Gisdol konsterniert: »Wir könnten acht bis zehn Punkte mehr haben«

Fußball Bundesliga

17. Dezember 2017, 18:00 Uhr

Markus Gisdol. (Foto: Marius Becker/dpa)

Hamburg. Die Sternstunde des Hamburger SV in dieser Saison ist fast vergessen. Zum Auftakt stand der Verein nach zwei Siegen kurzzeitig an der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga. 


Die Hoffnung, nach Jahren des zermürbenden Abstiegskampfes endlich bessere Zeiten zu erleben, war unter den Fans riesig. Zu früh gefreut. Es läuft auch in dieser Saison so wie vier Spielzeiten zuvor. Der HSV sammelt kaum Punkte und spielt erneut gegen den Abstieg: Das unbefriedigende Halbzeit-Zeugnis weist den vorletzten Platz 17 in der Tabelle aus. »Ich kann es nicht mehr hören, dass wir etwas gut machen. Immer wieder machen wir einfachste Fehler«, haderte Trainer Markus Gisdol nach dem 1:3 bei Borussia Mönchengladbach im letzten Spiel des Jahres. In der zweiten Halbzeit war seine Mannschaft kurzzeitig auf Siegkurs. »Wir könnten locker acht bis zehn Punkte mehr haben«, meinte Gisdol. »Das ist so bitter.« Für weihnachtliche Besinnlichkeit ist der 48 Jahre alte Trainer derzeit nicht in Stimmung. 

»In der Vorbereitung werden die Karten neu gemischt. Das kann sich jeder in den Vordergrund spielen«, sagte Gisdol und bezog auch den Torwart ein. »Mal sehen, was da passiert. Auch diese Position werden wir uns anschauen.« Schlussmann Christian Mathenia hatte in Mönchengladbach starke, aber auch schwache Szenen. Bei zwei Gegentoren war er nicht schuldlos. Der Trainer ist angefressen wegen zahlreicher individueller Fehler, die sich im Wochenrhythmus wiederholen. »Diese Fehler haben uns brutalst Punkte gekostet«, schimpfte er. Sportchef Jens Todt schwant für die Rückrunde nichts Gutes. »Es ist davon auszugehen, dass es ein brutaler Abstiegskampf wird. Wir stecken ganz tief drin.« In den vergangenen vier Keller-Jahren hatte der HSV nur in der Vorsaison nach 17 Spieltagen eine schlechtere Ausbeute (13 Punkte). Jetzt sind es 15 Zähler. Selbst in den Relegationsjahren 2014 (16 Punkte) und 2015 (17) standen mehr Punkte zu Buche als jetzt. Dennoch will der Trainer nicht alles in Grund und Boden stampfen. »Wir haben jetzt eine andere Startposition als im Vorjahr«, meinte er. »Die Mannschaft jetzt macht einen deutlich stabileren Eindruck als letztes Jahr.« Der Coach schließt nicht aus, dass es in der Winterpause Verstärkungen geben wird. »Wir können mit dieser Mannschaft durchaus bestehen in der Rückrunde. Mir wäre aber wohler, wenn wir ein, zwei Positionen verstärken könnten.« Gisdol, der in dieser Saison den 17-jährigen Abiturienten Fiete Arp und den 20 Jahre alten Dribbelkünstler Tatsuya Ito aus dem Nachwuchs in die Bundesliga-Mannschaft hochgezogen hat, klagt über fehlende personelle Alternativen: »Wir sind dünn besetzt. Wir haben einen der schmalsten Kader der Liga.« Investor und AG-Teilhaber Klaus-Michael Kühne soll bereits signalisiert haben, dass er Geld geben würde. Doch der Verein, der das vergangene Geschäftsjahr mit dem zweithöchsten Minus seiner Geschichte in Höhe von 13,4 Millionen Euro sowie Verbindlichkeiten von 105,5 Millionen Euro abschloss, will eigentlich weitere finanzielle Daumenschrauben vermeiden. Bei aller Verzweiflung über fehlende Punkte rät Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen zu Optimismus. »Es bleibt uns auch nichts anderes übrig«, meinte er pragmatisch. »Wir haben Heimspiele gegen Mannschaften, die wir schlagen können. Aber wir müssen das auch tun.«

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