Handball

Düsseldorf bleibt ein SG Titel-Pflaster

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Thomas Bleicher
21. August 2019, 21:45 Uhr

Der Supercup-Sieger von 2019: Die SG Flensburg-Handewitt. Foto: Martin Ziemer

Düsseldorf. Die SG Flensburg-Handewitt ist Supercup-Sieger 2019. Der Meister gewann knapp drei Monate nach der Bundesliga-Schale am Mittwochabend auch die prestigeträchtige Trophäe und bezwang den amtierenden Pokalsieger THW Kiel. Nach Siebenmeterwerfen siegte die SG mit 32:31. Am Ende der regulären Spielzeit hieß es 28:28. Gefeierte Held war Siebenmeter-Killer Benjamin »Benko« Buric. Der Mann aus Bosnien-Herzegowina saß 60 Minuten lang auf der Bank, kam dann beim Siebenmeterwerfen in Aktion und hielte zwei Bälle. Der letzten gegen Domagoj Duvnjak war der entscheidende und siegbringende.

Die SG begann mit Torbjørn Bergerud im Tor. Der hatte am Sonntag beim Pokalspiel gegen den VfL Lübeck-Schwartau 60 Minuten auf der Bank gesessen und war daher ausgeruht. Außerdem durfte Gøran S. Johannessen von Anfang an mitwirken, in der Abwehr ersetzte Simon Hald Jim Gottfridsson. Ansonsten spielten wie gewohnt Hampus Wanne, Lasse Svan und Johannes Golla am Kreis.
Beide Teams legten sofort ein unglaubliches Tempo vor. Einspielen, abtasten, Neuzugänge, neuer Trainer oder Vorbereitung – alles Fehlanzeige. Es war sofort ein Derby und zwar das 100. in der Geschichte. Emotionen, tolle Tore, spielerische Highlights, packende Zweikämpfe und spektakuläre Torhüterparaden – alles was dazugehört war von Beginn an dabei.

Die SG hielt zunächst eine knappe Führung (6:5/12.) und der Ex-Flensburger Steffen Weinhold kassierte früh (12.) seine zweite Zeitstrafe. Dennoch übernahm der THW die Führung (11:8/20.) und zwang den Meister zur Auszeit. Der hatte Simon Jeppsson bereits auf dem Feld und brachte nun Michal Jurecki. Mit einem klasse Anspiel auf Golla kam der Pole gut rein. Danach gelang Johannessen ein überragendes Tor. Ein als Pass gedachter Ball von der Mittellinie schlug als Aufsetzer gegen den Pfosten und hinter Niklas Landin ein. Die SG hatte auf 10:11 (23.) verkürzt. Kurz darauf gelang Kapitän Lasse Svan der Ausgleich. Jurecki sorgte für die 12:11-Führung (27.). In dieser Phase hielt Bergerud was zu halten war. Und das Spiel war weiterhin hochklassig, weil rassig. Zur Pause führte die SG mit 14:13.
Flensburg erwischte einen guten Start im zweiten Durchgang und schraubte die Führung kurzzeitig auf 16:13 (33.). Kiel glich blitzschnell aus zum 16:16. Weinhold war dabei doppelt erfolgreich. Jetzt wieder der Meister, der ein 18:16 herauswarf. Der überragende Spielmacher Gottfridsson traf ebenso wie der zielsichere Svan. Es ging weiter hin und her. Jetzt übernahm der THW mit 19:18 wieder die Führung. Der Pokalsieger schien nun obenauf. Beim Meister der letzten beiden Jahre kassierte Simon Hald (44.) seine dritte Zeitstrafe und sah daher die Rote Karte. Jurecki übernahm seinen Part im Mittelblock.
Der bärenstarke Golla und der noch bessere Gottfridsson sorgten für die nächste Wende. Nach dem 21:21 von Duvnjak (45.) nahm Machulla eine Auszeit. Sein Team blieb vorne. Kiels Niclas Ekberg erwischte Landsmann Gottfridsson im Gesicht, kassierte eine Zeitstrafe und die SG nutzte das aus. Rød traf ins leere Tor, als der THW Keeper Landin für den sechsten Feldspieler geopfert hatte. 25:23 (51.) - die Schlussphase war mit Vorteil Flensburg eingeläutet. Der Meister stellte jetzt auf eine 5:1-Abwehr um. Duvnjak sagte an: »Wir müssen ruhig bleiben«. Machte der Kroate und traf zum 24:25. Kurz darauf warf er die 26:25-Führung für seine Farben heraus.
Mit seinem siebten Tor sorgte Golla für den erneuten Ausgleich. Rød hatte ihn freigespielt und sogar noch eine Zeistrafe gegen Patrick Wiencek gezogen. Der Norweger musste wie schon nach einem Schlag von Duvnjak ins Gesicht behandelt werden. Jurecki kam für die letzten drei Minuten. Der Pole leistete sich einen bitteren Abspielfehler, den Duvnjak ausnutzte. 28:26 (58.) für Kiel. Wanne verkürzte und traf danach zum 28:28 (59.). Die Uhr am Videowürfel im ISS Dome zeigte 58:24 Minuten an, als THW-Coach Filip Jicha zur Auszeit bat. Rød kehrte zurück aufs Feld. Zarabec spielte einen Fehlpass ins Aus. Die Unparteiischen, Robert Schulze und Tobias Tönnies, vor der Partie zu den Schiedsrichtern des Jahres gekürt, gaben Einwurf Kiel. Heftige Proteste der SG, die nach der nächsten Abwehraktion auch noch Golla mit einer Zeitstrafe verlor. »An dem Ball war keiner von uns dran, den dürfen sie niemals pfeifen«, so der verletzte SG-Spieler Holger Glandorf während der Siegerehrung. Mit noch sieben Sekunden Spielzeit auf der Uhr bekam der THW einen weiteren Freiwurf. Duvnjak feuerte übers Tor. In der Aufregung gab es zunächst noch zwei Minuten gegen Jurecki, doch die wurde zurückgenommen. Mit 28:28 endete die reguläre Spielzeit und es ging sofort zum Siebenmeterwerfen über.

