Machtkampf um Aufsichtsrat beim Hamburger SV
Fußball
»Erpresser«, schreien die einen, »er hat ja so recht«, johlen die anderen. Am Mittwochabend will der Aufsichtsrat tagen und die Wogen glätten. Ratsmitglied Jens Meier, Präsident des HSV e.V. und Gegenspieler Kühnes, muss seine Vorstellungen erläutern, wie es ohne einen Kühne-Mann im Rat funktionieren soll. Denn Kühnes Abgesandten, den Wirtschaftsmanager Karl Gernandt, will Meier nicht mehr. Eine Möglichkeit, dass Meier noch auf Kühne zugehen kann, gibt es nun dennoch: Der vom e.V.-Chef für den Rat vorgesehene Karl J. Pojer, Vorsitzender von Hapag-Lloyd-Cruises, hat seine Kandidatur offiziell zurückgezogen. Damit könnte der Weg in den Aufsichtsrat für einen Kühne-Vertrauten frei sein. Kühne ist mit 20,57 Prozent der zweitgrößte Anteilseigner an der AG nach dem HSV e.V. (derzeit 76,19 Prozent). Mit seinen Anteilskäufen und Darlehen hat er dem HSV schon zweimal die Lizenz gerettet. Nach eigenem Bekunden hat er 60 Millionen Euro, nach Ansicht einiger vereinsnaher Beobachter sogar rund 100 Millionen Euro in den HSV gepumpt. Ohne den 80 Jahre alten Edelfan gäbe es den einstigen Europapokalsieger der Landesmeister und noch nie abgestiegenen Bundesligisten wohl nicht mehr in der Eliteliga. Das verbriefte Recht auf einen Vertreter im Aufsichtsrat hat Kühne nicht, ein moralisches möglicherweise schon. Ungeschickt ist es von dem in der Schweiz lebenden Hamburger allerdings, immer wieder in der Öffentlichkeit Lawinen loszutreten. Seine Einlassungen über »Luschen« und »Jahrhundertflops« im Profi-Kader klingen den HSV-Verantwortlichen noch in den Ohren.