Es ist getan. Die Vorrunde ist gespielt, beendet und ausgewertet. 16 von 24 Mannschaften stehen in der KO-Runde und acht Teams schauen in die Röhre. Direkt zurück nach Buenos Aires geht es zum Beispiel für die hochgehandelten Argentinier, die sich zur Überraschung vieler nicht für das Achtelfinale qualifizieren konnten. Entschädigen werden die Zuschauer dafür allerdings Kaliber wie Usbekistan, Senegal oder auch Mali, die haben es nämlich, anders als die Gauchos, unter die letzten 16 Teams des Turniers geschafft. Hut ab.
Weiterhin vom Titel träumen, dürfen auch unsere Nachwuchskicker aus Deutschland, die neben einer makellosen Bilanz von drei Siegen aus drei Spielen, kurz mal den U-20 Rekord der meisten Treffer in Gruppenspielen gebrochen haben. 16-mal ließen es die Spieler von Nationaltrainer Frank Wormuth im gegnerischen Kasten klingeln. Damit ist der bisherige Rekord der Brasilianer von 1997 (15 Treffer) Geschichte. Der Autor fühlt sich im Übrigen dazu genötigt zu erwähnen, dass die Vorrundengegner aus Fidschi (8:1), Usbekistan (3:0) und Honduras (5:1) bestanden – was die grandiose Vorstellung des deutschen Teams bisher allerdings keineswegs schmälern soll.
Wird bei uns in Deutschland die Qualifikation über die Gruppenphase hinaus schon fast als selbstverständlich genommen, kämpfen andere Teams bis zur letzten Sekunde um das Ticket für die KO-Runde. So auch die »All Whites«, das Team des Gastgebers. Die Neuseeländer mussten sich extrem strecken um nach dem Unentschieden zum Auftakt gegen Ukraine (0:0) und einer deftigen 0:4-Klatsche gegen die USA noch den Sprung unter die Top 16 zu schaffen.
Nachdem man im letzten Gruppenspiel bereits mit 0:1 gegen Myanmar zurücklag, war für viele das Kapitel U-20 WM für den Gastgeber erledigt. Fünf (5!) Kiwi-Tore später war von Nationaltrauer allerdings nichts mehr übrig. Nur noch Jubel, Trubel, Heiterkeit und der erste WM-Sieg einer neuseeländischen U-20 Nationalmannschaft. »Good on ya« – wie der typische Neuseeländer jetzt sagen würde.
Der Stimmung hat der Erfolg der All Whites auf jeden Fall richtig, richtig gut getan. Durfte man die Begeisterung für die WM anfangs noch als etwas zurückhaltend beschreiben, scheint der WM-Zirkus nun langsam aber sicher ins Rollen zu kommen. Stimmungsbild gefällig?
Wir schreiben den vergangenen Sonntag. Es scheint die Sonne über Christchurch. Das Stadion ruft und die Einwohner strömen. In Massen treibt es die Menschen in die Christchurch-Arena. Deutschland bittet Honduras zum Tanz und Brasilien lädt Korea zum Samba. Neun Tore später gehen über 15.000 Zuschauer mit einem Lächeln auf dem Lippen nach Hause. Laola-Welle, Beifall und Standing Ovations inklusive. Gänsehautreibend.
Wie es weiter geht? Bei aller Liebe, Freunde des gepflegten Rugbysports aber ich vermute es wird ganz eng in der nächsten Runde für euch. Team Kiwifrucht darf sich nämlich mit den starken Portugiesen rumärgern. Das kann eng werden, muss es aber nicht. Die Hoffnung bleibt. Deutschland hat es indes auch nicht viel einfacher, wenn es im Achtelfinale (Donnerstag deutsche Zeit 9.30 Uhr/live Europsport) gegen Nigeria geht. Die Afrikaner sind ein echter und vor allem der erste richtige Härtetest für den DFB-Nachwuchs. Trotzdem: Christchurch ist ein gutes Pflaster. Drei Spiele, drei Siege. Auch das Achtelfinale und ein mögliches Viertelfinale darf die deutsche U-20 in Christchurch spielen. Ein echtes Heimspiel, weit entfernt der Heimat.
Ich persönlich verlasse Christchurch und die deutsche Nationalmannschaft vorerst. Für mich geht es mit dem Flieger auf die Nordinsel. Dort habe ich noch Wellington, Hamillton und den Finalort Auckland auf dem Speiseplan. Und hungrig bin ich – hungrig auf tolle Spiele, einmalige Momente und den Pott natürlich.
Tjark Hansen
Weitere WM-Texte finden Sie auf www.fl-arena.de.