Update: Heim-Fluch gegen den Meister beendet

Handball

03. September 2017, 16:38 Uhr

Mattias Andersson zeigte eine überragende Leistung gegen die Löwen. (Foto: Lars Salomonsen)

Flensburg. Die ersten beiden Szenen der Partie ließen keine Zweifel daran aufkommen, was sich die SG Flensburg-Handewitt im Top-Spiel gegen die Rhein-Neckar Löwen vorgenommen hatte. Beim ersten Angriff warf sich Holger Glandorf in seiner unnachahmlichen Art in die Deckung des Meisters und erzielte das 1:0. In der eigenen Abwehr packte Jacob Heinl beim ersten Löwen-Angriff beherzt zu und vereitelte so zunächst den Ausgleich. 


Die gesamte SG-Bank sprang bei seinem Zweikampf auf, ballte die Fäuste und brüllte mit den 6300 Zuschauern in der ausverkauften Flens-Arena pure Leidenschaft und absoluten Siegeswillen heraus. Gepaart mit jener Aggressivität, die der SG beim 29:32 in Hannover im ersten Durchgang fehlte, zwang der Vizemeister den amtierenden Titelträger in die Knie und beendete somit den Heimfluch gegen die Süddeutschen. Diese hatten zuvor vier Mal in Serie in Flensburg gewonnen und ihr dänischer Trainer, Nikolaj Jacobsen, musste auf der anschließenden Pressekonferenz auch eingestehen, dass es zuletzt »mehr Spaß gemacht hatte«, die Partie gegen die SG zu analysieren. »Der Sieg der Flensburger war verdient. Kleinigkeiten haben den Ausschlag gegeben und ich war eigentlich mit vielen Dingen zufrieden. Allerdings nicht mit den letzten fünf Minuten der ersten und den ersten fünf Minuten in der zweiten Halbzeit, da haben wir das Spiel verloren und das ärgert mich.« 

Glücklicher Trainer

Sein Gegenüber, SG-Coach Maik Machulla, war dagegen »glücklich und stolz«. »Vor allem die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind, hat mich gefreut und die Aggressivität meiner Jungs war beeindruckend«, so Machulla, der gestand: »Die letzten zwei Tage waren nicht schön, die Niederlage in Hannover saß tief. Die Mannschaft hat aber eine Reaktion gezeigt und das freut mich.« Weniger erfreulich aus SG-Sicht war allerdings, was sich in der dritten Minute ereignete. Jim Gottfridsson verletzte sich bei einer Abwehraktion und konnte nicht weiterspielen. Nach dem Spiel klagte der Schwede über Schmerzen im Wadenbein. Er wurde noch am Sonntag Nachmittags ins Krankenhaus geschickt, um die Verletzung genauer untersuchen zu lassen. »Jim ist aktuell gut drauf und ich hoffe, dass es nichts Schlimmes ist«, so Machulla, der nun die Diagnose abwarten muss.

Überragender Andersson

Gut drauf waren glücklicherweise für die Hausherren auch noch andere. Mattias Andersson zeigte einmal mehr eine überragende Leistung und war ein bärenstarker Rückhalt hinter der diesmal sicheren Abwehr. Aus dieser ragte der bewegliche Anders Zachariassen heraus. »Irgendwie passen die Löwen gut zu mir«, freute sich der Däne, der gleich mehrfach Grund zur Freude hatte. Er wurde für sein 100. Spiel im SG-Trikot ausgezeichnet und vor einer Woche Vater. »Ich finde nicht, dass der Druck nach dem Spiel gegen Hannover höher war. Wir haben immer Druck, wenn wir spielen, aber wir wollten einfach eine bessere Leistung zeigen«. Andersson ergänzte: »Diesmal haben wir viel aggressiver und von Anfang an mit mehr Körpersprache agiert.« Die SG-Abwehr hatte sich gut auf Löwen-Spielmacher Andy Schmid eingestellt, seine genialen Anspiele an den Kreis ließen sich aber nicht komplett unterbinden. Dafür hatte die SG auf den Halbpositionen diesmal klare Vorteile. Wo in der Vergangenheit Kim Ekdahl du Rietz das Gäste-Spiel ankurbelte, agierte diesmal Mads Mensah Larsen. Der dänische Nationalspieler hatte im Duell mit Holger Glandorf allerdings keine Chance. Der Weltmeister von 2007 war gemeinsam mit Rasmus Lauge auf halblinks bester SG-Torschütze (jeweils sieben Tore).

Die richtigen Worte

Bis zum 8:9 (22.) war es extrem spannend und die Führung wechselte hin und her. Die SG nahm eine Auszeit. »Ich weiß nicht mehr, was ich gesagt habe«, so Machulla hinterher. Es müssen aber die richtigen Worte gewesen sein. Nach einem 8:1-Lauf führte sein Team nach 37 Minuten plötzlich mit 16:10. Das war allerdings noch keine Vorentscheidung. Erst als Schmid beim 24:21 (55.) für die SG übers Tor zielte, war diese gefallen. »Wir haben heute gezeigt, was wir leisten können, wenn wir als Mannschaft zusammenstehen«, so Machulla. 

Statistik zum Spiel:

SG Flensburg-Handewitt: Andersson 1, Lind n.e. – Karlsson, Glandorf 7, Mogensen 5, Svan 5, Wanne, Jeppsson, Steinhauser n.e., Heinl, Zachariassen, Toft Hansen n.e., Gottfridsson, Lauge 7, Mahé 2/2, Rød n.e.
Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Palicka – Schmid 3, Bliznac n.e., Radivojevic n.e., Baena 2, Tollbring 1, Rnic, Mensah Larsen 2, Pekeler 4, Groetzki 6, Reinkind, Taleski n.e., Guardiola 1, Petersson 3, Kessler n.e.
Schiedsrichter: Robert Schulze/Tobias Tönnies
Zuschauer: 6300 (ausverkauft)
Siebenmeter: 4/3:- (Lauge scheitert an Palicka)
Zeitstrafen: 5:3 (Lauge 2, Karlsson, Wanne, Zachariassen – Pekeler, Schmid, Mensah Larsen)