Totalabsturz gibt der SG zu denken

SG Flensburg-Handewitt

Thomas Bleicher
02. Mai 2018, 09:20 Uhr

Die Geschlagenen müssen sich jetzt wieder aufrichten. (Archivfoto: dpa)

Montpellier/Flensburg. »Man kann in Montpellier verlieren. Aber nicht so. Und nicht in dieser Höhe. Wir haben eine Denkaufgabe vor uns. Das Gute ist, dass wir erst in zehn Tagen wieder spielen. Diese Zeit sollten und müssen wir nutzen, jeder Einzelne muss sich hinterfragen.«

Frust und Enttäuschung saßen am Montag, kurz vor dem Abflug aus Marseille, gewaltig tief bei Linkshänder Holger Glandorf und seiner SG Flensburg-Handewitt. Der rabenschwarze Samstag-Abend, die 17:29 (9:14)-Abreibung im Viertelfinalrückspiel der Champions League bei Montpellier HB, durch das die Fördestädter hochkantig aus dem Wettbewerb rausflogen, hinterlässt tiefe Spuren.
»Man darf jetzt aber nicht die gesamte Saison totreden. Wir sind in der Bundesliga Zweiter und standen im Viertelfinale der Champions League. Die Saison ist noch nicht vorbei«, sagt Glandorf im Gespräch mit Flensborg Avis.

Wichtige Spiele vor Augen für Platz zwei

Immerhin gehe es in den abschließenden Ligaspielen beim THW Kiel (10. Mai) und TuS N-Lübbecke (24. Mai), sowie zu Hause gegen GWD Minden (20. Mai) und zum Abschlus gegen FA Göppingen (3. Juni) darum, die nötigen Punkte einzuheimsen, um mit Platz zwei erneut die Champions League-Teilnahme auch in der nächsten Saison zu sichern. Vor 7500 Zuschauern in Montpellier waren die Gäste aus Flensburg zu Beginn des Spiels quasi gar nicht da. Vor allem in der Offensive. Die Mannschaft von SG-Trainer Maik Machulla agierte von Beginn an extrem nervös. In der Defensive gelang zudem der Zugriff auf die Gegenspieler nicht. In der Offensive war einmal mehr die Chancenverwertung das große Manko. Der französische Nationaltorhüter Vincent Gerard zeigte immer wieder starke Paraden, hatte es bei den schwachen Würfen der Flensburger aber auch leicht. So erzielte SG-Regisseur Rasmus Lauge bei seinen fünf Versuchen nicht einen einzigen Treffer. Auch der ansonsten immer wieder sehr zuverlässig Holger Glandorf (zwei Tore) hatte keinen guten Tag. Nur Rechtsaußen Lasse Svan (5 Treffer) gelangen mehr als drei Treffer auf Seiten der SG, bei der Anders Zachariassen verletzt fehlte und der französische Doppelweltmeister (2015 und 2017) Kentin Mahé nur die Zuschauerrolle blieb. Mit der Einwechslung eines siebten Feldspielers für den Torwart versuchte Machulla zwischenzeitlich gegenzusteuern. Doch die Franzosen nutzten hektische Aktionen der Flensburger zu Ballgewinnen und zu Treffern in das leere Gehäuse der SG. Die SG-Torhüter Mattias Andersson (7) und Kevin Møller (2) schafften es im gesamten Spiel zusammen nur auf neun gehaltene Bälle.

»Das tut unheimlich weh«

Ab Mitte der zweiten Halbzeit ging es für den Tabellenzweiten der Bundesliga nur noch um Ergebniskosmetik. Aber auch das gelang dem enttäuschenden SG-Team nicht. Und deshalb steht neben Nantes, Paris Saint-Germain und Titelverteidiger HC Vardar Skopje eben Montpellier im Final Four in Köln (26./27. Mai) - und nicht die SG. »Das tut unheimlich weh«, sagte SG-Kapitän Tobias Karlsson nach Spielschluss bei »Sky«. Sein Trainer Maik Machulla hat eine Herkulesaufgabe vor sich, um seine Schützlinge - und nicht zuletzt sich selbst - nach dieser bitteren Enttäuschung wieder aufzurichten. »Ich war vor diesem Spiel eigentlich sehr optimistisch. Wir hatten uns sehr gut vorbereitet. Manchmal passieren aber Sachen, die schwer zu erklären sind. Wir haben eine Menge erfahrener Spieler, sehr gute Handballer. Dann machen wir so viele Fehler und ein Spiel gleitet uns so schnell aus der Hand. Wir haben permanent die falschen Entscheidungen getroffen. Man muss es so klar sagen: das war einfach schlecht.« Nach einer langen Rückreise und den vielen Strapazen mitsamt der Enttäuschung trifft sich die Mannschat Mitte der Woche wieder. »Wir werden das ganz klar noch besprechen. Man kann aber auch nicht einfach die 50 Spiele davor vergessen. Die Jungs haben davor einen richtig guten Job gemacht. Wir müssen uns aber Gedanken machen«, sagte Machulla gegenüber Flensborg Avis.


Montpellier HB:Gérard – Simonet 3, Villeminot 1, Causse 1, Truchanovicius 7, Guigou, Richardson 9/2, Bonnefond, Faustin, Fabregas 3, Porte 4, Bingo, Soussi, Afgour, Mamdouh 1.
SG Flensburg-Handewitt: Andersson, Møller (ab 45.) – Karlsson, Glandorf 2, Mogensen 2, Svan 5, Wanne 2/1, Jeppsson 2, Heinl, Toft Hansen 1, Gottfridsson 3, Lauge, Rød.
Schiedsrichter:Sondors/Licis (Lettland);
Zeitstrafen:2:5 (Truchanovicius, Fabregas – Karlsson 2, Svan, Jeppsson, Heinl )Siebenmeter:3/2:1/1 (Guigou scheitert an Andersson);
Zuschauer:7500
Verlauf:2:0 (3.), 5:1 (9.), 7:2 (13.), 8:4 (17.), 10:5 (22.), 11:6 (24.), 12:7 (27.), 12:9 (29.) – 14:10 (32.), 15:11 (36.), 18:11 (40.), 20:12 (43.), 20:14 (47.), 24:14 (53.), 28:15 (58.), 28:17 (60.).

Marc Reese
mr@fla.de