Kurioser Beginn entschied das Derby

Handball 3. Liga Frauen

Thomas Bleicher
15. Januar 2018, 08:20 Uhr

Freudentanz der Siegerinnen: Die TSV Nord-Handballerinnen schickten die Derby-Gäste punktlos nach Hause.(Fotos: Tim Riediger)

Harrislee. Thomas Blasczyk traute seinen Augen kaum. Nahezu regungs- und machtlos musste der Trainer der HSG Jörl-Doppeleiche ­Viöl mit ansehen, wie ihm und seinen Schützlingen die Zeit und der Gegner Tor um Tor davonliefen. 


Zweimal hinterein­ander ungewöhnlich früh - bei 0:5 (9. Minute) und 0:8 (13.) - nutzte der Coach seine grüne Timeout-Karte. Doch weil seine Handballerinnen in der 19. (!) Spielminute überhaupt erst mit dem Torewerfen begannen, bis dahin lediglich Latte, Pfosten oder gar nichts trafen, waren die Firebirds an diesem Abend nicht mehr zu retten. Der Derby-Sieg vor 265 Zuschauern in der Holmberghalle ging am Samstagabend an die Hausherrinnen vom TSV Nord, die sich als Tabellenvierter (18:6 Punkte) die Firebirds von der HSG (15:9) nun noch etwas mehr vom Leibe halten. 

»Das hat Harrislee in die Karten gespielt«

»Wir haben das Spiel in den ersten 15 Minuten schon fast aus der Hand gegeben. Wir haben den Sieben­meter und ein, zwei Chancen nicht genutzt - das hat Harrislee in die Karten gespielt«, sagte Thomas Blasczyk bei der Pressekonferenz. 

Später wurde der Coach an alter Wirkungsstätte noch präziser. »In den ersten fünf Minuten ist alles in Ordnung. Das Harrislee Tore wirft, stark zu Hause ist, das ist bekannt. Wenn der Siebenmeter reingeht (Jule Dahm traf bei 0:1-Rückstand nur die Latte, Red.) ist die Körpersprache eine andere. Wir haben ganz einfach die Bälle nicht reingekriegt. Dann gingen die Köpfe runter. Aber die Mädels haben weiter Handball gespielt, sich nicht hängenlassen. Das geht in Ordnung. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen und werden das auch analysieren. Aber in Harrislee kann man verlieren«, sagte Blasczyk, der auf Leistungsträgerin Jana Behrendsen (Teil­anriss im Fuß) verzichten musste. 

Des einen Leid war des anderen Freud. Denn im Gegensatz zur HSG lief beim »Nordexpress« zunächst alles perfekt. »In den ersten 20 Minuten lief das wie aus einem Guss. Es hat alles funktioniert. Wir waren sehr effektiv. Wir haben eine super Abwehr gestellt und konnten das nutzen, um die erste und zweite Welle zu laufen«, sagte TSV-Co-Trainer Peer Linde. Sein Vater, TSV Nord-Cheftrainer Herluf »Shorty« Linde, war mächtig stolz auf seine Schützlinge. »Man darf nicht vergessen: es ist mental sehr schwer, so einen großen Vorsprung über die Ziellinie zu bringen. Wir haben nicht nachgelassen«, sagte »Shorty« Linde. 
Nachdem Rafaela Steffek in der 19. Minute und dem 1:10-Anschlusstreffer das Toreschießen für ihr Team eröffnete, ging es mit einem 5:14-Rückstand der HSG in die Pause. Nach dem Seitenwechsel fiel bei Jörl hauptsächlich Linksaußen Sabrina Maier, mit sieben Toren beste Werferin des gesamten Spiels, auf. Vor allem sie ließ mit ihren vielen Toren Mitte der zweiten Halbzeit (8:18, 9:18, 11:19, 14:21) immer wieder ein Fünkchen Hoffnung aufkeimen, dass es vielleicht doch noch mal enger wird. Näher als bis auf sechs Tore Rückstand (17:23 durch Kristin Machau) kamen die Firebirds den ungemein starken und konzentrierten TSV-Damen aber nicht. 
»In der zweiten Halbzeit war es wichtig zu wechseln. Wir kommen über den Kader, über das Kollektiv«, verdeutlichte Peer Linde. Am kommenden Wochenende haben beide Teams spielfrei. Weiter geht es für die HSG Jörl-Doppeleiche Viöl am Samstag, 27. Januar, um 16.45 Uhr mit dem Heimspiel gegen Spitzenreiter Buxtehuder SV II. Der TSV Nord spielt tags darauf, am Sonntag, 28. Januar, um 17 Uhr bei Aufsteiger TSV Wattenbek.

Marc Reese 
mr@fla.de

Statistik

TSV Nord: Tiedemann, Tüx - Fischer 2, Natusch, Lundelius 1, Woch 5/1, Fries 1, Carstensen 5, Lache 1, Hauschild 1, Lauf, Jensen 4/1, Jakusch 3, Volquardsen 4.

HSG Jörl-DE Viöl: Kühl, Voigt - Jessen, Hansen, Brück, Schulz 4, Steffek 3, Pahl 3, Köster, Dahm, Maier 7, Machau 3.
Zeitstrafen: 3:2
Siebenmeter: 3/2:2/0
Zuschauer: 265
Schiedsrichter: Blunck/Maczeyzik