»Die Meisterfotos müssen endlich ausgetauscht werden«

Handball

02. Juni 2018, 16:46 Uhr

So feiert die SG 2004 die Meisterschaft mit ihren Fans. Archivfoto

Lars Christiansen gehörte zur Meistermannschaft von 2004. Am Sonntag drücken der Däne und andere Weggefährten von einst die Daumen, dass die Schale zum zweiten Mal an die Förde kommt.
 

Flensburg. Seit 14 Jahren wartet die SG Flensburg-Handewitt auf die zweite Deutsche Meisterschaft der Vereinsgeschichte. 14 Jahre - eine gefühlte Ewigkeit und genau so lange, wie Lars Christiansen für die SG spielte. Von 1996 bis 2010 war der Däne bei der SG aktiv und zu seinem Abschied wurde der Ort vor der Flens-Arena in »Lars-Christiansen-Platz« getauft. Dort standen Christiansen und Co. 2004 auf der Bühne und bejubelten mit rund 10.000 Fans die erste und nach wie vor einzige Deutsche Meisterschaft der SG. Am Sonntag würde Christiansen gerne zurückkehren, um mit mindestens genau so vielen Leute den zweiten Meistertitel zu feiern.
»Zum Glück war ich diese Saison schon ein paar Mal in der Halle, dann kann mir niemand vorwerfen, ich würde nur zu Besuch kommen wenn es um die Meisterschaft geht«, so Christiansen, der bei seiner SG eine Dauerkarte auf Lebenszeit besitzt. »Ich habe jedenfalls Zeit und würde gerne ein Teil davon sein, wenn Flensburg seine zweite Meisterschaft einfährt«.

Neben Christiansen haben mit Joachim Boldsen (als Experte für das dänische Fernsehen) und Jan Holpert noch weitere Weggefährten aus der Meistermannschaft von 2004 ihren Besuch am Sonntag angekündigt.
Der Handball-Gott Johnny Jensen und sein Landsmann Frode Scheie (SG von 2001 bis 2003) reisen zum Wochenende ebenfalls nach Flensburg. Scheie, TV-Experte in seinem Heimatland, hat Glück. Sein Sender überträgt das Spiel der SG gegen FA Göppingen nicht und er kann zuschauen. Landsmann Jensen befürchtet dagegen, dass er Sonnabend schon wieder abreisen muss. »Dann könnte ich das Spiel nicht sehen«, ärgert sich Jensen, der mittlerweile als Trainer in Norwegen tätig ist.
Er war damals einer der wichtigen Faktoren, die der SG nach vielen vergeblichen Versuchen endlich den ersten Meistertitel einbrachten. Über allem stand jedoch Erfolgstrainer Kent-Harry Andersson. Von der HSG Nordhorn gekommen, holte der Schwede in seiner ersten Spielzeit in Flensburg die lange ersehnte Meisterschaft.
»Wir haben das ganze Jahr über super gespielt und es unserem Trainer Kent-Harry Andersson zu verdanken, dass wir da stehen, wo wir jetzt stehen«, so Christiansen damals.
»Ohne Meisterschaft vergessen sie dich«, sagte einst Andersson. Seinem einstigen Spieler aus Nordhorner Zeiten, Maik Machulla, könnte nun das gleiche Kunststück gelingen. Auch er könnte in seiner ersten Saison als SG-Coach Meister werden.
Christiansen glaubt jedenfalls fest daran.
»Ich glaube, sie schaffen es. Flensburg hat bereits letzte Saison richtig gut gespielt und auch in Großteilen der laufenden Spielzeit. Sie haben auch an ihre Chance geglaubt, als sie bereits deutlich im Hintertreffen lagen. Man kann natürlich auch sagen, dass die Rhein-Neckar Löwen die Meisterschaft aus der Hand gegeben haben, aber andersherum hat die SG einfach ihre Chance ergriffen. Sie haben es jetzt in der eigenen Hand und daher glaube ich, dass sie es schaffen. Und wenn es ihnen tatsächlich gelingt, dann sind sie auch verdient Meister.«
An den Sieg von 2004 erinnert sich Christiansen noch gut.
»Es war bereits großartig den DHB-Pokal zu gewinnen (die SG gewann 2003 und 2004/Anm. d. Red.), aber die Deutsche Meisterschaft zu holen, war das Größte überhaupt. Die Bundesliga ist die prestigeträchtigste Liga der Welt und wenn man dort Meister wird, ist man quasi die beste Mannschaft der Welt. Es bedeutet unglaublich viel und war eine große Ehre für uns, diesen Titel zu holen. Es war auch eine enorme Anerkennung unserer Leistung, vor allem nachdem wir zuvor oft knapp gescheitert waren. Die Party war gigantisch, der ganze Verein und alle Fans waren dabei. Es war die Krönung für unsere fantastische und harte Arbeit. Jetzt wartet Flensburg seit 2004 auf den Titel und ich glaube, es ist an der Zeit, dass die alten Meisterschaftsfotos auf der Geschäftsstelle mit neuen ausgetauscht werden«, so Christiansen, dessen Konterfei auch eines der Bilder im SG-Büro ziert. In Siegerpose mit Meister-Bier und Meister-Zigarre.

Lars Christiansen gehörte 2004 zur Meister-Mannschaft. Foto: Ingrid Anderson-Jensen

Die Mannschaft von einst und heute will er nicht vergleichen.
»Ich weiß nicht ob man das überhaupt kann. Es sind zwei ganz unterschiedliche Generationen, die ganz unterschiedlichen Handball spielen. Wir waren 2004 auch eine komplette Mannschaft. Wir waren zuvor schon oft knapp gescheitert, hatten aber jede Menge internationale Erfahrung, da wir diverse Nationalspieler waren, die verschiedenste große Turniere gespielt hatten. Unsere fantastische Saison gipfelte im Gewinn der Meisterschaft. Dieses Jahr hat Flensburg auch wieder ein starkes Kollektiv. Besonders die Defensive ist stark. Dazu wird auch die Kulisse eine wichtige Rolle spielen. Bei uns war es ähnlich. Zudem hatten wir mit Lars Krogh Jeppesen, Chrisitan Berge oder Joachim Boldsen Individualisten, die ein Spiel im Alleingang entscheiden konnten. In der neuen Generation im Team gibt es davon auch einige.
Christiansen und der Rest der SG-Familie hätten nichts dagegen, wenn am Sonntag das lange Warten endet und sich die 14 als SG-Glückszahl entpuppt.

Ruwen Möller


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