Als Gipfelstürmer nach Celje

Bundesliga/Champions League

Thomas Bleicher
25. November 2017, 07:40 Uhr

Der Denker und Lenker: Thomas Mogensen legte einen grandiosen Auftritt hin, warf fünf Tore beim Sieg gegen Magdeburg.

Flensburg. Die SG Flensburg-Handewitt ist die Mannschaft der Stunde. Mit einer Klasse-Vorstellung beim 29:24 (15:12)-Heimerfolg am Donnerstag gegen den SC Magdeburg erklomm der Handball-Bundesligist die Tabellenspitze und reist jetzt mit breiter Brust zum Champions League-Auswärtsspiel am Sonntag (Anwurf 17 Uhr) bei RK Celje.

Die Flensburger zogen mit diesem Sieg nicht nur aufgrund des besseren Torverhältnisses an den punktgleichen Berliner Füchsen (beide 21:5 Zähler) vorbei. Ihnen spielt außerdem in die Karten, dass der amtierende Meister und Liga-Dritte Rhein-Neckar Löwen durch die 26:28-Niederlage zeitgleich in Göppingen wichtige Zähler liegenließ (aktuell 20:6 Punkte) und sich Erzrivale THW Kiel durch die Schlappe in Gummersbach (27:31) wohl frühzeitig aus dem Titelrennen verabschieden muss
 Elf Minuspunkte zu diesem frühen Saisonzeitpunkt sind zumindest allerhand. 

Machulla: »Ich bin sehr stolz«

Begeistert über den hochkonzentrierten und vor allem in der Abwehr imponierenden Auftritt seiner Mannschaft zeigte sich SG-Coach Maik Machulla. »Das war eine ganz tolle Mannschaftsleistung. Ich bin sehr stolz auf jeden einzelnen meiner Spieler, weil sie seit Wochen viel Verantwortung übernehmen und immmer besser zusammenwachsen. Es macht momentan einen Riesenspaß, mit ihnen zu arbeiten«, sagte der 40-Jährige.
Die Flensburger taten sich zu Beginn noch schwer. Die Hausherren lagen zwischenzeitlich mit zwei Toren hinten (8:10), erspielten sich aber bis zur Pause eine Drei-Tore-Führung und ließen nach dem Seitenwechsel keinen Zweifel am Sieg aufkommen. Bis auf den starken SC-Rechtsaußen Robert Weber (12 Tore, davon sechs Siebenmeter) hatte die SG den Gegner vollends im Griff. »Wir haben uns sehr gut auf dieses Spiel vorbereitet. Viele Sachen haben heute gut funktioniert. Ich bin sehr zufrieden mit unserer Rückwärtsbewegung, denn gerade die zweite Welle, den Druck von Magdeburg, wollten wir eindämmen - das ist uns sehr gut gelungen«, sagte Machulla. Mehrere seiner Akteure sah der Coach auf allerhöchstem Level. »Gerade Henrik Toft Hansen, Tobias Karlsson und Mattias Andersson sind über sich hinausgewachsen. Sie haben es geschafft, einen Spieler wie Michael Damgaard bei einem einzigen Tor zu halten und Bezjak gelang gar kein Tor. Das war eine überragende Abwehrleistung und der Schlüssel zum Erfolg«, lobte Machulla explizit seine beiden Akteure im Mittelblock sowie Keeper Andersson. Aber auch seine Rückraumakteure imponierten ihm im Anriff. »Vorne haben Thomas (Mogensen), Holger (Glandorf) und (Kentin) Mahé sehr beweglich gespielt und sie haben gute Lösungen gefunden gegen die doch großgewachsene und kompakte Abwehr.« Auch die Einsätze seines jungen Schweden Simon Jeppsson (»er setzt Akzente und trifft gute Entscheidungen«) gefielen dem Coach.

