Torhüter-Schlacht im Derby

Handball 1. Bundesliga

17. Oktober 2017, 08:00 Uhr

Der starke SG-Torwart Mattias Andersson und sein Teamkollege Henrik Toft Hansen (re.) konnten mit den Flensburgern einen Zähler aus Kiel entführen. (Foto: Sven Geißler)

Kiel. Es sollte eine Abwehrschlacht werden, getragen von zwei herausragenden Torhütern: Das 94. Nord-Derby zwischen der SG Flensburg-Handewitt und dem THW Kiel. Das Aufeinandertreffen in der Gruppe B der Champions League fiel dementsprechend torarm aus und endete Unentschieden mit 20:20 (9:7). 


»Das ist kein Ergebnis für modernen Handball, aber es spricht für die Abwehr und die Torhüter, die auf beiden Seiten eine überragende Leistung gebracht haben«, resümiert SG-Trainer Maik Machulla nach der Partie. Es war das fünfte Spiel für die beiden Nord-Mannschaften in der Königsklasse in dieser Saison, in dem Flensburg auswärts in der ausverkauften Sparkassen Arena in Kiel vor 300 mitgereisten Fans antrat. Die SG Flensburg-Handewitt konnte nach einem guten Start in die Gruppenphase etwas entspannter in die Partie gehen, als Gruppenschlusslicht Kiel (2:6 nach vier Spielen). Doch auch für sie galt es, ihren souveränen Start in die Gruppenphase der Königsklasse auszubauen.

Chancen nicht genutzt

Beide Mannschaften spielten von Beginn an mit Druck, scheiterten jedoch immer wieder in der Chancenverwertung. Das Spiel entwickelt sich schnell zu einem Duell der Torhüter. Immer wieder brachen die Kieler durch die Flensburger Abwehr, die ansonsten einen starken Job machte, doch Flensburgs Nummer 1 schien sich für seine letzte Saison in Flensburg vorgenommen zu haben, die Kieler noch einmal zu ärgern und ihnen so viele Bälle wie möglich zu klauen. Aber auch Landin fischt auf der anderen Seite einen Ball nach dem anderen aus der Luft, bevor er das Netz berühren kann. Nach mehr als zehn torlosen Minuten ging der THW Mitte der ersten Halbzeit dann durch einen Treffer von Rune Dahmke in Führung und konnte diese für den Großteil des Spiels halten, doch Flensburg gab nicht auf. Die SG schien die Halbzeitpause für sich genutzt zu haben und spielte anfangs wesentlich losgelöster. Der Ausgleich am in der 32. Minute durch Rasmus Lauge zum 9:9.

Flensburg kämpft

Fünf Minuten nach Wiederanpfiff dann sogar die kurzzeitige Führung für Flensburg. Die Flensburger erspielten sich immer wieder Chancen, doch an dem Dänen Landin schien kein Weg vorbei zu führen. Zu viele Lücken in der Flensburger Abwehr führten im Gegenzug dazu, dass sich der THW seine Führung schnell zurück erkämpfte. Doch Flensburg blieb dran, kämpfte sich zehn Minuten vor Schluss nach einen zwischenzeitlichen Drei-Tore-Rückstand wieder auf ein Tor an den Gegner aus der Landeshauptstadt heran und schaffte es den Ausgleich in einem wahren Handball-Krimi bis zum Schluss zu halten.

Punkt gewonnen oder Punkt verloren?

Auf Flensburger Seite ist die Freude über den einen Punkt dabei etwas größer als auf der Seite der Kieler. »Es ist definitiv ein verdienter Punkt. Wir hätten natürlich gerne beide mitgenommen, aber der Fairness halber muss man sagen, dass wir zu viele Chancen vergeben haben, um zu gewinnen«, sagt der Flensburger Kapitän Tobias Karlsson. Auch sein Trainer ist zufrieden mit dem Ergebnis. »Es war mein erstes Derby als Trainer und wir haben einen Punkt geholt in Kiel. Den haben wir uns verdient, denn solch ein Ergebnis ist in Kiel nicht selbstverständlich«, sagt der Coach.

