Von der Hotelbar in die Bundesliga

Handball

14. Januar 2019, 07:15 Uhr

Ahmed E-Ahmar traf am Freitag gegen seine ehemaligen Mannschaftskammeraden Jim Gottfridsson und Hampus Wanne. Foto: dpa

Kopenhagen. Es war während der WM 2015 in Katar um 1 Uhr Nachts an einer Hotelbar, als Ahmed El-Ahmar sich für die SG Flensburg-Handewitt und wie er selber sagt »das größte Abenteuer seiner Karriere« entschied. »Es war eine tolle Zeit und ich verfolge die Flensburger Mannschaft immer noch. Es hat mich überrascht, aber vor allem gefreut, dass sie im letzten Jahr Meister geworden sind. Und jetzt stehen sie schon wieder oben«, so El-Ahmar, der bei der nächtlichen Aktion damals nicht etwa getrunken hatte. 


Sein Gegenüber Ljubomir Vranjes übrigens auch nicht. Der damalige Trainer der SG erinnert sich heute, vier Jahre später am Rande der Weltmeisterschaft in Dänemark und Deutschland zurück: »Es war einfach der einzige Zeitpunkt, an dem ein Treffen möglich war.« 

Vranjes war damals wie heute als TV-Experte bei der WM tätig und El-Ahmar natürlich als Spieler unterwegs. Persönlich kannten sie sich noch nicht, hatten zuvor nur telefoniert. 
»Ich treffe Spieler vor einer Verpflichtung aber immer lieber von Angesicht zu Angesicht«, so Vranjes, der damals mitten in der Bundesliga-Saison einen Linkshänder suchte. SG-Stammkraft Holger Glandorf fiel mit einem Achillessehnenriss langfristig aus. Mit Johan Jakobsson stand nur noch ein Spieler für den rechten Rückraum zur Verfügung. Spätestens als El-Ahmar Jakobsson und Schweden neun Tore beim direkten WM-Aufeinandertreffen (25:25) einschenkte, hatte sich Vranjes für den Kapitän der Ägypter entschieden. 
»Es gab Leute die mich davor gewarnt haben, wir hatten noch nie einen Ägypter verpflichtet, aber er war die erhoffte Verstärkung. Ich wollte einen anderen Spielertyp, jemanden der Eins-gegen-Eins gehen kann und das kann er. Außerdem ging er offen an die Sache ran, es war für alle Beteiligten eine tolle Erfahrung. Und am Ende hat er mit uns den DHB-Pokal gewonnen.« 
Einer von unzähligen Titeln in der schier nicht enden wollenden Karriere von El-Ahmar, der am 27. Januar, am Finaltag der WM seinen 35. Geburtstag feiert. Er war bereits bei der WM 2007 in Deutschland dabei. Die aktuelle Weltmeisterschaft ist seine siebte und es gibt weltweit nur wenige Akteure wie etwa Frankreichs Nikola Karabatic (8 Teilnahmen), die öfter dabei waren. 
»Er hat ja schon gespielt, als ich noch aktiv war«, so Vranjes mit einem Schmunzeln. Und es müssen nicht die letzten WM-Titelkämpfe für El-Ahmar gewesen sein. In zwei Jahren findet die Weltmeisterschaft in seinem Heimatland statt - es wäre der perfekte Abgang für den dreifachen Olympia-Teilnehmer, der über 400 Länderspiele absolviert hat und in Ägypten eine Legende ist.
 »Ich bin schon stolz auf diese Zahlen, mache mir aber nicht so viele Gedanken darüber. Natürlich wäre ich in zwei Jahren gerne dabei, denn ich spiele gerne für mein Land. Aber jetzt müssen wir erstmal die letzten drei Spiele der Vorrunde bestehen, unsere letzte Chance.« 
El-Ahmar hat mit Ägypten die ersten beiden WM-Partien in Kopenhagen verloren hat. Nach dem 24:27 zum Auftakt gegen Schweden (5 Tore von El-Ahmar) gab es am Sonntag eine 23:28-Pleite gegen Katar. Da halfen auch sechs Tore des ehemaligen Flensburgers nicht.

Ruwen Möller

Statistik

Ägypten - Schweden 24:27

Ägypten: Hendawy, Eltayar - Omar 4, Eissa 3, Khairy, Maher, Elmasry, Abdou, Elwakil 1, Elderaa 4, Saad, Elahmar 5, Shebib 5, Zeinelabedin 1, Sanad, Abdelrahim 1.
Schweden: Palicka, Appelgren - Darj, Tollbring 2, Ekberg 3, Jeppsson, Lagergren 4, Gottfridsson 5, Arnesson, Zacharisson 2, Nilsson, Nielsen, Andersson 3, Ekdahl 3, Nilsson.
Zeitstrafe:1:4.
Schiedsrichter: Nachevski/Nikolov (Mazedonien).