Schritt nach vorne bei Kentin Mahé

Hier geblieben! Matthias Musche greift zum letzten Mittel, um Lasse Svan am Wurf zu hindern. (Foto: Lars Salomonsen)

Auf die Frage eines Journalisten nach dem Leistungssprung des Franzosen Kentin Mahé zuletzt, sagte Machulla: »Wenn man eine Mannschaft führt, dann ist es auch ein bisschen wie Kindererziehung. Du musst gewisse Sachen zulassen und gewisse Sachen nicht zulassen. Ich finde Mahé hat einen großen Schritt nach vorne gemacht. Er hilft uns wahnsinnig und er hat natürlich auch gemerkt, wie wertvoll er für uns ist, für diese Mannschaft, wenn er jeden Tag 100 Prozent für diese Mannschaft gibt. Das erwarte ich von jedem Einzelnen meiner Spieler und das macht er seit Wochen. Er wird besser und besser. Er wird wichtiger und wichtiger und übernimmt viel Verantwortung. Ich bin im Moment sehr zufrieden mit ihm«, sagte Machulla.
Gäste-Coach Bennet Wiegert sah bei seiner Mannschaft nach dem frühen Ausfall von Kapitän und Abwehrchef Zeljko Musa eine »Schockstarre«. Die wenig ertragreiche Leistung seines sonst so treffsicheren Michael Damgaard verteidigte Wiegert, der unter anderem sagte: »Er sitzt deprimiert hinten in der Kabine. Er ist ein Däne: und ich muss wohl keinem erklären, wie motiviert unsere Dänen vor diesem Spiel waren. Vielleicht sogar übermotiviert. Ein kühlerer Kopf hätte uns vielleicht besser getan.«Jetzt nach Slowenien

Flugs nach Slowenien

Für die SG geht es jetzt am Sonnabend in den Flieger nach Slowenien. Am Abend steht noch ein Training an, dann am Sonntag (Anwurf 17 Uhr) geht es für die SG darum, im Champions League-Spiel bei RK Celje die hervorragende Ausgangslage in der Vorrundengruppe B zu festigen. Dort ist die SG (12:4 Punkte) nämlich Zweiter hinter Paris (14:2) und noch vor Veszprém mit Ex-SG-Trainer Ljubomir Vranjes. »Wir wollen den Flow weiter mitnehmen«, sagte Linkshänder Holger Glandorf. »Das wird ein hartes Spiel. Wichtig ist, dass wir Spaß haben und an uns glauben.« Das Hinspiel hatte die SG am 1. November in Flensburg mit 33:28 gegen den Tabellen-Siebten (5:11 Punkte) gewonnen. »Da haben wir es etwas an Aggressivität vermissen lassen. da müssen wir anders auftreten und mit einer besseren Einstellung, denn die sind sehr heimstark. Wir müssen dagegenhalten«, sagte Machulla am Freitag im Gespräch mit Flensborg Avis. Bis auf Jim Gottfridsson und Magnus Rød hat er alle Mann dabei. Abzuwarten gilt weiterhin, inwieweit ein Einsatz von Jacob Heinl (Schulter) und Rasmus Lauge, der nach seinem krankheitsbedingten Fehlen gegen Brest nun gegen Magdeburg nur kurze Zeit in der Abwehr zum Einsatz kam, möglich ist.


Marc Reese
mr@fla.de

SG Flensburg-Handewitt: Andersson, Møller (bei einem 7m) – Karlsson, Glandorf (2), Mogensen (5), Svan (4), Wanne (4), Jeppsson (3), Zachariassen, Toft Hansen (6), Lauge, Mahé (5/1).
SC Magdeburg: Quenstedt (6/1 Paraden), Green (4 Paraden, bis 30.) – Chrapkowski (1), Bezjak, Weber (12/6), Musche (4), Molina, Damgaard (1), Christiansen (2), O´Sullivan (1), Zelenovic (2), Pettersson, Musa, Mertens, Kalarash (1).
Schiedsrichter:Behrens/Fasthoff (Düsseldorf)
Zeitstrafen:1:3 M(Mogensen – Kalarash 2, Chrapkowski);Siebenmeter:2/1:6/6 (Mahé scheitert an Quenstedt);
Zuschauer:6025