UPDATE #1: Ausrufezeichen des Meisters

Handball

Thomas Bleicher
04. September 2018, 20:40 Uhr

Holger Glandorf (am Ball) zeigte mit der SG in Berlin um Jakov Gojun (Nr. 10), Paul Drux (r.) und Mijajlo Marsenic eine überragende Leistung. Foto: dpa

Berlin. Vor dem Derby gegen den THW Kiel (Sonnabend, 18.10 Uhr/live ARD) hat der Deutsche Meister trotz personellem Umbruch gezeigt, dass auch in dieser Saison wieder mit ihm zu rechnen ist. Beim Vorjahresdritten, den Füchsen Berlin, gewann die SG Flensburg-Handewitt nach der bislang besten und über weite Teile beeindruckenden Leistung mit 30:25 (14:16).

»In der ersten Halbzeit haben wir uns das etwas anders vorgestellt, da haben wir eigentlich schon gut gespielt, allerdings Torbjørn Bergerud im Tor nicht genug unterstütz. Im zweiten Durchgang bekommen wir durch Benjamin Buric einige Paraden dazu, weil wir besser in der Abwehr stehen. Im Angriff haben wir es auf den Punkt sehr gut gespielt«, sagte Holger Glandorf unmittelbar nach Spielende in den Katakomben der Max-Schmeling-Halle in Berlin. Der Linkshänder war mit seinem sechs Toren neben Lasse Svan (7 Treffer) der überragende SG-Torschütze und auch sonst wieder in Galaform. 

Wie angekündigt wollte Maik Machulla auch beim Spitzenspiel in Berlin seinen Neuzugängen Vertrauen schenken und tat das. Im Tor schickte er wie schon in Minden diesmal Torbjørn Bergerud von Anfang an ins Rennen und am Kreis durfte sich Simon Hald versuchen. Beide kamen nur schwer ins Spiel und somit die gesamte SG. Hald konnte sich gegen den Berliner Innenblock um Mijajlo Marsenic und Jakov Gojun körperlich nicht durchsetzen und Bergerud bekam erst in der 10. Minute eine Hand an einen Ball. Die SG-Defensive hatte zu Beginn viel Mühe mit dem stark aufspielenden Dänen Jacob Holm. Erst als Machulla justierte und Johannes Golla brachte, lief es besser. Hinten war nun die nötige Aggressivität und vorne mehr Durchschlagskraft vorhanden. Die Kreise von Holm wurden insgesamt besser eingeengt. Weil der Meister zudem einige erfolgreiche Konter setzte, wurde aus einem 8:10-Rückstand (16.) schnell eine erste Führung (11:10/19.). 
Insgesamt war es ein schnelles, temporeiches Spiel. Berlin stellt nun um und brachte Wael Jallouz als Spitze in der 5-1-Deckung. Jetzt lief es bei den Hausherren wieder besser und sie zogen auf 16:13 (29.) davon. Dabei profitierten sie von einigen Zeitstrafen gegen die SG, eine davon gegen Simon Jeppsson nach einem Wechselfehler. Zudem bekam Berlin in dieser Phase einige Siebenmeter zugesprochen, die Frederik Simak alle sicher verwandelte. 20 Sekunden vor der Pause nahm Machulla eine Auszeit und mit dem letzten Angriff gelang Jim Gottfridsson das 14:16 – so ging es in die Pause.
Im zweiten Durchgang stelle Flensburg um. Benjamin Buric kam für den glücklosen Bergerud ins Spiel. Die SG holte jetzt Tor um Tor auf und ging beim 19:18 (37.) wieder in Front. Berlin hatte es in diesen Minuten auf die Unparteiischen abgesehen und war mit den Pfiffen von Marcus Helbig und Lars Geipel überhaupt nicht zufrieden. Wie im Vorjahr, als die SG mit 30:26 in der Hauptstadt gewann, brachten sich die Berliner somit selber aus dem Konzept. Zwar leistet sich die SG nach dem 19:20 einen Leichtsinnsfehler der den Ausgleich bedeutetet, der Meister war jedoch längst obenauf.
Nach einer weiteren Buric-Jeppsson-Kombination und einem Tor von Hampus Wanne ins leere Füchse-Gehäuse, führte die SG blitzschnell 23:20 (45.). Nach einem sensationellen Tempogegenstoß von Wanne und Svan, der mit dem 24:21 (47.) und einer Zeitstrafe gegen Berlins Mattias Zachrisson endete, war es still im Fuchsbau.
Die ersatzgeschwächten Hausherren - Berlin spielte ohne Marko Kopljar, Stipe Mandalinic, Hans Lindberg, Simon Ernst und Fabian Wiede – schienen am Limit. Vor allem fanden sie kein Mittel mehr gegen Buric, der jetzt auch den ersten Siebenmeter von Simak entschärfte. Marius Steinhauser (49.) sorgte mit seinem ersten Ballkontakt für die Vorentscheidung (25:21/49.).
Als Geburstagskind Anders Zachariassen, der Däne feierte in Berlin seinen 27. Ehrentag, zum 28:22 (55.) traf, waren auch die letzten Zweifel am dritten Saisonsieg der SG beseitigt. Der fial am Ende mit 30:25 sogar noch um ein Tor deutlicher aus als in der Vorsaison.
»Dieser Sieg war wichtig in der Entwicklung der Mannschaft, am Sonnabend kommt der nächste Entwicklungsschritt«, so Glandorf, der sich wie alle im SG-Lager nun mit viel Rückenwind in den Segeln auf das Landesderby freut. »Das ist immer ein besonderes Spiel, da steht die ganze Region Kopf und ab morgen werden alle darüber sprechen und wir uns darauf konentrieren«, so Glandorf bevor er zu seinen Teamkameraden in die Kabine verschwand. Hier stieg eine kurze Jubelarie bevor es für die SG mit dem Bus durch die Nacht in die Heimat ging.

Mehr zum Spiel in der Donnerstag-Ausgabe von Flensborg Avis.

Ruwen Möller

Statsitik

Füchse Berlin: Heinevetter, Semisch – Elisson, Holm 4, Struck 1, Gojun 3, Porath, Zachrisson 3, Simak 6/5, Schmidt 1, Jallouz, Reißky 1, Koch 1, Marsenic 2, Drux 3
SG Flensburg-Handewitt: Buric, Bergerud - Karlsson, Golla 2, Hald, Glandorf 6, Svan 7, Wanne 2, Jeppsson 2, Jøndal 3/3, Steinhauser 1, Zachariassen 1, Gottfridsson 2, Lauge 4
Schiedsrichter: Lars Geipel und Marcus Helbig
Zuschauer: 6371
Siebenmeter: 6/5:3/3 (Buric hält gegen Simak)
Zeitstrafen: 2:6 (Holm, Zachrisson – Karlsson, Lauge, Golla 2, Jeppsson, Svan)