Alles tun für den Traum von Köln

SG Flensburg-Handewitt

Thomas Bleicher
28. April 2018, 12:50 Uhr

Linkshänder Holger Glandorf (links) will mit seiner SG Flensburg-Handewitt am Sonntag den Einzug ins Final Four in Köln schaffen. Nach dem 28:28-Hinspielremis in Flensburg wartet eine schwere Hürde in Frankreich. Ob Glandorf seinen Teamkollegen und Kreisläufer Anders Zachariassen (re.) anspielen kann, ist fraglich. Foto: Martin Ziemer

München/Montpellier. Kurz vor dem Abflug von München nach Frankreich war Maik Machulla guter Dinge. »Dass wir die Qualität haben, um auswärts auch in so einem Spiel zu bestehen, das wissen wir. Klar ist aber auch, dass wir einen guten Tag brauchen. In Abwehr, im Angriff und in der Torwartleistung. Ich bin sehr zuversichtlich. Es wird ein enges Spiel werden, das durch Kleinigkeiten entschieden wird«, sagt der Trainer der SG Flensburg-Handewitt mit Blick auf das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League am Sonntagabend (19 Uhr) beim französischen Vertreter Montpellier HB.

Das Hinspielergebnis, ein 28:28-Remis in Flensburg, lässt Flensburg trotz eines verpassten Hinspielsieges vom Einzug ins Finalturnier am 26./27. Mai in Köln glauben. Damit das klappt, gilt ein besonderes Augenmerk dem 21 Jahre jungen Kreisläufer Ludovic Fabregas, der im Hinspiel sieben Treffer warf. »Wir müssen gegen Fabregas kompakter stehen. Er hat im Hinspiel zu viel Raum gehabt. Er durfte zu sehr bestimmen, wo er steht. Da müssen wir ihn viel mehr unter Druck setzen. 60 Minuten lang wird man das gegen so einen Mann nicht hinkriegen, aber sein Raum muss eingeengt werden«, erklärt Maik Machulla im Gespräch mit Flensborg Avis.
Der 1,98 Meter große und über 100 Kilo schwere französische Nationalspieler, der ab Sommer Teamkollege vom dänischen SG-Torwart Kevin Møller beim FC Barcelona wird, ist aber nur eine von vielen Stellschrauben, die die Flensburger richtig justieren müssen. »Wir müssen, und das ist das alte Lied, unsere Chancen viel besser nutzen. Auch die Torwartleistung ist ausbaufähig. Das beide Qualität haben, das wissen wir«, sagt Maik Machulla. 

Coach hätte gern früher alles klar gehabt

Damit spricht er auf das Spiel am Donnerstagabend an. Da besiegte seine SG Flensburg-Handewitt auswärts den TVB 1898 Stuttgart mit 35:28 (16:13) und festigte den zweiten Platz in der Handball-Bundesliga hinter den enteilten Rhein-Neckar Löwen. Einem Spiel insgesamt, mit dem Maik Machulla gut leben konnte. »Ich bin zufrieden. Wir haben auswärts bei einer Mannschaft gewonnen, die sich - wie ich bereits im Vorfeld sagte - zuletzt gut präsentiert hat. Das war gar nicht so einfach die Balance zu finden vor Montpellier«, sagte der SG-Cheftrainer, der sich allerdings Mitte der ersten und Mitte der zweiten Halbzeit mehr Konsequenz in der Abwehr gewünscht hätte. »Insgesamt hatte ich aber nie das Gefühl, dass der Sieg wirklich in Gefahr war. Die Mannschaft hat sich konzentriert. Natürlich aber hätte ich gerne deutlicher geführt, anstatt dass wir den Gegner nach einer Fünf-Tore-Führung (20:15, Red.) nochmal bis auf zwei Tore herankommen lassen.«


Mit der Verteilung von Verantwortung und Spielanteilen war Machulla zufrieden. Fast alle Akteure kamen zum Einsatz. Dem Coach aber sei es nicht darum gegangen, vor dem Duell mit Montpellier Leistungsträger zu sehr zu schonen. »Nach einer Woche ohne Pflichtspiel wollte ich, dass sie lange spielen. Damit sie ihren Rhythmus finden. Lasse Svan zum Beispiel, der vor dem Hinspiel gegen Montpellier gegen Gummersbach gar nicht gespielt hatte. Das war mir wichtiger«, erklärte Machulla.

Der SG-Trainer konnte am Freitag noch nicht genau sagen, ob sein dänischer Kreisläufer Anders Zachariassen, der - wie berichtet - nicht mit nach Stuttgart gereist war, am Sonnabend hinterherfliegt. Zachariassen hatte sich im Hinspiel gegen Montpellier verletzt. Angesichts des Duos Henrik Toft Hansen und Jacob Heinl, die sich in Stuttgart die Einsatzzeiten teilten, ist die Besetzung der Kreisläuferposition aber sicherlich Machullas geringstes Problem auf dem Weg zum gelebten Traum von Köln.

Statistik zum Spiel TVB 1898 Stuttgart - SG

TVB 1898 Stuttgart: Maier, Lehmann (bei einem 7m) – Kraus 6/3, Schimmelbauer 2, Weiß 6, Schagen 1, Schweikardt, Späth 4, Röthlisberger, Kretschmer 1, Orlowski 2, Baumgarten 3, Markotic 2, Salger 1.

SG Flensburg-Handewitt: Andersson, Møller (ab 23.) – Karlsson, Glandorf 5, Mogensen 7, Svan 6, Wanne 6/4, Jeppsson, Steinhauser, Heinl 1, Toft Hansen 2, Gottfridsson 3, Lauge 3, Rød 2.
Schiedsrichter: Geipel/Helbig (Steuden/Landsberg)
Zeitstrafen:1:3 (Schweikardt – Heinl, Gottfridsson, Rød)
Siebenmeter:3/3:4/4
Zuschauer:2251 (ausverkauft)

Marc Reese