Siebenmeterkrimi

Mister Siebenmeter bei der SG, Hampus Wanne, trat zuerst an. Der Schwede traf eiskalt gegen Landin. Bei der SG kam Buric, bis dahin noch nicht in Aktion, ins Tor und hielt direkt gegen Ekberg. Der Schwede hatte zuvor im Spiel alle verwandelt.
Die Kieler hatten mit Dario Quenstedt auch einen starken Ersatzmann. Er gewann das Duell gegen Simon Jeppsson. Magnus Landin überwand danach Bergerud zum 1:1. Magnus Jøndal verwandelte sicher gegen Quenstedt. Zarabec ebenso gegen Bergerud.
Bei Gottfridsson war Landin mit einer Hand dran, aber der Schwede traf. Weinhold ebenso gegen Buric. Nach vier Schützen stand es 31:31.
Spielführer Lasse Svan bezwang seinen Landsmann Landin. Dann schlug die Stunde von Siebenmeterkiller Buric wieder. Mit einer Hand kaufte er Duvnjak den Ball ab und stürzte die SG in den Supercup-Sieg. Wieder jubelte Flensburg in Düsseldorf.  

Ruwen Möller


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Statistik

SG Flensburg-Handewitt: Buric, Bergerud – Golla 8, Hald 1, Svan 4/1, Wanne 6/1, Jeppsson 1, Jøndal 1/1, Johannessen 3, Gottfridsson 6/1, Jurecki 1, Rød 1
THW Kiel: N. Landin, Quenstedt – Duvnjak 5, Reinkind 1, M. Landin 6/1, Kristjansson, Weinhold 5/1, Wiencek 3, Ekberg 5/3, Rahmel, Dahmke, Zarabec 2/1, Horak, Bilyk 2, Pekeler 2, Nilsson
Schiedsrichter: Robert Schulze/Tobias Tönnies
Zuschauer: 9713
Zeitstrafen: 6:5 (Golla 2, Rød, Hald 3 – Weinhold 2, Pekeler, Ekberg, Wiencek)
Rote Karte: Simon Hald (44.)
Siebenmeter: 4/5:6/8