Siebter Sieg am Stück

Handball

Thomas Bleicher
27. September 2018, 20:40 Uhr

Jim Gottfridsson drehte im zweiten Durchgang auf. Foto: Lars Salomonsen

Flensburg. Die SG Flensburg-Handewitt bleibt in der Bundesliga ungeschlagen. Am 7. Spieltag feierte der amtierende deutsche Meister den siebten Sieg und schloss in der Tabelle mit 14:0 Punkten zu Spitzenreiter SC Magdeburg auf. In einem wahren Krimi bezwang die SG die TSV Hannover-Burgdorf mit 29:28 (14:12) und fügte den Niedersachsen somit die dritte Saisonniederlage bei. Nach einem Remis und einer Pleite in der Vorsaison, revanchierte sich Flensburg somit auch gegen seinen Angstgegner.

»Wir sind sehr glücklich über die zwei Punkte die wir hier behalten durften. Es war ein Spiel mit Höhen und Tiefen. Am Ende ist ein Sieg mit einem Tor natürlich glücklich«, gab Maik Machulla zu. Der Trainer der SG weiter: »Insgesamt haben wir uns schwer getan und nicht unseren Rhythmus gefunden. Hannover hat lange Angriffe gespielt, wir konnten dadurch kaum Druck machen und standen immer lange in der Abwehr. Dass war auch mental schwierig. Man kann natürlich sagen, dass wir fantastisch schlecht waren oder die Leistung von Hannover anerkennen. Es ist auch eine Qualität von Morten Olsen und Fabian Böhm, dass sie die Angriffe so lange ausspielen. Man muss da die richtige Balance finden. Insgesamt war es glücklich und ich bin froh über den Sieg.«
Meister-Trainer Machulla hatte im Vergleich zum Sieg am Sonntag in Lemgo lediglich auf einer Position umgestellt. Statt Johannes Golla begann diesmal Simon Hald am Kreis. Wie von Machulla vermutet, agierten die Gäste von Beginn an im Angriff mit dem siebten Feldspieler. Cristian Ugalde kam stets für Keeper Urban Lesjak. Der spanische Rechtsaußen wurde zu Beginn immer wieder freigespielt und auch dank seiner drei Treffer in Serie gingen die Niedersachsen mit 5:3 (10.) in Front. Als erste Korrektur seiner Startaufstellung brachte Machulla Magnus Rød für Holger Glandorf, der unter der Woche seinen Vertrag verlängert hatte

Die Maßnahme fruchtete nach einigen Minuten und Rød traf zwei Mal. Insgesamt hatte die SG in dieser Phase - genau wie Hannover - aber einige Mühe, sich auf die sehr kleinliche Linie der Schiedsrichter Hanspeter Brodbeck und Simon Reich einzustellen. Die Hausherren kämpften sich aber ins Spiel, profitierten dabei von ihrem starken Torwart Benjamin Burić und einigen Zeistrafen gegen die Gäste. Insgesamt war das SG-Spiel aber von eigenen Fehlern geprägt. Es gab eine ungewohnte Anzahl an Fehlpässen. 

Beim 5:8 (17.) nahm Machulla eine Auszeit und ersetzte den Dänen Hald mit dessen Landsmann Anders Zachariassen. Beim 8:9 (20.) und 9:10 (24.) war die SG wieder dran. Und mit seinem dritten Tor sorgte schließlich Rød (24.) für den Ausgleich zum 10:10. Die Recken zogen noch einmal auf 12:10 weg, doch dann übernahmen die Hausherren die Führung. Rasmus Lauge traf zum 13:12 ins leere Tor der Gäste, die weiterhin ihr risikoreiches 7:6-Angrifssspiel betrieben. Als nur noch rund 20 Sekunden zu spielen waren, leistete sich Hannovers dänischer Spielmacher Morten Olsen ein Stürmerfoul gegen Lauge. Nach dem Pfiff der Unparteiischen warf Olsen noch aufs Tor und kassierte für das nicht sofortige Ablegen des Balles eine Zwei-Minuten-Strafe. Es war bereits seine Zweite. Zu Spielbeginn hatte er SG-Landsmann Lasse Svan beim Wurf behindert und wurde dafür mit einer Hinausstelung bestrafft. Nach einer zweiten ähnlichen Aktion gegen Svan, die unbestarft blieb, schickte der SG-Außen ihm noch böse Blicke und einige Worte hinterher. Die eigentliche Strafe ließ Svan dann mit dem Treffer zum 14:12 eine Sekunde vor dem Halbzeitpfiff folgen. Der Pausenstand war somit gefunden.

