Handball

Machulla bricht Kollegen-Lanze: »Wir müssen alle cooler werden«

Thomas Bleicher
25. Februar 2020, 18:00 Uhr

Maik Machulla macht sich für seinen Berufsstand stark und fordert mehr Geduld. Foto: Lars Salomonsen

Der Meistertrainer der SG Flensburg-Handewitt warnt den Handball angesichts des derzeitigen Trainer-Wechselspiels vor fußballähnlichen Verhältnissen.


Flensburg. Erst Christian Prokop als Bundestrainer, dann Kai Wandschneider, der 2021 in Wetzlar gehen muss und das bereits jetzt mitgeteilt bekommt, am vergangenen Sonnabend Kristján Andrésson bei den Rhein-Neckar Löwen und am Dienstag Heiko Grimm in Melsungen. Das Trainer-Karrussell dreht sich im deutschen Handball derzeit schneller denn je. Es hat beinahe Fahrt aufgenommen wie im Fußball, wo Trainerentlassungen nahezu an der Tagesordnung sind. 
Mit Alfred Gislason beim DHB und den Mannheimern, die am Dienstag Martin Schwalb als neuen Coach präsentierten, haben zwei Teams ihre Posten schnell wieder besetzt. Insgesamt ist die aktuelle Situation im Handball für Maik Machulla, Coach der SG Flensburg-Handewitt, Grund genug, um die berühmte Lanze für die Trainergilde zu brechen. 

Am Dienstag sagte Machulla: »Wir müssen alle cooler werden«. Er warnte davor, dass »die Dinge Züge wie im Fußball annehmen.« Dem zweifachen Meistertrainer ist durchaus klar, dass er aus der Ferne nie die einzelnen Beweggründe im Detail kennen kann und daher meinte er grundsätzlich: »Jeder handelt in seinem Sinne und um das Bestmögliche für seinen Verein zu tun.« 

In Bezug auf die Personalie Kristján Andrésson, der erst zu Saisonbeginn die Nachfolge von Nikolaj Jacobsen in Mannheim angetreten hatte und dem Machulla per Textnachricht sein Bedauern über dessen Entlassung mitgeteilt hatte, sagte der SG-Coach auch: »Er war neu, kannte weder die Liga noch die Sprache. Man darf vor allem das mit der Liga nicht unterschätzen und daher gilt wie für einen Spieler, dass auch ein Trainer ein Jahr Zeit benötigt, um richtig anzukommen.« Diese bekam er nicht und sein Nachfolger ist mit Martin Schwalb ein alter Bekannter. Der ehemalige Coach des HSV, der am Mittwoch vor dem EHF-Cup-Spiel gegen Liberbank Cuenca offiziell vorgestellt wird, übernimmt. Wie lange, dazu machte der Verein auch auf Nachfrage am Dienstag keine Angaben. Wie der »Mannheimer Morgen«, der schon vor der Bekanntgabe die Personalie vermeldet hatte, und »Sky« berichteten, unterschrieb Schwalb einen Vertrag bis zum Sommer 2021. Bei dem Bezahlsender hatte Schwalb zuletzt als Experte gearbeitet. Diese Tätigkeit lässt er ebenso ruhen wie sein Vizepräsidenten-Amt beim HSV. Damit haben sich die Löwen auch gegen Ljubomir Vranjes entschieden. Der ehemalige SG-Trainer soll der Wunschkandidat gewesen sein, steht derzeit allerdings in Kristianstad unter Vertrag. Sein Name wurde jedoch ebenso gehandelt wie der von Prokop (wir berichteten). 
Ob das auch in Melsungen der Fall sein wird? Der Verein sucht ab sofort jedenfalls einen neuen Übungsleiter. Die Vereinsführung der MT hat Trainer Heiko Grimm nur vier Tage nach dem verkündeten Drei-Spiele-Ultimatum freigestellt. Dies teilte der hessische Verein am Dienstag mit. »Wir haben bislang in dieser Saison kein konstantes Leistungsniveau erreicht, mussten nach Hochphasen immer wieder unerklärliche Ausreißer nach unten beklagen«, begründete Vereinsvorstand Axel Geerken. Noch am Freitag hatte der Verein »personelle Konsequenzen« angekündigt, falls es in den kommenden drei Spielen nicht besser werde. Melsungen spielte dann am Sonntag beim Vorletzten Eulen Ludwigshafen Remis. Der Verein sucht nach einer Aussage nun nach einem Nachfolger, vorerst übernimmt der bisherige Assistent Arjan Haenen. »Ich glaube nicht, dass es »ein öffentliches Ultimatum für einen Trainer benötigt«, so Machulla, der sich generell glücklich schätzt, dass es in Flensburg »seit zehn Jahren keine ernsthaft unruhige Phase« gab. »Das spricht für die SG«, so Machulla, der seine dritte Saison als Cheftrainer absolviert und ebenso wie sein Vorgänger Vranjes Titel an die Förde holt. 
Bereits am Sonntag, im Rahmen des Liga-Spiels gegen die HSG Wetzlar (31:28) hatte sich Machulla für seinen Kollegen Wandschneider stark gemacht, dessen Arbeit in den höchsten Tönen gelobt und sich verwundert darüber gezeigt, dass ein Verein zu einem so frühen Zeitpunkt das Ende einer erfolgreichen Zusammenarbeit verkündet. Nach dann neun Jahren wird der Vertrag von Wandschneider im Sommer 2021 nicht verlängert, wie die HSG in der Vorwoche mitteilte.

Ruwen Möller