Den Stars von morgen auf der Spur

FIFA U20-Weltmeisterschaft

30. Mai 2015, 00:01 Uhr

Berichtet aus Neuseeland: Tjark Hansen. (Foto: Privat)

-

1981 konnten deutsche Nachwuchs-Fußballer den bislang einzigen Titel bei einer U20-WM holen. In Neuseeland startet das DFB-Team den nächsten Anlauf und Flensborg Avis ist dabei.


Christchurch/Dunedin. Da liegt er also, fein säuberlich und unberührt. Fragend – fast fordernd, schaut er mich an. Der gute alte Flensborg Avis Notizblock. Ja selbst gute 18.000 km entfernt von Zuhause kann ich ihm nicht entkommen, dem Charme Flensburgs. Gut so, wie ich finde.
Leere Seiten liegen also vor mir. Seiten, die in naher Zukunft gefüllt werden wollen. Womit? Dass weiß ich um ehrlich zu sein selber noch gar nicht genau. Ich weiß nur, dass es im groben Mal wieder um - Das Runde muss ins Eckige - geht.
Um Erklärung wird gebeten, höre ich ungeduldige Stimmen aus dem Publikum. »Keine Sorge«, versuche ich die wartende Meute zu beruhigen. Licht ins Dunkel bringen - mein erster Streich.
Also hier bin ich wieder, 365 Tage gereift und immer noch auf großer Reise. Ein Jahr ist es inzwischen her, da berichtete ich schon einmal für den hohen Norden Deutschlands, weit weit weg von Zuhaus. Standort damals: Brasilien. Copacabana, Cuba Libre, Sonne, Strand und Copa do Mundo. Auf Hochdeutsch: FIFA Fußball Weltmeisterschaft 2014 bei Pele im Vorgarten. Ohne Plan, dafür mit umso mehr Elan und Spielfreude führte mich mein Weg damals über Rio, São Paulo, Belo Horizonte, Fortaleza, Recife und schließlich zurück nach Rio. Das Ende der Geschichte ist bekannt. Götze sei Dank.
Ein abgeschlossenes Kapitel ist auch immer der Start von etwas Neuem. Lange hat es mich also auch dieses Mal nicht in Norddeutschland gehalten. Drei Flugzeuge, zig tausend Kilometer und ein Marathontrip später und da ist sie wieder – die leere, unbeschriebene Seite. Überschrift: Neuseeland. Untertitel: Mach was draus, Junge!
Abgemacht. Denn die Sterne stehen günstig, die Batterien sind aufgeladen und der Spielwitz präsentiert sich ausgeprägter denn je. Doch noch scheint dem gemeinen Flensborg Avis Leser, obgleich dem Alternativ-Regionaltageszeitungs-Abonnenten an Charme und Intelligenz überlegen, die Spielidee nicht gänzlich in Fleisch und Blut übergegangen zu sein. Licht ins Dunkel bringen – des Autors zweiter Streich.
Wie es dem Zufall nun manchmal so geschuldet, findet ausgerechnet, und ohne Vorabwissen meinerseits, die FIFA U-20 Fußball Weltmeisterschaft 2015 hier in Neuseeland statt. Erneut öffnet sich für mich eine Tür, durch die ich nur zu gerne schreite. Eine wahrlich großartige Möglichkeit um weitere Lebens- und Berufserfahrung zu sammeln.

Der sportliche Teil

Wer wird der neue Star? (Foto: Tjark Hansen)

Mit der offiziellen Medien-Akkreditierung in der Tasche ziehe ich von Sonnabend an für drei Wochen durch das Land - Augen und Ohren offen haltend. Dabei wird mich meine Reiseroute quer durch Neuseeland führen. Den Anfang mache ich auf der Südinsel in Dunedin, um mich dann im Verlauf des Turniers, langsam in den Norden vorzuarbeiten. Über Christchurch, Wellington und Hamilton, bis schließlich in Auckland um die Trophäe des internationalen Nachwuchsfußball gespielt wird. Der Autor weißt darauf hin, dass kurzfristige Aufstellungsänderungen, die Route betreffend, auftreten können.
Neben einer gewissen Aufregung und dem Drang endlich wieder in die Tasten zu hauen, bin ich ehrlich gesagt einfach unfassbar gespannt. Die Frage, die ich mir stelle: Welchen Stellenwert kann so ein Nachwuchsfußballturnier im weit entfernten Neuseeland wirklich einnehmen. Nur zur Erinnerung: Neuseeländische Kinder werden bereits direkt nach der Geburt entweder Rugby- oder Cricketspieler. Fußball hat hier ungefähr denselben Stellenwert wie das gute alte Hallen-Halma bei uns. Dem ist vonseiten des Autors nichts hinzuzufügen.
Die Vorrausetzungen sind in jedem Fall gegeben. Neuseeland präsentierte sich im Vorfeld der WM als offenes und fußballinteressiertes Land. Viel wurde investiert und viel soll gewonnen werden. Der Fußball ist im Kommen, dass diese Entwicklung weiter geht, dafür soll auch die Weltmeisterschaft sorgen. Natürlich wird auch viel davon abhängen, wie sich das eigene Team während des Turniers präsentiert. Der Neuseeländer an sich gilt nämlich, dass habe ich mir zumindest sagen lassen, als durchaus begeisterungsfähig. Bleibt nur zu hoffen, dass die Kiwis, die runde Kiwi so oft wie möglich in den eckigen Kiwikasten ballern.
Ok, bevor ich mich hier noch komplett in der Obstabteilung des neuseeländischen Lidls verlaufe noch einige Informationen, das Turnier betreffend, an die Hand.
Die Weltmeisterschaft wird von Sonnabend bis zum 20. Juni stattfinden. Das Teilnehmerfeld besteht aus 24 Mannschaften, die im Vorfeld in sechs Gruppen mit jeweils vier Teams aufgeteilt worden. Unter den teilnehmenden Mannschaften befinden sich u. a.: Neuseeland, Ukraine, USA, Argentinien, Ghana, Österreich, Kolumbien, Portugal, Mexiko, Uruguay, Nigeria, Brasilien sowie Deutschland. Die Spiele werden in sieben verschiedenen Stadien angepfiffen, wobei das Eröffnungsspiel sowie die Finals jeweils in Auckland stattfinden. Des Weiteren kommen aus jeder Gruppe die ersten Beiden sowie die vier jeweils besten Drittplatzierten in die Runde der besten 16. Deutschland trifft, als Kopf der Gruppe F, in der Vorrunde auf die Hochkaräter aus Fiji, Uzbekistan und Honduras. Einmal Gruppensieg zum mitnehmen, bitte.
Das soll es erst mal von mir aus - verdammich weit weg - gewesen sein. Die ersten leeren Seiten sind gefüllt und machen bereits Lust auf mehr. Ich bleibe am Ball und ja, fünf Euro ins Phrasenschwein.

Der Autor

Tjark Hansen ist freier Mitarbeiter unserer Sportredaktion. Nach der Station BW Löwenstedt spielte er zuletzt bei DGF Flensborg und studierte in Flensburg. In Neuseeland wird er für uns hinter die Kulissen der U20-WM schauen. Keine 1:0-Spielberichte, dafür Buntes über Land und Leute. Die Berichte finden Sie auch in der gedruckten Ausgabe von Flensborg Avis.

Die Ergebnisse vom Turnier gibt es hier.

Fotogalerie