Handball

Die 2 im Mittelpunkt

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31. Mai 2019, 08:00 Uhr

Rasmus Lauge (l.) und Tobias Karlsson Arm in Arm nach ihrem letzten Heimspiel für die SG. Foto: Martin Ziemer

Flensburg. Vor Jahren als ewiger Zweiter verspottet, wollten sie bei Handball-Bundesligist SG Flensburg-Handewitt von der Zahl zwei nichts wissen. Doch jetzt, im Endspurt der Saison 2018/19 dreht sich im hohen Norden gerne alles um die Zwei. Nach dem 26:18-Sieg gegen Berlin (siehe nebenstehender Artikel) hat die SG weiterhin zwei Punkte Vorsprung in der Tabelle auf den THW Kiel. Es gab eine emotionale Verabschiedung von zwei der Besten jemals und bei bisher nur zwei Niederlagen in der gesamten Spielzeit, halten die Flensburger die Meisterschale möglicherweise bald zum zweiten Mal hintereinander in der Hand.

Flensburg. Vor Jahren als ewiger Zweiter verspottet, wollten sie bei Handball-Bundesligist SG Flensburg-Handewitt von der Zahl zwei nichts wissen. Doch jetzt, im Endspurt der Saison 2018/19 dreht sich im hohen Norden gerne alles um die Zwei. Nach dem 26:18-Sieg gegen Berlin (siehe nebenstehender Artikel) hat die SG weiterhin zwei Punkte Vorsprung in der Tabelle auf den THW Kiel. Es gab eine emotionale Verabschiedung von zwei der Besten jemals und bei bisher nur zwei Niederlagen in der gesamten Spielzeit, halten die Flensburger die Meisterschale möglicherweise bald zum zweiten Mal hintereinander in der Hand.

»Jetzt sind wir da, wovon wir vor der Saison vielleicht geträumt haben«, sagte Dierk Schmäschke. Der SG-Geschäftsführer weiter: »Jetzt ist es ganz real und wir haben mit dem Bergischen HC (9. Juni, 15 Uhr in Düsseldorf/live Sky/ Red.) noch eine Hürde zu meistern. Wir werden uns darauf konzentrieren und wollen dort auch noch den letzten Schritt gehen. Ich kann versprechen, dass wir alles dafür geben werden.«

Der Sieg gegen Berlin war saisonübergreifend der 24. Heimerfolg am Stück. Und weil die SG auch auswärts so gut wie nie verliert - in der aktuellen Serie eben nur zwei Mal, steht sie wieder an der Tabellenspitze.

»Wir haben in Magdeburg mit einem Tor und in Kiel mit zwei Toren verloren. Und in Kiel waren wir in meinen Augen sogar die bessere Mannschaft, daher bin ich unglaublich stolz auf das Team, wie konstant es spielt«, so Maik Machulla. Ob der Meistertrainer seine Spieler oder umgekehrt die Akteure ihn angesteckt haben ist unklar. Fest steht aber, dass die komplette SG-Crew wahnsinnig entspannt im Meisterschaftsfinale daherkommt.

»Es stimmt, ich bin gelassener als letzte Saison«, gesteht Machulla. »Als Trainer bin ich unglaublich gereift, das spüre ich. Was ich in diesen zwei Jahren erlebt habe, erleben andere in zehn Jahren.« Es scheint ihm und dem Team gutzutun, jedenfalls findet die SG immer die richtige Balance zwischen Gelassenheit und nötiger Anspannung.

»Ich muss den Handball jetzt nicht neu erfinden. In dieser Phase geht es eher darum die Jungs auch mal zu beruhigen«, so Machulla, der stets »gute Entscheidungen« in Sachen Trainingssteuerung findet. Zudem sind seine Akteure seit seiner Amtsübernahme so gut wie nie ernsthaft verletzt, was der Cheftrainer auch auf die Arbeit von Athletikcoach Michael Döring zurückführt. So gab es am Vatertag früh eine individuelle Krafteinheit mit regenerativen Behandlungen und anschließend ein langes freies Wochenende, bevor ab Montag der Fokus auf das allerletzte Saisonspiel gelegt wird.

Gegen den BHC tut die SG gut daran, ihre überragende Spielzeit zu vergolden, denn wann es die nächste Chance auf die Meisterschale gibt, ist ungewiss. Zwar wurde nach den Abgängen von Legenden wie Thomas Mogensen, Jacob Heinl oder Mattias Andersson vielerorts bereits vor dieser Saison mit einem Leistungsabfall gerechnet, doch der blieb dank phänomenaler Neuverpflichtungen aus.

Die eigentliche Herausforderung dürfte aber erst noch bevorstehen. Mit Tobias Karlsson und Rasmus Lauge gehen die zwei wichtigsten Spieler der vergangenen Jahre erst in diesem Sommer und das wird die Nordlichter ernsthaft schwächen. Keine Frage, der Kader ist auch weiterhin und durch die Verpflichtungen von Franz Semper und Lasse Møller ab 2020 langfristig gut aufgestellt. Und dennoch: der Abgang des besten Abwehrspielers und besten Angriffsspielers der Liga - denn nichts weniger sind Karlsson und Lauge - wird wehtun.

Gegen Berlin bestritten beide ihr letztes Heimspiel für die SG und wurden anschließend gebührend verabschiedet. Obwohl sich Karlsson, der sein 500. Pflichtspiel für die SG bestritt, kurz vor der Pause erneut am Rücken verletzte, konnte beide hinterher das berühmte Bad in der Menge und mit den Fans einen fantastischen Abend genießen.

Die ganz große Party soll am Pfingstwochenende folgen. Von eventuelle Vorbereitungen und Planungen will im Lager des Titelverteidigers niemand etwas wissen. Ganz im Gegenteil.

»Wir sind seit neun Monaten in der Situation des Gejagten. Daher gehen wir auch das Spiel beim BHC wie jedes andere an. Es wird ein schweres Auswärtsspiel, aber wir wollen wieder unseren besten Handball zeigen und die zwei Punkte«, so Machulla. »Wichtig ist, dass wir dabei auch Spaß haben und es genießen. Wir werden viele Fans dabei haben (ein Sonderzug mit bis zu 800 SG-Anhängern reist mit/Red.) und wir wissen was passiert, wenn wir die Partie positiv gestalten. Die Vorfreude ist groß.«

Der Trainer freut sich auch darüber, die Entscheidung in »eigener Hand zu haben«, sieht sein Team »mental bereit« und im Vergleich zum Vorjahr, als der Abschluss eine Zitterpartie gegen Göppingen wurde, genau dank dieser Erfahrung gereift.

Der SG reicht beim BHC sogar ein Punkt, um die Meisterschaft einzufahren, womit wir bei der Zahl sind, die den Flensburgern noch lieber ist als die 2: die 1.

Ruwen Möller