Kiel enttäuscht

Sein Kieler Kollege Alfreð Gíslason wirkt etwas deprimierter. »Wir haben so gut wie immer geführt und trotzdem nicht gewonnen, das ist natürlich enttäuschend. Aber die Mannschaft wirkte besonders im Angriff nervös und hatte viele Chancen vergeben«, sagt der Isländer. Auch hier standen sie ihren Flensburger Kontrahenten in nichts nach. »Momentan haben wir leider die Tendenz, dass wir zu viele freie Bälle liegen lassen. Und das ist nicht gut, weil wir uns für den Aufwand den wir betreiben nicht belohnen. Aber das können wir nicht trainieren. Die Drucksituation, die du vor 10.000 Fans in Kiel hast, bekommt man im Training nicht hin. Da muss man versuchen, sich über Erfolgserlebnisse im Wettkampf das Vertrauen zurückholen«, erklärt Machulla.

Landin spielte mit den Nerven der Flensburger

Und dann war da noch der dänische National-Keeper Niklas Landin, der mit den Nerven der Flensburger spielte. »Niklas hat heute fantastisch gehalten. Das zerrt natürlich an der Moral der Mannschaft, wenn du dir immer wieder Chancen erkämpfst, frei vor dem Torwart stehst und er dir jedes Mal wieder die Dinger wegnimmt. Dann musst du dich jedes Mal wieder in der Abwehr ran kämpfen. Das ist hart, aber die Moral der Mannschaft heute war fantastisch über 60 Minuten und am Ende haben wir uns dann mit einem Punkt belohnt. Außerdem haben wir Mattias Andersson. Auch er macht seit Wochen eine überragende Arbeit«, resümierte der SG-Trainer.

SG auf Platz 3

Der THW konnte sich durch das Unentschieden vom letzten Tabellenplatz in der Gruppe B vor Aalborg schieben, während die SG mit 6:4 Punkten ihren Platz unter den Top 3 hinter Veszprém (9:1) und Paris Saint-Germain (8:2) festigte. Weiter geht es für Flensburg in der Champions League am 1. November in der heimischen Flens-Arena gegen den Tabellen-Sechsten in der Gruppe RK Celje Pivovarna Lasko. Nächste Aufgabe ist nun aber zunächst einmal das Pokal-Achtelfinale am Mittwochabend gegen die Füchse Berlin (19.30 Uhr, Flens-Arena). 


Lennart Adam 
la@fla.de

THW Kiel: Wolff (bei zwei 7m), Landin (18 Paraden) – Weinhold (2), Dissinger (3), Toft Hansen, Wiencek, Ekberg (3/2), Zeitz (1), Dahmke (3), Zarabec, Vujin (5), Bilyk, Nilsson (3)

SG Flensburg-Handewitt: Andersson (14 Paraden) – Karlsson, Glandorf (3), Mogensen (2), Svan (4), Wanne (3), Jeppsson (1), Heinl, Zachariassen, Toft Hansen (1), Lauge (1), Mahé (4/3), Rød (1)
Schiedsrichter: Marin/Garcia Serradilla (Spanien); 
Zeitstrafen: 8:6 Minuten (Toft Hansen 4, Zeitz 2, Dahmke 2 – Mogensen 2, Svan, Toft Hansen 2); 
Siebenmeter: 3/3:3/3;Zuschauer:10049 (ausverkauft) 

Resume:

SG Flensburg-Handewitt tog søndag aften et point med hjem fra Kiel, da SG spillede 20-20 i Champions League-opgøret mod THW Kiel. Kampen var spændende til sidste fløjt og domineret af to stærke målmænd, Mattias Andersson (SG) og den danske landsholdsmålmand, Niklas Landin (Kiel).