Sieg über das Trauma

Schleswig-Holstein-Pokal

18. August 2017, 10:00 Uhr

Grenzenloser Jubel bei Neuzugang Nico Empen (li.) und Rückkehrer René Guder nach dem gewonnenen Thriller. (Foto: John Garve)

Lübeck. So viele Anläufe, so viele Enttäuschungen - doch jetzt ist die bislang scheinbar uneinnehmbare Festung Lohmühle aus Flensburger Sicht endlich gefallen. Der SC Weiche Flensburg hat sich am späten Mittwochabend beim VfB Lübeck nach einem wahren Flutlichkrimi im Elfmeterschießen mit 6:4 (3:3 n.V.) ins Halbfinale des SHFV-Pokals vorgekämpft.

Man habe hier derart viele bittere Pleiten erlebt, holte Co-Trainer Marc Peetz nach dem Spiel aus - und konnte seinen Satz gar nicht richtig beenden. Das musste er auch gar nicht. Allen Beteiligten war klar, was unausgesprochen blieb: Flensburg war einfach mal dran an diesem Abend, der genauso für die enttäuschten und abgekämpften Lübecker hätte strahlend ausgehen können. 

Doch es schien an der Zeit. Der VfB war zuletzt so etwas wie der Angstgegner der Flensburger geworden, bei den letzten Vergleichen noch als ETSV Weiche firmierend. In der letzten Regionalliga-Saison hatten die Lübecker gleich zweimal gewonnen. Das Landespokalfinale 2016 war im Stadion Lohmühle an Lübeck gegangen, ebenso wie 2012 - jeweils nach Weicher Führung. 

Diesmal haben die Gäste aus Flensburg den Spieß einfach umgedreht. »Wir haben Fehler gemacht, sind aber immer wieder zurückgekommen«, so Peetz. Sein Cheftrainer Daniel Jurgeleit war phasenweise am Verzweifeln, gestikulierte, dirigierte, raufte sich die Haare und sah erst nach einer halben Stunde seine Elf eine bessere Ordnung aufweisen. 

Der SC hatte sich zu Beginn schlicht überrumpeln lassen. Nach einer unsauber geklärten VfB-Ecke landete der zweite Ball bei Dennis Hoins, der von der Strafraumkante abzog und rechts unten versenkte (7.). So wie der Grünspan der Lübecker Kirchtürme über dem Stadiondach im Licht der untergehenden Sonne strahlte, so verfinsterte sich Jurgeleits Miene. 

Recht unerwartet traf Nico Empen per Abstauber nach strammem Schuss von Rene Guder, der direkt in der Startelf stand, zum 1:1 (19.). Doch die Lage blieb brenzlig, nach dem Seitenwechsel gar bedrohlich: Flensburg vertändelte einen eigentlich entschärften Eckball, über Umwege landete das Spielgerät bei Gary Noel, der auf 2:1 stellte (50.). 

Die Gäste aber steckten nicht auf. Jurgeleit zog seine verbliebenen Joker Tim Wulff und Tayfun Can - doch wieder war es der bis zum Umfallen kämpfende Empen, der die Verlängerung erzwang (79.). Beide Teams wankten, unzählige Beine quittierten den Aufwand mit Krämpfen. Aber selbst, dass Lübeck ein drittes Mal nach Abwehrfehler in Führung ging, erneut durch Hoins (97.), konnte den SC nicht stoppen.

Die Gästebank bebte

Guder steckte durch auf Empen, der flach im Zentrum Nedim Hasanbegovic bediente: 3:3 (107.). Die Gästebank - auf ihr auch der noch nicht im Kader stehende Neuzugang Dominic Hartmann - bebte. Im Elfmeterschießen wahrte Flensburg dann die Nerven. Florian Kirschke hielt gleich zweimal, und Guder traf ins finale Glück zum 6:4. 

»Ich habe ihm vor dem Spiel gesagt, dass er mir in der letzten Saison ein so wichtiges Tor schuldig geblieben ist«, so Peetz über seinen Schützling, der nach seinen 15 Regionalligatoren im Sommer nach Kiel zurückgekehrt war, nun aber wieder da ist - und wie. Peetz augenzwinkernd: »Das hat er heute mehr als wieder gutgemacht.« 

Schon am Sonntag ist man wieder im Einsatz beim Lüneburger SK (15 Uhr). Doch nicht nur die große Pokalnacht, auch ein mögliches Finale dürfte schon im Hinterkopf nachhallen: Am 3. Oktober geht es zum SV Todesfelde, den zweiten Endspielteilnehmer spielen zeitgleich Husum und Reinfeld aus.

Marco Nehmer nehmer@fla.de

VfB Lübeck: Gommert - Gomig, Wehrendt, Halke, Sirmais - Deichmann, Nogovic (71. Gebissa), Löffler, Noel (59. Isitan), Hoins - Richter.

SC Weiche Flensburg 08: Kirschke - Paetow, Walter, Jürgensen - Ilidio (72. Can), Ebot-Etchi (64. Wulff), Thomsen, Hasanbegovic, Meyer (59. Pläschke) - Empen, Guder.

Schiedsrichter: Susann Kunkel

Zuschauer: 1.369

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