Handball

Vom weltbesten kleinen Jungen

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Thomas Bleicher
30. Mai 2019, 10:11 Uhr

Der kleine Junge Rasmus Lauge ist zu einem der besten Handballer der Welt gereift. Foto: Martin Ziemer

Flensburg. Als alles vorbei war, stand ein kleiner Junge auf dem Spielfeld der Flens-Arena und erzählte eine Geschichte - seine Geschichte.

Rasmus Lauge musste sich nach dem 26:18-Sieg der SG Flensburg-Handewitt gegen die Füchse Berlin und seiner Verabschiedung erstmal sammeln, als ihm das Mikrofon überlassen wurde. Der Däne war gerührt. Er rang sichtlich mit sich, den Tränen, den Emotionen und den Gefühlen, die ihn in diesem Augenblick überwältigten.
"Wo soll ich anfangen, danke für alles was die SG mir gegeben hat. Sowohl handballerisch, aber auch familiär", so sein erster Versuch.

"Um es nicht zu emotional zu machen, erzähle ich eine kleine Geschichte", fuhr Lauge fort. "Die Geschichte läuft noch und das Ende ist offen. Es gab einmal einen kleinen Jungen, der spielte in der Schule immer Handball und hatte einen Verein im Auge. Dort spielten Joachim Boldsen, Lars Christiansen, Thomas Mogensen und ja, sogar schon Lasse Svan." Es gab Gelächter in der Halle, der Seitenhieb mit einem Augenzwinkern auf Landsmann Svan, der bereits seit 2008 für die SG aktiv ist, war angekommen.

Lauge weiter: "Es gab einen Umweg und viel Pech, doch endlich fand der Junge sein Glück. Es gab viele große Vorbilder hier und ich, äh der kleine Junge hat viel gelernt." Der Däne hatte sich verraten, doch ohnehin wusste längst jeder, dass er von sich selber sprach.
"Ohne die SG, ohne die tolle Mannschaft, ohne euch, wäre ich nicht der Handballer, der ich jetzt bin. Dafür bin ich immer dankbar. Wer weiß. Ich hoffe, es gibt ein Wiedersehen als Gegner nächste Saison, das wäre sehr lustig und wer weiß, was die Zukunft noch bringt, man wird es sehen. Ich wünsche euch allen und der Mannschaft viel Erfolg.
Die SG ist eine tolle Familie, einfach richtig geil. Dankeschön", so Lauge, der nach Ungarn zum dortigen Meister Veszprém wechseln wird. Möglicherweise geht er als erneuter deutscher Meister dorthin. Wenn es Lauge und Co. am 9. Juni gelingt, auch beim Bergischen HC zu bestehen, wäre das für ihn der perfekte Abschied nach vier Jahren an der Förde.

In seiner Verabschiedungsrede an Lauge sprach SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke zumindest den zweiten Titel in Folge schon mal an. 

Schmäschke zählte auf: "Du bist als SG-Spieler Weltmeister und Olympiasieger geworden. Vielleicht wirst du zum zweiten Mal Meister, fest steht aber, dass du hier zu einem der besten Handballer der Welt geworden bist."
In einer Videobotschaft die auf den großen Leinwänden in der Halle lief, hatte Lasse Svan kurz zuvor davon erzählt, dass genau das immer das Ziel von Lauge war.
Schmäschke verriet außerdem, dass die SG Lauge bereits 2012 aus Bjerringbro-Silkborg holen wollte. "Damals hast du jedoch nein gesagt", so der Funktionär, der Lauge nach Kiel gehen sah. Dort verletzte er sich zweimal schwer am Knie, womit der von Lauge angesprochene Umweg und das Pech gemeint war.
Wieder Schmäschke: "2015 hast du ja zur SG gesagt. Manchmal muss man einen Umweg gehen, um dorthin zu kommen, wo man hin möchte. Vom ersten Tag hier hast du dich total eingebracht. Nicht umsonst fühlst du dich mit deiner Familie in Handewitt sehr wohl."
Jetzt wurde die Rede von "dann bleib doch"-Zwischenrufen unterbrochen. Lauge musste schmunzeln und Schmäschke fuhr fort: "Jetzt hast du wieder ja gesagt, doch leider nicht zur SG – alles Gute für Veszprém, bleib gesund. Es spricht für dich und deinen Charakter, dass du bis zum Ende alles für deine SG gibst. Ich und alle hier in der Halle wissen, dass du die SG in deinem Herzen trägst. Maik (Machulla/SG-Trainer, Red.) hat gesagt, man sieht sich immer zweimal. Ich sage: Man kann auch immer zweimal ja sagen."
Die Hintertür für eine dauerhafte Lauge-Rückkehr stieß der SG-Manager damit meilenweit auf. Eine kurzzeitige stellte er ihm für den 10. August in Aussicht. "Keine Angst, ich werde mit Veszprém sprechen", versprach Schmäschke. An jenem Tag steigt der Jacob Cement Cup, der in diesem Jahr den Rahmen für das Abschiedsspiel von Tobias Karlsson bildet. Der Schwede wurde neben Lauge, der in 195 Partien für die SG sagenhafte 804 Tore erzielt hat, ebenfalls verabschiedet. Er beendet seine Karriere.

Ruwen Möller

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