UPDATE 2: Unglaublich stolz und bitter enttäuscht

Handball

23. September 2017, 19:05 Uhr

Mattias Andersson war ein starker SG-Rückhalt. (Foto: Ruwen Möller)

Veszprém. Als alles vorbei war, waren sie wieder vereint: Ljubomir Vranjes und seine Jungs von der SG Flensburg-Handewitt. 


Weit nach Spielende saß der Schwede inmitten seiner ehemaligen Schützlinge, die ihm zuvor 60 Minuten lang einen heißen Fight geliefert hatten, und genehmigte sich mit ihnen ein Getränk. Im Falle von Vranjes ein Siegerbier, denn sein neuer Klub, Telekom Veszprém, hatte die SG mit 28:27 (15:14) bezwungen. Die Flensburger mussten deswegen aber keinen Frust herunterspülen, vielmehr hatten auch sie sich nach zwei anstrengenden und guten Auftritten innerhalb von drei Tagen (Donnerstag in Melsungen, wir berichteten) ebenfalls eine Gerstensaft-Kaltschorle verdient. »Es war schon komisch die ganzen Gesichter wiederzusehen, während des Spiels habe ich versucht, nicht rüberzuschauen«, gestand Vranjes. 

Und sein Nachfolger auf der SG-Bank, Maik Machulla, meinte: »Es war die ganze Zeit präsent, dass man gegeneinander spielt. Es war zwar ein Spiel gegen Veszprém und nicht gegen Ljubo, aber man macht sich so seine Gedanken, überlegt, was macht er und er überlegt, was machen wir. Gerade bei den Auszeiten, wer nimmt sie wann, das waren schon nette Spielchen.« Immer wieder gab Vranjes von draußen Anweisungen an sein neues Team, was das alte als nächstes für einen Spielzug anbieten würde. Allein es half lange nichts. Nach dem Katastrophen-Start (0:3/7.) fing sich die SG blitzschnell und bot dem ungarischen Meister mehr als Paroli. Zur Pause noch mit einem Treffer hinten, gingen die Gäste durch Hampus Wanne (33./16:15) kurz nach dem Seitenwechsel in Front. SG-Keeper Mattias Andersson war zu diesem Zeitpunkt längst heißgelaufen und hielt nun fast jeden Ball. Die SG ging mit vier Toren in Führung (22:18 und 23:19/47.). »Es gab einen, der hat zu viele unserer Bälle weggenommen«, so Vranjes hinterher. Er meinte natürlich seinen Landsmann. »Mattias hat überragend gehalten«, so Wanne. Weshalb es am Ende doch nicht zum Sieg oder zumindest einem Punkt reichte, Machulla wusste es: »Wir hatten in den letzten zehn Minuten Probleme, Tore zu erzielen.« Veszprém bestrafte dies eiskalt und Vranjes sagte hinterher: »Spiele werden nicht in der ersten Halbzeit und auch nicht in den ersten 45, sondern in den letzten zehn Minuten gewonnen.« Bei der SG waren sich Spieler und Trainer einig, dass es nicht optimal war und ist, ein Spiel wie in Veszprém knapp 48 Stunden nach einem Bundesliga-Auftritt in Melsungen zu absolvieren. Als Grund für die Niederlage wollte das jedoch niemand gelten lassen. »Ich bin unglaublich stolz auf meine Mannschaft. Wir waren 50 Minuten lang das bessere Team und hätten zumindest einen Punkt verdient gehabt«, so Machulla. »Deshalb ist es auch besonders bitter, dass wir hier nichts geholt haben.« Vranjes war auch »stolz« auf sein Team, weil es »Moral bewiesen« und das »Spiel gedreht« hatte. Das große Wiedersehen endete mit vielen herzlichen Umarmungen, bevor Vranjes die Halle mit seiner Familie verließ und sich genau wie die SG in Richtung Budapest aufmachte. Hier trennten sich die Wege wieder. Für Flensburg ging es zurück in den hohen Norden, Vranjes blieb in Ungarn. 


Ruwen Möller 

Statistik

Telekom Veszprém: Alilovic, Mikler – Manaskov, Schuch, Ilic 1, Tønnesen 1, Gajic, Nilsson 2, Nagy 8, Accambray, Ugalde 2, Marguc 1, Terzic, Blagotinsek 3, Sulic 1, Lekai 9
SG Flensburg-Handewitt: Andersson, Lind n.e. – Karlsson 1, Glandorf 2, Mogensen 4, Svan 4, Wanne 5, Jeppsson, Steinhauser n.e., Krüger n.e., Heinl, Zachariassen n.e., Toft Hansen 4, Lauge 3, Mahé 2, Rød 2
Schiedsrichter: Nikolic/Stojkovic (Serbien)
Zuschauer. 5000 (ausverkauft)
Siebenmeter: -/2:1 (Lauge an die Latte)
Zeitstrafen: 1:4 (Blagotinsek - Svan, Rød, Karlsson, Jeppsson)

Die Stimmen zum Spiel hier.