Am Ende jubelte die SG. Foto: Lars Salomonsen

Nach dem Seitenwechsel kamen die Gäste, die sich ohne Evgeni Pevnov (Einriss des Innenbandes im linken Knie), Kai Häfner (Bauchmuskelprobleme), Torge Johannsen (Wade), Mait Patrail (Bandscheibenvorfall) und Pavel Atman (Bänderriss), bis zum Ende teuer verkauften, zurück ins Spiel. Mit einem 3:0-Lauf gingen sie mit 16:15 (35.) in Führung. Wieder drehte der Meister den Rückstand und zog auf 21:18 (40.) davon. Vor allem Spielmacher Jim Gottfridsson drehte jetzt mehr und mehr auf. Flensburg blieb vorne ohne die Gäste wirklich abzuschütteln. Beim 25:25 (52.) durch Fabian Böhm war plötzlich alles wieder offen. Insgesamt nicht unverdient, denn während die SG nicht ihren besten Tag erwischte, machten die Recken ihre Sache mit dem wenigen Personal gut. Es war zwar wenig ansehnlich, wie sie das Tempo verschleppten, aber clever.
Der bis dahin beste SG-Torschütze, der Norweger Rød (6 Tore), verpasste in der 56. Spielminute das leere Hannover-Tor und auf der anderen Seite brachte Nejc Cehte sein Team wieder in Front (25:26). Hampus Wanne gelang der 26:26-Ausgleich per Siebenmeter. Er hatte Magnus Jøndal als Schütze abgelöst, nachdem der Norweger seinen vierten Strafwurf in der Partie an den Pfosten gesetzt hatte.
Ilija Brozovic vergab für Hannover und Lauge tankte sich zum 28:27 (58.) durch. Die TSV nahm eine letzte Auszeit und Cehte gelang ein weiteres Tor: 28:28. Mit einem Geistesblitz von einem Kempatrick bediente Svan Wanne und der Schwede erzielte das 29:28. Es waren noch wenige Sekunden zu spielen, da feuerte Hannovers bester Torschütze, Fabian Böhm (8 Tore) einen letzten Wurf ab. Der spät eingewechselte Torbjørn Bergerud war zur Stelle und ein allerletzter TSV-Wurf landete im SG-Block. Lauge ging  zwarkurz zu Boden, mischte sich dann aber sofort in die Jubeltraube seiner Teamkollegen.

Mehr zum Spiel in der Sonnabend-Ausgabe von Flensborg Avis.


Ruwen Möller

Statistik

SG Flensburg-Handewitt: Burić, Bergerud – Karlsson, Golla 1, Hald, Glandorf, Svan 3, Wanne 5/1, Jeppsson 1, Jøndal 3/3, Steinhauser n. e., Zachariassen 1, Gottfridsson 4, Lauge 5, Baijens n. e., Rød 6

TSV Hannover-Burgdorf: Ziemer, Lesjak - Cehte 5, Thiele, Lehnhoff, Böhm 8, Ugalde 4, Krone, Srsen, Olsen 1, Donker, Brozovic 4, Feise, Kastening 6/6
Schiedsrichter: Hans-Peter Brodbeck und Simon Reich (Metzingen)
Zuschauer: 5724
Siebenmeter: 5:4:8/6 (Jøndal an den Pfosten - Burić hält gegen Lehnhoff und Kastening)
Zeitstrafen: 3:6 (Gottfridsson, Rød, Zachariassen - Olsen 2, Srsen, Böhm, Cehte 2)