Abwehr bereitet Vranjes Kummer

Handball-Bundesliga

Thomas Bleicher
21. April 2017, 08:31 Uhr

In der zweiten Halbzeit stand die SG-Deckung weitaus besser als im ersten Spielabschnitt. (Foto: Lars Salomonsen)

Flensburg. Noch weit nach Spielschluss stand Kevin Møller auf dem Parkett. Er schrieb Autogramme, ließ sich fotografieren, Kinder und Erwachsene wollten Selfies.

Das Lächeln fiel dem 27 Jahre alten dänischen Torwart des Handball-Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt nicht schwer. Soeben hatte seine Mannschaft den Bergischen HC mit 32:25 (16:16) bezwungen, ist - vorbei an den Rhein-Neckar Löwen - mit 46:6 Punkten zurück an der Ligaspitze.
Dafür musste der Favorit gegen den Underdog allerdings durch ein tiefes Tal.

Einfache Gegentore

 Von der Bank aus musste Kevin Møller in der ersten Halbzeit miterleben, wie seine SG eklatante Schwächen in der Defensive offenbarte und die Gäste immer wieder zu einfachen Gegentoren einlud. Immerhin funktionierte die Offensive um Spielmacher Thomas Mogensen und insbesondere dem treffsicheren Linksaußen Anders Eggert (insgesamt neun Tore).
In der zweiten Halbzeit beorderte Cheftrainer Vranjes Møller ins Flensburger Tor. Auch Dank des in Tønder geborenen Schlussmannes stabilisierte sich die SG-Defensive, die nun insgesamt besser zupackte und in der zweiten Spielhälfte gerade einmal neun Tore zuließ. So sprang ein letztlich deutlicher und verdienter Sieg heraus. 

Glandorf: »Vielleicht waren wir auch zu heiß«

 »Wir haben in der zweiten Halbzeit besser gedeckt und insgesamt mehr Sicherheit bekommen«, befand Kevin Møller. »Vielleicht waren wir in der ersten Halbzeit auch zu heiß«, sagte sein Teamkollege Holger Glandorf bei seiner Suche nach Erklärungen für die schwache Defensive im ersten Spielabschnitt. 

Damit werden sich Trainer Ljubomir Vranjes und seine Schützlinge nun noch näher befassen. Das kündigte der Coach zumindest bei der Pressekonferenz an. »In der ersten Halbzeit war das sehr verkrampt und es war viel Unruhe in der Abwehr. Wir hatten Riesen-Probleme und haben gar nicht zu dem gefunden, was wir uns vorgenommen hatten. Das wurde nach dem Wechsel besser. Wir standen enger, waren aggressiver und hatten dann auch einige wichtige Paraden von Kevin Møller. Aber die Probleme in der Abwehr - daran werden wir arbeiten«, sagte Ljubomir Vranjes, der die Deckungsarbeit in Halbzeit eins als »teilweise das Schlechteste, was wir je hatten« bezeichnete. 
Das Titelrennen ist eng und spannend. Die SG führt. Nach Minuspunkten aber sind die Rhein-Neckar Löwen (45:5 Punkte) im Vorteil. Im Direktduell am 28. Mai hat wiederum die SG Heimvorteil. 
Wer wird also Meister? 
Das Hier und Jetzt aber heißt nun erstmal HC Vardar Skopje. Die Mazedonier sind Viertelfinal-Gegner der SG im Champions League-Viertelfinale und kommen am Sonnabend (17.30 Uhr, Flens-Arena) zum Hinspiel an die Flensburger Förde. »Das wird nochmal ein ganz anderes Kaliber als Brest«, weiß SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke. Vardar Skopje hatte die Vorrundengruppe B gewonnen und deshalb im Achtelfinale spielfrei. So kommen die Mazedonier mit viel Selbstvertrauen nach Flensburg.

SG Flensburg-Handewitt:Andersson (bis 30., bei einem 7m), Møller (ab 31., bei einem 7m) – Karlsson, Eggert 9/2, Glandorf 5, Mogensen 5, Svan 3, Jakobsson, Heinl 3, Zachariassen, Gottfridsson 1, Lauge 4/1, Mahé 2/2.

Bergischer HC:Gustavsson, Rudeck (ab 48.) – J. Artmann 5, Gutbrod 1, A. Hermann 4, Gunnarsson 8/4, N. Artmann, Vilovski 3, Criciotoui 3, Babak 1, Nippes

Schiedsrichter:Krag/Hurst (Frankfurt/Oberursel);

Zeitstrafen:3:5 (Karlsson, Gottfridsson , Lauge – Gutbrod 2, Vilovski 2, A. Hermann),

Siebenmeter:5/5:4/4;

Zuschauer:6229

Marc Reese