Die Lust am Fliegen

Sportartencheck

10. Mai 2017, 15:00 Uhr

Die Segelflieger werden oft von Winden in die Luft gezogen. (Fotos: LSV Flensburg)

Flensburg. Im »Fly-Inn« am Flugplatz Schäferhaus sitzen drei Männer, die verschiedener nicht sein könnten: Ein Arzt, ein Ex-Tornadopilot und ein kaufmännischer Angestellter. Der eine mit einem Bier, die anderen mit Wein oder Wasser. Aber alle drei vereint eine Sache: Die Lust am Fliegen. 

Im Gespräch mit Flensborg Avis sprechen der erste Vorsitzende des Luftsportverein-Flensburg e.V. Dr. Martin Sprengel und seine Referenten Heiko Harms und Jörg Bendixen über ihre Steckenpferde. Mit glänzenden Augen erzählen sie von der Freiheit des Fliegens oder dem »geilen Gefühl« beim freien Fall, wie es Bendixen beschreibt. 

Er hat 1982 begonnen die Sparte des Fallschirmspringens aufzubauen und zu etablieren und hat nebenbei selbst 4000 Sprünge absolviert. Am Anfang war es für ihn der Nervenkitzel, inzwischen ist es etwas anderes: »Die meisten unserer Mitglieder kommen über einen Tandemsprung zu uns in den Verein. Heutzutage darf man schnell allein springen. Die Schirme sind wesentlich sicherer und haben viel Hightech. Wir bieten zum Beispiel Wochenendkurse an, bei denen man nach zwei Theorietagen mit einem Schirm springt, der sich automatisch mit Absprung aus dem Flugzeug öffnet. Der freie Fall kommt dann später dazu. Deswegen mache ich das. Es gibt nichts besseres als dieses Gefühl.« Seine Liebe zum Sport hat er nicht nur vielen Mitgliedern vermittelt, sondern auch seinem Sohn vererbt. Finn Bendixen nahm sogar an Weltmeisterschaften teil und erreichte bei den Deutschen Meisterschaften einen zweiten und dritten Platz. Mit dem Fallschirmtraining anfangen darf man im Übrigen ab 15. Beim Segelfliegen, der zweiten Sparte des LSV, kann man das Vertrauen der Fluglehrer sogar schon mit 14 Jahren bekommen. Diese Sparte ist besonders bei den jungen Mitgliedern sehr beliebt. »Wie oft hat man schon miterlebt, dass verrückte kleine Jungs an unserem Zaun stehen, ihre selbst gebastelten Flugzeugmodelle in der Hand haben, und vom Fliegen träumen. Sobald die Jungs oder Mädels 14 Jahre alt sind, stehen sie bei uns vor der Tür«, erzählt Sprengel, der zustimmendes Nicken seiner Kollegen bekommt. Harms fügt lächeln hinzu: »Das war ja eigentlich bei uns allen so. Wir haben unzählige Beispiele in unserem Verein. Einige von unseren Mitgliedern fliegen jetzt eine Boing 737, Jana Hansen zum Beispiel. Oder Stefan Hornecker ist Airbus-Kapitän. Harms selbst, der jetzige Motorflugreferent, ist über Modellbau und das Segelfliegen zum Motorfliegen gekommen. Über 18 Jahre war er Pilot und Ausbilder für Starfighter- und Tornado-Flugzeuge bei der Bundeswehr. All sein Wissen gibt er jetzt an seine Schüler weiter.

