleit zu den Sorgen potenzieller »Beitritts-Kandidaten«. Darauf aber hat Enseleit klare Antworten parat: »Wir berauben den Vereinen nicht ihrer Talente, ganz im Gegenteil: wir binden sie vielmehr, denn die Kinder bleiben Mitglied im Stammverein und im Jugendförderverein. Die Talente schauen sich eh nach interessanten Mannschaften um, teils wird früh an den Spielern gezerrt und sie nehmen viele Kilometer auf sich. Denen bieten wir mit dem Jugendförderverein einen Hafen damit sie heimatnah ausgebildet werden können. Darüber hinaus soll die Zusammenarbeit der Vereine im JFV die Plattform sein, um mit gegenseitiger Unterstützung den Spielbetrieb für möglichst alle Mannschaften eines Vereins aufrecht zu erhalten. Wir sind der Verein für die Vereine.« Der finanzielle Aspekt sei allerdings nicht außer Acht zu lassen, weshalb Enseleit vor allem auf Sponsoren hofft, die sich über die Region hinaus präsentieren wollen. »Für Vereine und Sponsoren bieten sich ganz neue Möglichkeiten, neue Ansprechpartner und neue Kontakte«, erklärt Enseleit. Rollen soll der Ball im Punktspielbetrieb ab nächster Saison. »Starten müssen wir mit mindestens drei Teams. Das wären die A-, B- und C-Jugend bei den Jungen. Die D-Jugend erstmal noch nicht als Mannschaft, aber in einer Sondertrainingsform. Genauso bei den C-Mädchen«, so Enseleit, der sechs Mannschaften (männliche A- bis D-Jugend sowie B- und C-Mädchen) als Fernziel nennt. Ein wichtiger Aspekt bei der ganzen Sache, und da hat nicht zuletzt Jockel Press sein Augenmerk drauf, ist die Trainerfindung. Eigentlich hatte Enseleit gehofft, dass die Suche bereits beim Stammtisch kürzlich am 9. März in Langenhorn abgeschlossen werden könnte, so fix wie erhofft ging es dann aber nicht. »Es sind nicht so viele Bewerbungen gekommen wie erhofft«, verrät Enseleit. Doch warum überhaupt ein Jugendförderverein? Und warum jetzt? »Die Alternative wäre gewesen, nix zu machen«, antwortet Enseleit und fährt fort: »Wir sehen doch seit Jahren, wohin der Fußball hier steuert. In Bezug auf Talentförderung gibt es gar nichts. Kein Verein für sich schafft es, mit Konzept und Trainern, durchgehend eine gute Talentförderung zu machen, um beispielsweise in Nordfriesland auf Dauer in der Regionalliga zu spielen. Vielleicht mal kurz, aber nicht nachhaltig.«
Schulterschluss
Im Schulterschluss und engem Miteinander der Vereine soll der Jugendförderverein »dem Fußball in der Region ein neues Gesicht geben. Durch eine strukturierte Talentförderung mit Anbindung an die Top-Vereine kann der Fußball wieder interessant sein und wir verlieren nicht mehr so viele Kinder an andere Sportarten«, so Enseleit. Als Sportlicher Leiter kommt Jockel Press dabei eine Hauptaufgabe zu. Er sichtet Trainer (»Die Trainersuche ist in vollem Gange«), kümmert sich um deren Fort- und Ausbildung, genauso wie um die Talentförderung. Das Anforderungsprofil an JFV-Trainer beschreibt er wie folgt: »Identifizierung mit dem Jugendförderverein und der Idee dahinter. Bezug zu Nordfriesland. Teamfähigkeit.« Die Trainer würden auch nirgends abgeworben, sondern »sollen sich gerne melden«, verdeutlicht Press. Die Trainer bekommen dabei Mannschaften, die nicht etwa von unten beginnen, sondern die den höchsten Platz eines ihrer angehörenden Vereine übernehmen würden. In der A-Jugend wäre das nach aktuellem Stand der Oberliga-Platz des SV Frisia 03 Risum-Lindholm, in der B-Jugend der des arg abstiegsbedrohten Oberligisten und daher möglicherweise künftigen Landesligisten SG Nordfriesland, sowie in der C-Jugend der Platz vom Landesligisten SG Ladelund/Achtrup/Leck.
Höchstmögliche Spielklassen
»Ziel muss es sein, in den nächsten drei, vier Jahren in den höchstmöglichen Spielklassen zu spielen«, sagt Press. Ihm gefällt es, dass er ab Sommer beim JFV in festen Teams konzeptionell arbeiten kann. »Die C-Jugend muss wissen, was die B-Jugend erwartet«, sagt er als Beispiel. Von Torwart- bis Athletiktraining wird gesorgt, während sich »der Stammverein auf sein Kerngeschäft konzentrieren kann, nämlich den Breitenfußball«, so Press. Enseleit und die Vereinsführung freuen sich, mit Jockel Press nicht nur einen gefunden zu haben, der als A-Lizenz-Inhaber Ahnung hat, sondern der als sozusagen neutrale Person keine Vereinsbrille auf hat. »Jockel Press genießt ein hohes Ansehen. Er war von der ersten Minute angetan von der Idee. Mit ihm als Sportlichen Leiter bekommt das Ganze in Bezug auf die Ernsthaftigkeit noch einen zusätzlichen Anstrich«, sagt Enseleit. Press hätte auch Trainer bleiben können. »Ich habe hier in Flensburg beide Oberligisten trainiert. Da wäre es dann schon schwierig mit einer Mannschaft, die nur so halbambitioniert ist. Und auf höherem Niveau hätte ich drei, vier Mal pro Woche längere Distanzen fahren müssen. Dann bist du Trainer, wo du keine Heimat hast. » Diese Befürchtung hat er im nahen Nordfriesland nicht.
Fakten Jugendförderverein
Ein eigenständiger Fußballverein, der aus mehreren Vereinen (Stammvereinen) einer Region besteht und sich der leistungsoptimierten Weiterentwicklung im Jugendfußball widmet.