Kollektives Versagen

Fußball Regionalliga

16. Oktober 2017, 07:00 Uhr

Patrick Thomsen (Mitte) und sein SC waren am Sonnabend völlig aus dem Tritt gegen Außenseiter Hildesheim. (Foto: Sven Geißler)

Flensburg. Als alles vorbei war, versammelte Daniel Jurgeleit sein gesamtes Team um sich. Während die Sieger aus Hildesheim im Hintergrund mit ihren Fans tanzten, sangen und feierten, richtete der Cheftrainer des Fußball-Regionalligisten SC Weiche Flensburg 08 an Ort und Stelle der 0:1-Niederlage am Sonnabend klare Worte an seine Mannen. 


Minutenlang redete Jurgeleit auf die Geschlagenen ein. Eine Erklärung für den laschen Auftritt hatte Jurgeleit nicht, jedenfalls rätselte er - mit seinem Sohnemann auf dem Schoß - auf der Pressekonferenz über das Spielgeschehen. »Es ist für mich nicht zu erklären, wie wir heute dieses Spiel angegangen sind. Mir fehlen da auch die Worte, woran das gelegen hat. An der Einstellung, am Training, dass wir vielleicht zu locker trainiert haben. Oder, dass wir nicht so fokussiert waren, um Ziele zu erreichen«, sagte Jurgeleit mehr fragend als erklärend. Sein SC, als Tabellenzweiter und zuletzt mit mehreren Erfolgserlebnissen ausgestattet, stand von Beginn weg mehr oder minder neben sich. Weitestgehend ideenlos, ohne letzten Biss, Willen und Leidenschaft agierte der Favorit. Eine Großchance in der 25. Minute ließ Fabian Arndt ungenutzt, als er nach einer Flanke von der rechten Seite durch René Guder nur den linken Pfosten anköpfte. Die Gäste machten es ihrerseits besser. Luis Prior Bautista bediente in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit im Strafraum seinen Kollegen Mats Kaiser, erhielt prompt das Leder zurück und schlenzte das Spielgerät fein säuberlich rechts in die Tormaschen. 0:1 - Pause. Nach dem Seitenwechsel wurde es ein wenig besser aus Sicht des Sportclubs. Torge Paetow und Patrick Thomsen hatten nah einer Guder-Ecke in der 53. Minute jeweils per Kopf die Chance zum Ausgleich, vergaben aber ebenso wie eine Minute später Junior Ebot-Etchi, der Gegenspieler Yannick Schulze erst geschickt austanzte, dann aber am Fuß des reaktionsschnellen Nils Zumbeel im Gäste-Tor scheiterte. Abermals Thomsen (55.) vergab die dritte Chance in dieser kurzen Drangphase. Dann plätscherte das Spielgeschehen dahin. Und die Zeit lief Weiche 08 zunehmend davon. Jurgeleit versuchte, mit einem Doppelwechsel in der 65. Minute frische Impulse zu bringen (Tayfun Can und Fiete Sykora kamen rein) - es brachte nicht viel. Letztlich konnte sich der SC bei Torwart Raphael Straub - der gegen die sträflich alleingelassenen Mats Kaiser (73.) und Thomas Sonntag (88.) in höchster Not parierte - bedanken, dass der SC nicht höher verlor.

1:0 war der Nadelstich

»Es tut schon mal gut bei einer Mannschaft, die in die dritte Liga will, zu gewinnen. Flensburg hatte sicherlich mehr Ballbesitz - wir aber hatten die klareren Chancen. Das 1:0 war der Nadelstich, den wir heute gebraucht haben«, sagte Gäste-Coach Jörg Goslar.

»Wir sind nicht so weit«

Jurgeleit, der in der ersten Halbzeit jeglichen Einsatz und körperlichen Aufwand vermisste, fand klare Worte. »Der Kollege spricht von 3. Liga. Wir sind hier noch nicht so weit, um von Anfang einer Saison zu sagen 'wir wollen in die dritte Liga'. Eine Mannschaft, die in die dritte Liga will und Favorit ist, die kann auch mit Rückständen umgehen. Aber wir hatten nach dem Rückstand keine richtigen Lösungen. Wir hatten auch keine Lautstärke auf dem Platz. Und wir hatten - wie soll ich sagen - auch keine Häuptlinge. Und das zeigt, dass wir keine Mannschaft sind, die - wie der Kollege so schön sagt - die die dritte Liga anpeilen kann. Und nach so einem Spiel sollte man sich hier erstmal sammeln. Die Spieler und wir sollten uns mal bewusst machen, was fehlt, um ganz erfolgreich zu sein«, sagte Jurgeleit. Die Mannschaft kann sich nun auf eine gründliche Aufarbeitung dieser 90 Minuten gefasst machen. »Das müssen wir jetzt mitnehmen, und Montag, Dienstag darüber sprechen. Dann wird man sehen, was man möchte und was man will. Und mit welchem Fokus man die Sache angeht, um was Gutes am Ende der Saison zu erreichen. Man kann dieses Spiel jetzt nicht einfach abhaken und sagen ´es gibt halt solche Spiele'«, so Jurgeleit, der lediglich mit Torwart Raphael Straub zufrieden war. »Wir müssen damit leben. Das kann man auch. Wir müssen nur die richtigen Schlüsse daraus ziehen.« Chance auf Besserung bietet sich am kommenden Wochenende: Am Samstag (16 Uhr) gastiert der auf Platz vier abgerutschte SC beim Tabellenzweiten SSV Jeddeloh. 


Marc Reese 
mr@fla.de

SC: Straub - Paetow, Walter, H. Ostermann (70. Meyer) - Thomsen, Hartmann - Ebot-Etchi, Guder - Arndt (65. Can) - Wulff (65. Sykora), Empen.

Hildesheim: Zumbeel - Rauch, Doege, Lange (82. Drizis), Prior, Diouf, Chahed, Staron, Blazevic (24. Sonntag), Kaiser (90. Zlatkov), Schulze.
Zuschauer: 642
Schiedsrichter: Axel Martin

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