Holstein hat plötzlich etwas zu verlieren

Fußball

24. April 2018, 17:30 Uhr

Jubel beim 1. FC Nürnberg, Frust bei Holstein Kiel um Kingsley Schindler . Foto: dpa

Kiel. Markus Anfangs Worte klangen wie Enttäuschungs-Prophylaxe. »Wir haben eine komfortable Situation, wenn man sieht, welche Mannschaften gegen den Abstieg spielen«, sagte der Trainer von Holstein Kiel nach dem bitteren 1:3 gegen den 1. FC Nürnberg im Top-Duell der 2. Fußball-Bundesliga. 

»Wir können stolz sein auf die Jungs, was sie geleistet haben. Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange.« Dennoch schmerzte die Niederlage gegen den direkten Aufstiegs-Konkurrenten. Plötzlich spüren die Kieler, dass sie nach einer bislang sensationellen Saison als Aufsteiger kurz vor dem Ziel etwas zu verlieren haben. Der unglaubliche Durchmarsch von der 3. in die 1. Liga droht noch ausgebremst zu werden. Und Anfang muss fürchten, dass ein Zusammenhang hergestellt wird mit dem Wirbel um seinen in der vergangenen Woche angekündigten Wechsel zum Bundesliga-Fast-Absteiger 1. FC Köln. 

Auch wenn Torjäger Marvin Ducksch beim TV-Sender Sky versicherte: »Ich glaube, man hat gesehen, dass wir hinter dem Trainer stehen und der Trainer voll hinter uns.« Seit Ende September standen die Förde-Fußballer immer auf einem der ersten drei Plätze und wurden sogar Halbzeit-Meister. Zuletzt blieben sie sechs Mal ungeschlagen. »Respekt für die Leistung in dieser Saison«, meinte Nürnbergs Trainer Michael Köllner. Doch jetzt drängt Mit-Aufsteiger Jahn Regensburg drei Spieltage vor dem Saisonende von hinten und ist nur noch zwei Punkte von den Kielern entfernt. Die Relegation ist in Gefahr. Tabellenführer Fortuna Düsseldorf ist mit sieben Punkten Vorsprung ohnehin ebenso enteilt wie der Zweite aus Nürnberg mit nun fünf Zählern mehr auf dem Konto. »Viel Spaß in der 1. Liga«, sagte Anfang. Die »Störche« wirkten am Montagabend gegen die taktisch geschickt agierenden Nürnberger verunsichert. Zwei Mal ließen sie sich bei Standardsituation übertölpeln, die von Georg Margreitter und dem in Elmshorn geborenen Hanno Behrens in Halbzeit eins per Kopf verwertet wurden. Nach der Pause nutzte Nürnbergs Kapitän Behrens einen Komplett-Blackout der Holstein-Defensive erneut per Kopf. Das Tor von Kingsley Schindler per Foulelfmeter war zu wenig. Im Angriff hatte das offensivstärkste Team der Liga kaum etwas zu bieten. »Wichtig ist, dass wir jetzt den Kopf oben behalten und dann wieder angreifen«, appellierte Holstein-Torwart Kenneth Kronholm an seine Kollegen und gab die Richtung vor. Die Norddeutschen wollen sich auf das Sportliche fokussieren und alle Personal-Angelegenheiten - vor allem die Trainer-Frage - auf die Zeit nach der Saison legen, wie auch Sportchef Ralf Becker stets betont. Sein Noch-Trainer Anfang versprach schon mal: »Wir werden versuchen, in den drei Spielen noch einmal alles rauszuhauen. So dass wir die Saison, so wie wir sie angefangen haben, auch vernünftig und gut beenden können.«

dpa

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