Holstein im Aufbruch: Unternehmen 2. Liga kann beginnen

Fußball

20. Juni 2017, 18:40 Uhr

Kiel. Das Unternehmen 2. Fußball-Bundesliga ist in Kiel angelaufen, der Appetit der Fans an der Förde gewaltig. Unter den Zuschauern, die zum Trainingsstart von Aufsteiger Holstein Kiel erschienen waren, schien nahezu Einigkeit zu herrschen: Diese Mannschaft steigt nicht wieder ab, ein Mittelfeldplatz ist drin. 

»Die Liga ist eine Herausforderung, Druck verspüren wir keinen«, sagt Trainer Markus Anfang. Der 43 Jahre alte Coach hat die Truppe nach 36 Jahren wieder in die Zweitklassigkeit geführt. Was Beobachter bei einem Aufsteiger als Ziel erwarten, lehnt er ab. »Ich lös' mich vom Ziel Nichtabstieg. Das ist darauf ausgerichtet, etwas verhindern zu wollen. Aber ich will nichts verhindern, ich will rausgehen und gewinnen.«

Baustelle Stadion

Der Verein muss für die höherklassige Saison zahlreiche Aufgaben erfüllen. Wichtigste Baustelle ist das Stadion. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) fordert eine Mindestkapazität von 15.000 Plätzen, gewährt dafür aber eine Übergangsfrist. Bis 2018 will der Verein das Fassungsvermögen des Holstein-Stadions von 10.900 auf 15.400 Zuschauer erweitern. Nach der Kieler Woche der Segler wird mit den Baumaßnahmen begonnen. Die Tribüne an der Gegengerade wird um 2000 Plätze erweitert. Die Gästekurve soll im Herbst abgerissen und durch eine Tribüne mit doppelte so vielen Plätzen ersetzt werden. Später ist die Haupttribüne dran. Komplett umgebaut und modernisiert wird das Stadion erts 2023 sein. Dann sollen 25.000 Zuschauer Platz finden. Die Flutlichtanlage wird von 800 auf 1200 Lux verstärkt, die Mannschaftskabinen werden vergrößert. »Noch haben sie Legehennenformat«, meint Pressechef Wolf Paarmann. Zudem müssen neue Medien-Arbeitsplätze her. Für den kurzfristigen Umbau sind rund zehn Millionen Euro veranschlagt. Das Land will sich mit sieben Millionen Euro beteiligen. Ersatzarena für den Fall der Fälle ist das Hamburger Millerntor-Stadion. Die Fans können den Saisonstart kaum erwarten. Binnen weniger Wochen wuchs die Zahl der Mitglieder von 1500 auf 1800. Wohl auch ein Grund: Wer Mitglied ist, hat ein Vorkaufsrecht auf Dauerkarten. Die Nachfrage nach einem Saison-Abo wächst. »Bei rund 6000 wollen wir stoppen«, sagt Paarmann. Der Schnitt von bislang 5600 Besuchern pro Partie soll sich verdoppeln. Die Preise bleiben nahezu stabil. Die Stehplatzkarte kostet künftig einen Euro mehr, das Sitzplatzticket drei.

TV-Millionen

Der deutsche Meister von 1912 plant mit einem Spieleretat von sechs Millionen Euro. Das TV-Geld hat sich von 3. zu 2. Liga von 800.000 auf 6,1 Millionen Euro erhöht. Die Summe, so die Absicht, soll in den Folgejahren wachsen. Entscheidend dafür ist die Tabellenplatzierung. »Wir gehen als Letzter ins Rennen. Jetzt müssen wir uns nach vorne arbeiten«, sagt Geschäftsführer Ralf Becker. Das idyllisch gelegene Trainingsareal in Kiel-Projensdorf mit sechs Rasen- und zwei Kunstrasenplätzen sowie Funktionsräumen sucht seinesgleichen in der 2. Liga. »Wir freuen uns auf die Saison«, betont Becker. »Wir sind total überzeugt von unserer Truppe, wollen uns in der 2. Liga etablieren. Und wir haben einen guten wirtschaftlichen Hintergrund.« Die beiden Hauptsponsoren Citti und Famila mit ihren fußballbegeisterten und vermögenden Chefs Gerhard Lütje und Hermann Langness hätten genug Geld, wenn die Mannschaft weiter verstärkt werden muss.


(dpa)