Die fast perfekte Rückkehr

Max Christiansen

28. Februar 2016, 17:20 Uhr

»Willkommen Zuhause«. So lautete im Hamburger Volksparkstadion am Sonnabend die freundliche Begrüßung für Fußballer Max Christiansen. (Foto: Marco Nehmer)

Hamburg. Max Christiansen hat das Trainingsleibchen bereits abgestreift, holt sich letzte Instruktionen vom Trainerteam, setzt sich in Bewegung zum vierten Offiziellen - doch dann ertönt der Abpfiff im Hamburger Volkspark. Der HSV trennt sich vom FC Ingolstadt mit 1:1 (1:0). Christiansen ist dabei, aber nicht mittendrin.


Ein paar verpasste Trainingseinheiten unter der Woche wegen einer Rückenblessur verhindern einen Startelfeinsatz des gebürtigen Flensburgers, der beim SV Adelby und Flensburg 08 das Fußballspielen erlernte, und damit ein Vorspielen vor 50.675 Zuschauern. Am Ende fehlen Sekunden. Seinem Team fehlt zudem das letzte Quäntchen zum Sieg. Es war noch mehr drin - für die »Schanzer« wie für Christiansen selbst. Der FCI ist in der zerfahrenen, kampfbetonten Partie drin, aber zunächst nicht wirklich dran, rennt dem Rückstand hinterher. 

Ein Spiel wie gemacht für einen wie Christiansen, der als Balleroberer und -verteiler mit guter Physis an guten Tagen ein Spiel mitbestimmen kann. Trainer Ralph Hasenhüttl schickt ihn nach 50 Minuten zum Aufwärmen. Der Ingolstädter Übungsleiter steht mittlerweile in seiner Coachingzone mehr, als dass er sitzt, grübelt. Zeit für Christiansen? Nein, Lukas Hinterseer köpft ein zum 1:1(61.). Das Spiel kippt zugunsten der Oberbayern, Hasenhüttl verwirft mögliche Wechselpläne. Erst in der Schlussphase kommen Moritz Hartmann und Romain Bregerie. Christiansen ist der Nächste, doch der Schlusspfiff unterbindet die Vorbereitungen des 19-Jährigen auf einen Einsatz. Von Unzufriedenheit aber keine Spur. Weder beim starken Aufsteiger, noch beim Youngster von der Flensburger Förde. Der sucht den direkten Weg aufs Spielfeld, scherzt mit Robert Bauer und Mathew Leckie. Ein gewonnener Punkt und eine fast perfekte Rückkehr.

Flensborg Avis: Herr Christiansen, hätte Schiedsrichter Marco Fritz noch etwas laufen lassen, hätten Sie hier in Hamburg das erste Dutzend Einsätze in der Bundesliga voll machen können. Wie fühlen Sie sich? 


Christiansen: Für die letzten Sekunden wäre ich jetzt nochmal reingekommen, um ein bisschen Zeit von der Uhr zu nehmen. Aber es ist, wie es ist. 

Die Rückenverletzung hat Ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht, hier über 90 Minuten aufzulaufen. Waren Sie enttäuscht, zunächst nur auf der Bank zu sitzen? 

Nach der Verletzung überhaupt wieder in den Kader zu kommen, das war mein Mindestziel, und das habe ich erreicht. Von daher bin ich zufrieden. 

Wie haben Sie die Rückkehr in den Norden empfunden? 

Das war schon ein besonderes Spiel, in der Nähe der alten Heimat. Ich denke, wir können allgemein zufrieden mit dem Spiel sein, wir haben uns gut präsentiert. 

Was hat die Leistung der Mannschaft heute ausgezeichnet?

Unsere Leistung war sehr gut, weil wir in der zweiten Halbzeit gut dagegen gehalten und in Rückstand unser Spiel gemacht haben. Die ersten Minuten haben wir ein bisschen verschlafen. Mit dem 0:1 sind wir aufgewacht. 

Wie lauten Ihre persönlichen Ziele für den Rest der Rückrunde? 

Ich möchte so viel Spielzeit wie möglich noch mitnehmen. Es ist meine erste Saison in der Bundesliga, von daher muss das mein Primärziel sein. 

Das sagen die Trainer über Christiansen

• Ralph Hasenhüttl (Cheftrainer vom FC Ingolstadt 04): »Ich schätze seine Entwicklung sehr gut ein. Er hat schon große Schritte gemacht, seit er bei uns ist und kommt auf einige Spiele - so kann es für ihn gerne bei uns weitergehen. Vom Potenzial her hat er alle Möglichkeiten. Körperlich wird er immer besser. An seinen Defiziten, die er noch hat, arbeitet er gut. Fußballerisch und vom Kopf her hat er sehr viele Voraussetzungen.« 


• Michael Henke (Co-Trainer):»Er macht eine sehr gute Entwicklung. Er hat ein gutes Standing innerhalb der Mannschaft. Er hatte jetzt ein bisschen Probleme mit Verletzungen, aber ist sicherlich ein Mann für die Zukunft und einer, auf den wir bauen. Er ist für sein Alter erstaunlich robust, hat sich im letzten Jahr konditionell stark gesteigert. Er wird seinen Weg machen.«