Schlechte Perspektiven

Handball-Bundesliga

Thomas Bleicher
23. Dezember 2017, 09:20 Uhr

Die Löwen Gedeon Guardiola, Hendrik Pekeler und Mads Mensah Larsen feiern den Sieg - Thomas Mogensen (vorne) und seine Flensburger Mitspieler mussten eine deutliche Niederlage in Mannheim schlucken. (Fotos: Uwe Anspach/dpa)

Mannheim. Dierk Schmäschke winkte ab und lief davon. »Darüber rede ich nicht«, sagte der Geschäftsführer der SG Flensburg noch, ehe er im Bauch der SAP Arena verschwand. Es war nachvollziehbar, dass Schmäschke nicht über das Thema sprechen wollte, dass vor dem Spiel Nikolaj Jacobsen dieser Zeitung gegenüber angesprochen hatte. Der Trainer der Rhein-Neckar Löwen hatte die These aufgestellt, dass der Sieger des Spitzenspiels der Löwen gegen die SG die beste Chance besitzen würde, am Ende der Saison Deutscher Meister zu werden. Und weil der amtierende Meister das Topspiel kurz vor Weihnachten gegen die Vize-Meister klar mit 32:27 (20:16) gewann, hatte der Unterlegene eben wenig Lust, über die Perspektiven in der Liga zu sprechen.

Löwen haben jetzt »die besseren Chancen«

Man muss Schmäschke zugutehalten, dass er das Thema nicht gänzlich verschweigen wollte. Wenige Minuten später kehrte er aus den Katakomben zurück und verwies darauf, dass die Meisterschaft »erst am Ende« entschieden werde. Allerdings besäßen die Löwen jetzt »die besseren Chancen«. Im Grunde beantworteten die Flensburger die Aussichten im Titelkampf ganz eindeutig, weil sie nicht darüber sprechen wollten. Holger Glandorf, eigentlich ein verlässlicher Partner für die Medien, stand nur für ein Interview mit dem übertragenden TV-Sender zur Verfügung, danach marschierte er an den Vertretern der schreibenden Medien vorbei. Der Linkshänder wollte ganz offensichtlich den Fragen aus dem Weg gehen, die er nicht hören wollte. Ob die Flensburger zum dritten Mal hintereinander von den Rhein-Neckar Löwen vom Griff an die Meisterschale abgehalten werden würden?

Fahrlässig selbst in diese Lage manövriert

Dazu fällt es schwer, Stellung zu nehmen, wenn man weiß, dass die Tendenz jetzt erst einmal in diese Richtung geht. Und mehr noch, wenn einen das Gefühl umschleicht, dass man sich fahrlässig selbst in diese Lage manövriert hat. Natürlich hatten die Löwen eine richtig gute Leistung gezeigt, so wie das ein zweifacher Meister in einem Heimspiel vor 13.000 Fans eben macht. Aber es war nicht unmöglich für die SG, zum dritten Mal hintereinander in Mannheim zu gewinnen, wenn sie nicht zwei entscheidende Schwächen, in jeder Halbzeit eine, offenbart hätte.

Zu viele technische Fehler

Als die Badener in der ersten Hälfte bis auf sieben Treffer davonzogen, profitierten sie in großem Maß von den technischen Fehlern der Flensburger. Andreas Palicka hielt in der ersten Halbzeit nur einen Ball und trotzdem zogen die Löwen bis auf 15:8 davon. »Das waren zu viele technische Fehler«, bemängelte Schmäschke. Die spielerisch so starken Flensburger hatten ihren wohl größten Konkurrenten im Titelkampf förmlich dazu eingeladen, sich in einen kleinen Rausch zu spielen – und mit der Unterstützung der Fans in der Arena nutzten Andy Schmid und seine Kollegen die unerwarteten Fehler der SG, um in einer Halbzeit 20 Tore gegen die sonst so starke Abwehr der Flensburger zu werfen. Es spricht für den Vize-Meister, dass er am klaren Rückstand nach 20 Minuten nicht brach und sich noch einmal eine Möglichkeit erarbeitete, das Spitzenspiel zu gewinnen. Nach 37 Minuten hatten sich die Schützlinge von Maik Machulla auf 19:21 herangekämpft, die Löwen mit einer starken Deckungsleistung in Schwierigkeiten und die Halle damit zum Schweigen gebracht. Doch als es nach einer Wende aussah, verzweifelten Glandorf und seine Kollegen an Mikael Appelgren. Der Schwede war Ende der ersten Halbzeit für Palicka ins Tor gekommen und schaffte es als erster Torwart in diesem Match, Akzente zu setzen. Appelgren wuchs über sich hinaus, schien minutenlang vier Arme zu haben und parierte freie Chancen der Flensburger in Serie. Die Folge war ein Lauf der Löwen von 21:19 auf 26:20 (47.), so dass die Partie 13 Minuten vor dem Ende gegen die SG entschieden war. »Wir bringen uns da selbst um den Lohn«, kommentierte Machulla die schwache Chancenverwertung gegen den Torwart der Löwen.

Dienstag kommt TSV Hannover-Burgdorf

Mit der vierten Niederlage in dieser Saison rutschten die Flensburger auf den vierten Platz in der Tabelle ab, haben am zweiten Weihnachtsfeiertag aber die Möglichkeit, zumindest einen Rang wieder gut zu machen. In der Flens-Arena wartet mit der TSV Hannover-Burgdorf das Überraschungsteam der Saison, das aktuell Dritter ist – mit einem Punkt Vorsprung auf die SG. 

Michael Wilkening

Statistik

Rhein-Neckar-Löwen:Palicka, Appelgren - Petersson (2), Schmid (6), Mensah (3) - Groetzki (4), Sigurdsson (9/3) - Pekeler (6) - Guardiola, Reinkind, Baena (2), Radivojevic, Bliznac, Tollbring, Trost, Taleski.

SG Flensburg-Handewitt:Andersson (17/3), Møller (15/6) - Glandorf (6), Lauge (8), Mahé (3/2) - Svan (1), Wanne (2) - Toft Hansen (2) - Karlsson, Jeppsson, Mogensen (3), Zachariassen (2), Steinhauser, Heinl, Gottfridsson.
Spielfilm:4:4 (6.), 8:6 (11.), 12:6 (16.), 16:10 (21.), 19:14 (28.), 20:16 (Hz.), 21:19 (37.), 24:20 (42.), 27:22 (48.), 30:25 (56.), 32:27 (Ende)
Siebenmeter:3/3 : 2/2
Zeitstrafen:2:3 (Schmid, Guardiola – Toft Hansen, Zachariassen, Mogensen.
Beste Spieler:Appelgren, Pekeler, Groetzki - Lauge, GlandorfZuschauer:13.200Schiedsrichter:Schulze/Tönnies (Magdeburg). 

Dansk resume

Mesterholdet Rhein-Neckar Löwen satte forfølgerne fra SG Flensburg-Handewitt på plads sent torsdag aften i Mannheim. Löwen med den danske cheftræner Nikolaj Jacobsen vandt 32-27 og topper Bundesligaen. SG mistede to pladser, fordi både Füchse Berlin og TSV Hannover-Burgdorf vandt deres kampe. Hannover er næste SG-modtsnader, når de to hold tørner sammen på tirsdag, 26. december, kl. 17 i Flens-Arena.