UPDATE #2: SG mit Ausrufezeichen im Titelkampf

Handball

09. November 2017, 20:35 Uhr

Holger Glandorf (am Ball) zeigte eine gute Vorstellung in Berlin. (Foto: Soeren Stache/dpa)

Berlin. Erfolgreiche Pokal-Revanche und dickes, fettes Ausrufezeichen in der Bundesliga. Die SG Flensburg-Handewitt hat den Tabellenführer Füchse Berlin in eigener Halle bezwungen und ist nach Minuspunkten (5) mit dem Team aus der Haupstadt gleichgezogen. Nach 60 spannenden Minuten gewannen die Gäste mit 30:26 (14:13) und meldeten damit ihre Ansprüch im Rennen um die Deutsche Meisterschaft an. Gleichzeitig revanchierte sich der Meister von 2004 für das Pokal-Aus vor wenigen Wochen in der »Hölle Nord« und fügte den Berlinern die erste Heimniederlage der Saison 2017/18 bei.

Mit einer Niederlage wäre die SG bereits frühzeitig aus der Titel-Verlosung raus gewesen, doch das Team von Chefcoach Maik Machulla hielt dem Druck stand und bezwang nach den Rhein-Neckar Löwen nun auch den zweiten bislang großen Konkurrenten an der Tabellenspitze.
»Das war ein super wichtiger Sieg, wir hatten eine gute Abwehr und das war der Grundstein für den Erfolg«, so SG-Keeper Mattias Andersson wenige Sekunden nach Spielende gegenüber unserer Redaktion.
Die SG geriet sofort mit 0:3 in Rückstand und Berlin schien den Gegner zu überrennen. Holger Glandorf (4.) gelang der erste Flensburger Treffer. Wie so oft in dieser Saison hatte die SG aber die ersten Minuten der Partie verschlafen und zeigte eine schwache Chancenverwertung. Die Folge: Die Gastgeber blieben stets in Front. 
Dennoch machte Machulla seinen Schützligen mut, lief an der Seitenlinie auf und ab und klatschte in die Hände. Die Spielzüge waren schließlich nicht schlecht, endeten zumeist jedoch beim Füchse-Schlussmann.
Nationalkeeper Silvio Heinevetter spielte – wie immer in den letzten Jahren gegen die SG – stark auf. SG-Außen Lasse Svan nahm er bei fünf Versuchen gleich drei Bälle weg (zudem ging einer an die Latte) und deshalb blieb SG-Coach Machulla nach 16. Minuten gar nichts anderes übrig, als den Olympiasieger auszuwechseln. Kurz darauf lag Flensburg mit 6:10 hinten und der Trainer reagierte erneut. Diesmal warf er die grüne Karte und nahm eine Auszeit. Machulla brachte Simon Jeppsson und Thomas Mogensen. Vor allem Jeppsson glänzte als Anspieler und Torschütze. Die Gäste kamen heran und ging zwei Sekunden vor dem Seitenwechsel sogar in Führung. Henrik Toft Hansen drehte den Ball zum 14:13 für die SG ins Netz. 

Nach dem Seitenwechsel gelang Jeppsson das erste Tor, doch dann fielen drei Berlin-Tore. In der Summe also erneut ein 3:1-Start für die Füchse. Bis zum 19:19 (41.) ging es nun hin und her, danach erkämpfte sich Flensburg die Führung (20:19, 45.) und gab diese bis zum Ende nicht mehr her. Beim 27:25 (56.) für die SG hatte der überragenden Andersson eine geniale Idee. Erst flüsterte er direkt vor der Pressereihe seinem Landsmann Hampus Wanne etwas ins Ohr und eilte danach zur Bank, um sich mit Machulla abzustimmen. Der gab per Handzeichen eine Anweisung an Wanne und es war klar, eine Wurffalle für Berlins Mattias Zachrisson war vorbereitet. Der hatte zuvor immer wieder die Eins-gegen-Eins-Duelle mit Wanne gewonnen und Andersson überlistet. Der ”alte Schwede” fand das gar nicht witzig und war unzufrieden mit der Abwehrarbeit von Wanne. Jetzt aber hatte er einen Plan.
Zunächst warfen die Berliner jedoch einen Ball ins Seitenaus. Die SG scheiterte mit ihrem nächsten Angriff ebenfalls.
Und dann schnappte die Falle zu. Wanne machte absichtlich einen Schritt zu wenig, Zachrisson kam zum Wurf und Andersson war zur Stelle. Flensburg traf zum 28:25 und die Entscheidung war gefallen.
»Ja, Mattias hatte die Idee mit der Wurffalle und kam zu mir, um micht aufzuklären. Ich muss schließlich wissen, wenn die Jungs die Taktik abändern, sonst hätte ich Hampus ja kritisiert«, so Machulla, der Andersson, Wanne und auch Jeppsson auf der Pressekonferenz nach dem Spiel ein Sonderlob zukommen ließ.
»Simon hat viel Verantwortung übernommen. Er ist noch ein junger Spieler und es hat ihm und uns gut getan, dass er so ein gutes Spiel gemacht hat. Er hat viele richtige Entscheidungen getroffen. Hampus spielt auch seine erste Saison, in der er immer 60 Minuten durchspielt. Auch er ist noch jung und hat viel Verantwortung übernommen. Und Mattias hat einmal mehr super gehalten«, so Machulla, der abschließend meinte: »Ein Sieg in Berlin ist nie alltäglich, daher haben sich die Jungs auch zurecht sehr über den Erfolg gefreut. Wir haben hart dafür gearbeitet.«

Am Sonnabend geht es für die SG in der Champions League weiter. Um 17.30 Uhr (MESZ/live Sky) gastieren die Flensburger bei Meshkov Brest und Petar Djordjic in Weißrussland. Die SG reist am Freitag direkt aus Berlin zum Europacup-Spiel.

Weitere Informationen folgen an dieser Stelle und am Sonnabend in der gedruckten Zeitung von Flensborg Avis.

Ruwen Möller

Statistik

Füchse Berlin: Heinevetter (11/1 Paraden), Stochl (2 Paraden, ab 45.) – Wiede 3, Nenadic 3, Elisson 2, Struck, Gojun 2, Lindberg 4/3, Fäth 2, Schmidt 5, Drux 1, Kopljar 1, Zachrisson 3
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (16 Paraden), Møller (1/1 Parade, bei einem 7m) – Karlsson, Glandorf 6, Mogensen 1, Svan 1, Wanne 6, Jeppsson 7/1, Steinhauser 2, Heinl 1, Zachariassen, Toft Hansen 3, Lauge 2, Mahé 1, Rød
Schiedsrichter: Baumgart/Wild (Altenheim/Elgersweier)

Zeitstrafen: 2:4 Minuten (Heinevetter, Schmidt – Karlsson 2, Rød, Toft Hansen)
Siebenmeter: 4/3:2/1 (Møller hält gegen Lindberg – Lauge scheitert an Heinevetter)
Zuschauer: 8174