15 Minuten nach Föhr

Sprengel, zum Beispiel, war einer seiner Schüler und hat vor zwei Jahren seinen Motorflugschein gemacht. Inzwischen darf er auch nachts fliegen und auf Wasser landen. Auch das hat ihm Harms beigebracht. Im Sommer will er den noch fehlenden Instrumentenflugschein machen. »Ich habe ja mit dem Nachtflugschein bis jetzt quasi nur den Instrumentenflugschein für Arme«, lacht er und freut sich jetzt schon auf noch mehr Freiheit in der Luft: »Unsere Mitglieder können über unser Buchungssystem eine unserer vier Maschinen buchen. Wenn man dann bei uns startet, hat man 20 Minuten später auf Föhr ein Eis in der Hand oder ist in der gleichen Zeit auf Sylt. Das liebe ich so am Fliegen.« Die drei LSV-er räumen ein, dass es kein billiges Hobby ist, sich jeder bezahlte Euro aber lohnt: »Ich habe früher Nachtschichten geschoben oder Zeitungen ausgetragen, um Geld für Flugstunden zu verdienen. Manchmal musste ich eben etwas warten. Aber die Mehrarbeit wurde immer belohnt«, erzählt Harms aus seiner Jugend. Und auch wenn der inzwischen 60-Jährige schon 31.000 Landungen und 13.000 Flugstunden absolviert hat, denkt er nicht ans aufhören: »Ein Traum wäre nochmal über Grönland oder Afrika zu fliegen. Träumen kostet ja erstmal nichts.« Auch Bendixen will weiter springen. »Die 5000 würde ich gerne voll machen und weiter keinen Kratzer haben«, klärt er seine Kollegen auf. Die beiden fangen an zu lachen. »Wenn die Fallies sagen: kein Kratzer, meinen sie, dass kein Arm gebrochen ist«, schmunzeln Harms und sein erster Vorsitzender.

Ehrenamt

Beim Thema Ehrenamt sind sich dann aber alle wieder einig: »Es ist wie überall: Einer muss es ja machen. Aber wir machen es gern, weil wir unserem tollen Verein etwas zurück geben können. Es macht Spaß, gestalten zu können und auch mal Lob von unseren Mitgliedern zu bekommen«, meint Harms. Sprengel fügt hinzu: »Es gibt ganz viele Leute, die Lust haben, eine Ausbildung zu machen. Aber sie wissen nicht, wie toll unsere Schule und unsere Lehrer sind. » Auf ein Thema haben alle drei keine Lust: »Der Flughafen ist ein Verkehrslandeplatz und viele Geschäftsleute starten und landen bei uns. Einige Politiker versuchen mit dem Thema Schließung des Flugplatzes auf Stimmenfang zu gehen. Das wäre völlig falsch. Wir werden auf jeden Fall weiter für unseren Verein und den Flugplatz kämpfen, die wir so lieben«, beendet Bendixen die nette Runde in ihrem Restaurant »Fly-Inn«. Vielleicht sitzen in ein paar Monaten an gleicher Stelle weitere Spartenleiter, denn die Ballonfahrer und Modellflieger träumen genau so gerne vom Fliegen. Es muss nicht immer Fußball sein Sport bewegt. Den Körper, die Menschen, und das auf unterschiedlichste Art und Weise.


Grit Jurack 

Unser Sportartencheck

Deutschland ist zwar Fußball-Land und Norddeutschland fest in den Händen des Handballsports, aber auch hier in der Region gibt es weit mehr als das. 
Der Norden ist in Bewegung. Zu Wasser, an Land oder in der Luft und präsentiert Spartensport auf Spitzenniveau. Jede Woche schreiben wir über eine andere Sportart, die von Menschen hier in der Region betrieben wird und berichten, was die Sportler an ihrem Sport begeistert und warum man ihn vielleicht selbst einmal ausprobieren sollte. Ihr wollt eure Sportart vorstellen? Dann schreibt uns eine Mail an: sport@fla.de.

Ene Übersicht unserer Serie findet ihr hier.

Resume

Luftsportverein Flensburg ligger på flypladsen Schäferhaus i Flensborg. Dem, som elsker at nyde friheden over skyerne, er velkommen i klubben. Man kan lære at styre en flymaskine med eller uden motor eller at springe faldskærm. Dr. Martin Sprengel er formand for klubben. Selv har han tilladelsen til at styre en flymaskinen i to år. Hans afdelingsledere i henholdsvis motorfly og faldskærm har mange flere timer i luften. Jörg Bendixen grundlagde faldskærmafdelingen i 1982 og er siden da sprunget mere end 4000 gange. Hans mål er dog 5000 spring. Så længe vil han både som frivillig og træner arbejde i klubben. Heiko Harms, som står for motorflyafdelingen, har selv været pilot og lærer for kampjet i Bundeswehr. Nu uddanner han eleverne i klubben. Det er en af de store fordele, klubben har. Kun få ved, mener Dr. Martin Sprengel: lærerne i LSV er profs på hver deres område. Alle er velkommen til at se på mulighederne, klubben tilbyder.

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