Die Schattenseite der Weltmeisterschaft

Handball

11. Januar 2019, 08:50 Uhr

Auf Duelle zwischen Hürups Ove Jensen, Jannis Blumenberg (links) und Timmi Ejmar (rechts) müssen die Zuschauer noch warten. Das Benefizturnier »Hürup4Kids« ist dem DHB-Beschluss zum Opfer gefallen. Foto: Lars Salomonsen

Flensburg. Die Lichter in den Arenen blinken, der Lärm ist fast ohrenbetäubend und die Emotionen spiegeln sich in den begeisterten Gesichtern der Fans wieder. So soll das Bild der Weltmeisterschaft von den Rängen in die Wohnzimmerstuben bei den Spielen der deutschen Handball-Nationalmannschaft transportiert werden und für Begeisterung an der Basis sorgen. Doch die zurecht hochangesehene Endrunde hat auch ihre Schattenseiten. Neben dem Hype und der großen Bühne gibt es auch den Sport an der Basis, der mit Beginn der Endrunde zum Teil komplett zum Stillstand kommt. Einer der betroffenen Vereine ist der TSV Hürup.


Ein Beschluss des Bundestages des Deutschen Handballbundes von 2017 ist dem TSV zum Verhängnis geworden. Dort sind sich die Delegierten einige geworden, dass eine Endrunde auf heimischem Boden besonderer Unterstützung bedarf und entsprechend Spieltage im Kalender geblockt werden. Damit alle Handball spielenden die Möglichkeit haben vor Ort oder im TV die Nationalmannschaften zu verfolgen. Dieser Beschluss greift auch bis zur Europameisterschaft 2024 in Deutschland.

Der TSV Hürup hatte für den 12. Januar, Deutschland spielt an diesem Tage ab 18.15 Uhr gegen Brasilien, die dritte Ausgabe des Benefiz-Vorbereitungsturniers »Hürup4Kids« zugunsten des Kinder- und Jugendhospizdienstes in Flensburg geplant und musste den Teams der HSG Tarp-Wanderup Frauen, des TSV Sieverstedt und des DHK Flensborg absagen.

Hohe Strafen haben gedroht

»Es war alles soweit wie in den Vorjahren geregelt und bedurfte nur noch der Zustimmung des Handball-Verbandes Schleswig-Holstein. Doch wir wurden dann auf den Beschluss des DHB hingewiesen und nach etlichen Telefonaten und Mails wurde uns dann von Paul Specht, dem Vizepräsident Finanzen und Recht im DHB, dringend von einer Durchführung abgeraten. Dabei hätten wir doch den Tag mit dem gemeinsamen schauen des Spiels gut ausklingen lassen können«, so Hürup-Teammanager Björn Schlappkohl angefressen. Bei Verstößen während der Endrunde der Frauen in Deutschland wurden bereits einige Geldstrafen von mindestens 5000 Euro verhängt. Ein Umstand, der bei Björn Schlappkohl nur Unverständnis hervorruft.


»Überall wo du vorgesprochen hast, ist dir großes Verständnis entgegengebracht worden. Auch der HVSH-Präsident hat uns sein Verständnis ausgedrückt, kann aber auch nicht aus dem Beschluss ausbrechen. Durch die bereits verhängten Strafen hat uns der DHB zudem klar gemacht, dass auch eine Ausnahme nicht mehr möglich ist. Somit bleibt die Veranstaltung für den guten Zweck und die Basis auf der Strecke. Diese Bürokratie tut weh und ist echter Mist«, so Schlappkohl, der sich für das Verständnis der Teilnehmenden Mannschaften bedankt.

»Wir haben versucht einen anderen Termin zu finden, aber das ist bei den Terminplanungen so vieler Mannschaften nicht einfach. Vielleicht finden wir um Ostern noch die Möglichkeit, ansonsten muss »Hürup4Kids« 2019 eben ausfallen. Im nächsten Jahr gehen wir aber wieder an den Start«, so der Teammanager des TSV Hürup, der sich über viel Zuspruch von der Handball-Basis der Region gefreut hat und den Kopf nicht in den Sand stecken wird. Bis 2024 bleibt die Herausforderung für den Handball an der Basis allerdings noch bestehen, denn solange gilt der gefasste Beschluss noch. Unabhängig davon, ob er an der Basis noch gewollt wird oder nicht.

Timo Fleth