Die Entwicklung der SG: Das sagen die Fanclubs

Umfrage

Thomas Bleicher
09. März 2018, 11:20 Uhr

Teilen Freud und Leid mit den Handballern der SG Flensburg-Handewitt: Die vielen Fans. Der Handball-Bundesligist hat mehrere Fanclubs, die sich gegenüber Flensborg Avis zur aktuellen Lage äußerten. (Archivfoto)

Flensburg. Viel los bei der SG Flensburg-Handewitt. Eine Nachricht jagt quasi die nächste. Nun wurde auch der Abgang von Rasmus Lauge (nach der nächsten Saison) bekannt, Unruhe gab es - wie berichtet - um Hampus Wanne. Zugleich stehen bereits mehrere neue, junge Gesichter für die nächste Saison und die kommenden Jahre fest. Die Sportredaktion von Flensborg Avis wollte von den Fanclubs des Vereins wissen, wie sie die aktuelle Situation und Entwicklung bei der SG Flensburg-Handewitt einschätzen. 

Das sind die Antworten*:
Kassenwart Roland Schmidt schrieb im Namen des Vorstands der »Wikinger« (257 Mitglieder):
»Ein Umbruch muss ja irgendwann eingeleitet werden, aber einen so großen Umbruch hat es seit 25 Jahren nicht mehr bei der SG gegeben. Allein die Tatsache, dass zwei Torhüter gleichzeitig wechseln, hat es ebenfalls zuletzt vor 25 Jahren gegeben. Ferner wird es in der nächsten Saison sehr schwierig da nur 2 von den 6 Neuzugängen Bundesliga-Erfahrung mitbringen. 

Traurig, wenn Alteingesessene gehen

Ich hoffe trotzdem, dass ein oder zwei Spieler so gut einschlagen wie damals Oscar Carlén. Die Erwartungen für die nächste Saison müssen unter diesen Voraussetzungen zurückgeschraubt werden. Grundsätzlich wird nicht nur die SG weitere Spitzenspieler an ausländischen Topclubs verlieren, sondern die gesamte Liga, da die Bundesliga mit ihrer Spielplangestaltung meines Erachtens die Spieler kaputt macht. Für Nationalspieler von Ver-eine, die auch noch Champions League spielen, ist die Belastungsgrenze im Moment überschritten.«


Heike Jensen (Vorsitzende von Die »Nordlichter«, ca. 50-55 Mitglieder):
»Natürlich sind wir traurig, wenn viele der älteren, guten Spieler gehen. Angst wäre das falsche Wort, aber wir befürchten schon, dass wir möglicherweise nicht mehr um die oberen Ränge mitspielen. Die vielen neuen Spieler müssen sich erst aneinander gewöhnen und sich kennenlernen und einspielen. Das ist natürlich ein schwieriges Unterfangen, wenn viele Auswechslungen stattfinden. Ich denke aber auch, dass es für alle ein Neuanfang ist. Irgendwann muss man sich von den Alteingesessenen trennen, die vielleicht auch andere Wege gehen wollen. Die Spieler werden bei so vielen Spielen sehr gefordert. Wir müssen daher hoffen, dass neue Spieler kommen, die ihr Bestes für den Verein geben. Das können wir nicht beeinflussen als Fans. Natürlich sind wir bei Weggängen traurig, können das wie gesagt aber nicht beeinflussen. Man muss die Situation nehmen wie sie kommt und hoffen, dass die neuen Spieler sich schnell in die super Gemeinschaft, die wir immer hatten und haben, einfinden.«

»Regeln Seelenfrieden über Berater und Presse«

Sven Anker (Alte Garde, ca. 35 Mitglieder):

»Wir betrachten die Entwicklung generell kritisch. Die SG hat immer ausgemacht, dass Dinge hinter verschlossenen Türen besprochen werden und erst dann an die Öffentlichkeit geraten, wenn es etwas zu verkünden gibt. Mittlerweile geht die Entwicklung dahin, dass Spieler und ihre Berater genau das nicht immer verfolgen und Dinge bereits vor einem Ergebnis in der Öffentlichkeit breit getreten werden. Mit dem Wissen, was wir haben, stellen wir uns die Frage, was sich manch einer raus nimmt. Einige haben noch nicht mal eine Saison als Stammkraft absolviert und regeln ihren Seelenfrieden über Berater und Presse. 
Andere verlängern ihren Vertrag, in dem Wissen was sie erwartet, und plötzlich ist der Stress zu viel. Die Begründung ist uns ehrlich gesagt zu einfach, denn am Ende wird diese Meinung sicherlich durch entsprechende Euro- bzw. Forint- Zahlungen verstärkt. Die aktuelle Unruhe tut der Mannschaft nicht gut. 
Aktuell ist man von der Meisterschaft weit entfernt, die zumindest finanziell lukrative Qualifikation zur Champions League ist mehr als fraglich und das Final Four in Hamburg hat man nach diversen Jahren nicht erreicht. Wir glauben, dass man sportlich genug Hausaufgaben hat. Da sind diese Ablenkungsmanöver nicht zielführend. Wir glauben, dass nach dieser Saison eine erste große Zäsur statt findet. Sportlich sowieso, aber vor allem auch menschlich. Ein großer Teil wichtiger Charaktere wird den Verein verlassen. Integrationsfiguren, die jahrelang auch erkannt haben, was die SG als Gesamtkonstrukt für sie ist und sich auch abseits des Feldes als absolute Sportsmänner verhalten haben und mit denen man sich austauschen konnte. Wir sind nicht so vermessen zu glauben, dass man hier oben der guten Luft wegen seine Zelte als Spieler aufschlägt. Aber dennoch hat die SG immer einen gewissen Charakter gehabt. Auf dem Feld und Abseits davon. Auf dem Feld geht nach der Saison ein großer Teil verloren und es liegt an den nachfolgenden Generationen, in diese großen Fußstapfen zu treten. Abseits des Feldes geht dieser Charakter leider schon seit Jahren verloren. Am Ende werden wir als Gruppe gut daran tun, nicht jeden Spieler gleich hoch zu jubeln, nur weil er den Ball geradeaus werfen kann und wir hoffen, dass der ein oder andere auch mal erkennt, dass der Spatz in der Hand besser ist als die Taube auf dem Dach.«
Marc Reese
mr@fla.de 
* Den Fanclub »Hölle Nord« haben wir leider nicht erreicht.