Genervte sind gefordert

Handball

07. Oktober 2017, 20:00 Uhr

Auf Kapitän Tobias Karlsson (r.) und die SG Flensburg-Handewitt kommt gegen Vive Kielce um Spielmacher Uros Zorman erneut Schwerstarbeit zu. (Foto: Carsten Rehder/dpa)

Flensburg. Vor 14 Tagen absolvierte die SG Flensburg-Handewitt die erste doppelte Auswärts-Reise der Saison. Zunächst ging es nach Melsungen und anschließend mit einem Sieg im Gepäck weiter nach Veszprém. Dank des Erfolges bei der MT fielen die Strapazen in Ungarn klein aus. Mental waren alle auf der Höhe und lieferten dem Team von Ex-Coach Ljubomir Vranjes einen großen Kampf. In diesen Tagen steht ein ähnlich langer Auswärts-Aufenthalt an, aber diesmal dürfte die ganze Sache weitaus anstrengender werden, sowohl für den Kopf als auch für die Beine. 

Am Donnerstagabend musste sich die SG mit einem 28:28 (13:13)-Remis in der Liga bei Frisch Auf Göppingen begnügen. Es dürfte sich angefühlt haben wie eine Niederlage, denn die Flensburger ließen den zweiten Punkt in Süddeutschland buchstäblich liegen. Nicht in der letzten Aktion des Spiels, in der Kentin Mahé am Pfosten scheiterte, sondern weit davor, vermutlich in der ersten Halbzeit. Der Holztreffer des Franzosen stand an diesem Abend symbolisch für die schwache Chancenverwertung der Gäste. Diese zieht sich bislang durch den gesamten Saisonverlauf und auch wenn es zwischendurch Höhepunkte wie die Siege gegen Paris und die Rhein-Neckar Löwen sowie in Melsungen gibt, die SG geht teilweise fahrlässig mit ihren Torchancen um. 

Mattias Andersson hielt einmal mehr bärenstark, doch am Ende halfen selbst seine 19 Paraden nicht, die 15 technischen Fehler und etlichen Fehlwürfe der Offensive aufzufangen. 

»Unser Abwehr- und Torwartspiel war klar besser und wenn wir eine normale Fehlerquote von fünf bis sechs haben, gewinnen wir«, so Maik Machulla. Der SG-Coach war »genervt« vom Ergebnis, weil es unnötig war. »Wir belohnen uns nicht für unsere Arbeit und am meisten ärgert mich, dass es überhaupt soweit kam.« Eine Erklärung hat der Coach nur in Ansätzen parat. »Im Spiel vorher gegen Paris machen wir nur vier technische Fehler. Die Schwankungen sind zu groß und die Phasen, in denen wir nicht gut spielen gehen zu schnell an den Gegner«, so Machulla, der nach der 12:9-Führung (22.) in Göppingen sah, wie FA erst zum 13:13 (30.) ausgleichen und später auf 17:13 (34.) weggehen konnte. In seinen Augen hat es etwas mit »Konzentration« zu tun und ist nicht etwa Müdigkeit oder gar mangelnder Einstellung geschuldet. »Es ist eine mentale Geschichte«, so Machulla, der meinte: »Mit 28 Treffern und unserer Abwehrleistung gewinnt man normalerweise, aber wir haben Frisch Auf zu zehn Tempogegenstößen eingeladen.« Zur Tagesordnung wollte Machulla deshalb am Freitag auf der Reise von Stuttgart über München nach Polen nicht einfach übergehen. »Wir haben über alles gesprochen und die Jungs hinterfragen sich auch selber«, so der Coach. Müssen sie auch, denn Flensburg muss langsam aufpassen, den Abstand nach ganz vorne nicht frühzeitig zu verlieren. Die Löwen haben die Tabellenführung gegen Aufsteiger TV Hüttenberg dank eines 31:21 (15:12)-Sieges gefestigt. Erster Verfolger des Titelverteidigers sind die weiterhin verlustpunktfreien Füchse Berlin, die mit 31:30 (14:12) beim SC DHfK Leipzig gewannen. »Wir beschäftigen uns nicht mit der Tabelle«, so Machulla, der aber gesteht: »Wenn man hier und da Punkte liegen lässt, klettert man nicht nach oben und wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht zu weit unten festsetzen. Wir müssen unsere Gier für mehr behalten.«

Königsklasse

Am Sonntag (15 Uhr) geht es in der Champions League nach Kielce. Der polnischen Meister hat Anfang der Woche den deutschen Nationaltorwart Andreas Wolff (ab 2019) verpflichtet (wir berichteten) und könnten ihn sogar sofort gut gebrauchen, denn in den kommenden zwei Monaten muss Kielce auf Torhüter Filip Ivic (Meniskus-Operation) verzichten. Somit liegt die Last zwischen den Pfosten alleine auf Altmeister Slawomir Szmal, neben Karol Bielecki, Michal Jurecki, Dean Bombac, Uros Zorman, Alex Dujshebaev, Julen Aguinagalde, Manuel Strlek und Krzystof Lijewski einer von etlichen Weltstars im Team von Coach Talant Dujshebaev. »Für uns geht es darum, Konstanz in unseren Angriff zu bekommen, ähnliche Fehler wie in Göppingen können wir uns gegen Kielce nicht erlauben«, so Machulla.


Ruwen Möller