Handball

UPDATE: DHB-Team mit Flensburger Note

Handball

14. Oktober 2019, 12:06 Uhr

SG-Kreisläufer Johannes Golla ist erneut zur Nationalmannschaft eingeladen worden. Für Marius Steinhauser hingegen war kein Platz im Aufgebot. Foto: Daniel Karmann/Dpa

Hannover. Johannes Golla bleibt im Kreis der Nationalmannschaft. Sieben Monate nach seinem Debüt fiebert der Kreisläufer des Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt seinen Länderspielen vier und fünf entgegen. Nationalcoach Christian Prokop hat den 21-jährigen Rechtshänder für die Testpartien gegen Kroatien am 23. Oktober in Zagreb und drei Tage später in Hannover berufen. Gollas Teamkollege Marius Steinhauser fand dagegen keinen Platz im 17-köpfigen Kader des Bundestrainers. Der Rechtsaußen muss somit weiter auf seine erste Nominierung warten.

 »Ich freue mich riesig. Der Bundestrainer hat mich im Bus am Sonnabend auf dem Weg nach Minden angerufen. Die Situation mit vier Kreisläufern ist zwar ungewöhnlich, aber wir sollen die Aufgaben im Mittelblock aufteilen. Das ist eine tolle Bestätigung für die Arbeit die man Woche für Woche auf die Platte bringt«, freute sich Johannes Golla, der auch selbst das Gefühl hatte damit dichter an die arrivierten Stammkräfte herangerückt zu sein. An einen möglichen Platz im Kader zur Endrunde verschwendet Golla allerdings noch keine Gedanken. 

Einziger Neuling im Team des Deutschen Handballbundes (DHB) ist der 20 Jahre alte zentrale Rückraumspieler Luca Witzke vom SC DHfK Leipzig. Als Kapitän fungiert weiterhin Linksaußen Uwe Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen). Vom Flensburger Erzrivalen THW Kiel schafften es mit dem Kreisläufer-Duo Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler sowieTorhüter Dario Quenstedt drei Akteure ins Aufgebot. »Ich bin gespannt auf diese Mannschaft und freue mich auf die gemeinsame und für uns sehr wichtige Woche«, sagte Prokop am Montag bei einer Pressekonferenz in Hannover. 

Die beiden Vergleiche mit den starken Kroaten, bei denen voraussichtlich Linkshänder Ivan Martinovic vom Bundesliga-Überflieger TSV Hannover-Burgdorf sein Debüt feiern wird, sind die letzten Auftritte des DHB-Teams in diesem Jahr. Am 2. Januar startet dann bereits die Vorbereitung auf die Europameisterschaft 2020, die für die deutsche Auswahl am 9. Januar im norwegischen Vorrundenspielort Trondheim gegen die Niederlande beginnt. 

Natürlich sei die Nominierung für die zwei bevorstehenden Partien mit Blick auf die EM »bedeutend«, sagte Prokop. Zugleich betonte er jedoch: »Die Tür steht in beide Richtungen offen. Erfahrungsgemäß wird es bis zum Turnierbeginn noch Änderungen geben, im November und Dezember kann viel passieren.« Somit darf sich auch der 26 Jahre alte Steinhauser noch Hoffnung machen. 

Aktuell führt auf seiner Position jedoch kein Weg an Tobias Reichmann (MT Melsungen) und Timo Kastening (TSV Hannover Burgdorf) vorbei, findet der Bundestrainer. Auch nicht für den erfahrenen Patrick Groetzki (Rhein-Neckar Löwen). »Ich habe die in meinen Augen aktuell leistungsstärksten Rechtsaußen nominiert, wobei solche Einschätzungen natürlich immer ein Stück weit subjektiv sind«, kommentierte Prokop. Reichmann und insbesondere Kastening hätten sich mit ihren »konstant guten Leistungen ganz stark in den Vordergrund gespielt«. 

Auch bezüglich Golla war Prokop voll des Lobes: »Johannes ist ein kompletter und vielseitig einsetzbarer Spieler, der als zentraler Abwehrmann stetig wachsendes Format zeigt. Er arbeitet mit Ehrgeiz und unbändigem Willen an seiner Weiterentwicklung.« 

Einsatzperspektiven im Nationalteam sieht der Coach für den 21-Jährigen defensiv »in beiden Innenblocksituationen« sowie möglicherweise auch auf der vorgezogenen Position einer 3-2-1-Formation. Dabei setzt Prokop auf Gollas Geschwindigkeit: »Johannes ist einer der schnellsten Konterspieler, was das Abwehrverhalten angeht.« Seine SG spiele einen »schönen Tempohandball«, wobei Golla das eine oder andere Mal schneller sei als Rechtsaußen Lasse Svan. Da passt es gut, dass der Bundestrainer dem Spiel seiner Auswahl generell mehr Tempo verleihen will. 

Wohlwollend zur Kenntnis genommen hat Prokop zudem, dass Golla auf Vereinsebene viel Spielzeit bekommt und sich national wie international konstant gut präsentiert. Nun möchte der Coach die Gelegenheit nutzen, »ihn in dieser wichtigen Woche weiter heranzuführen, auch was unsere Deckungsvarianten angeht«. Allerdings muss sich Golla im DHB-Team gegen bärenstarke Konkurrenz beweisen. Mit Pekeler und Wiencek sowie Offensivspezialist Jannik Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen) sind neben ihm drei arrivierte Kreisläufer berufen worden, die Prokop als »Konstanten« und »Stabilitätspfeiler« mit »großer Qualität« bezeichnete. 

»Ehrlich gesagt, ist es keine Position, auf der man sich im deutschen Handball große Sorgen machen muss«, befand der 40-Jährige. Aber es sei schön zu wissen, »dass junge Leute wie Johannes nachkommen und was für den Konkurrenzkampf tun.« Zumal es auf dem Weg zur EM auch noch Verletzungen geben könnte, für die man sich gut absichern müsse. Unabhängig von derartigen Szenarien dürfte Golla in den kommenden Monaten weiterhin alles in die Waagschale werfen, um bei der EM dabei zu sein. Und Steinhauser natürlich auch.

Robby Echelmeyer/tif

Der Kader:

Tor: Andreas Wolff (KS Vive Kielce/POL), Dario Quenstedt (THW Kiel)
Linkaußen: Uwe Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen), Marcel Schiller (Frisch Auf Göppingen)
Rückraum links: Fabian Böhm (TSV Hannover-Burgdorf), Julius Kühn (MT Melsungen)
Rückraum Mitte: Paul Drux (Füchse Berlin), Fabian Wiede (Füchse Berlin),
Luca Witzke (SC DHfK Leipzig)
Rückraum rechts: Kai Häfner (MT Melsungen), Franz Semper (SC DHfK Leipzig)
Rechtsaußen: Timo Kastening (TSV Hannover-Burgdorf), Tobias Reichmann (MT Melsungen)
Kreis: Jannik Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen), Patrick Wiencek (THW Kiel),
Hendrik Pekeler (THW Kiel), Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt)