Golf: Jeder Schlag zählt

Sportartencheck: Golf

06. Juni 2017, 15:10 Uhr

Johann Volquardsen spielt als ehemaliger professioneller Golfer ohne Handicap. (Fotos: Lars Salomonsen)

Glücksburg. »Je älter ich werde, um so mehr Spaß macht es mir«, sagt Johann Volquardsen über seine Leidenschaft Golf. 


Der Flensburger spielt Golf seitdem er acht Jahre alt ist, war aber als kleiner Junge gleichzeitig in Handballhallen oder auf Fußball- und Tennisplätzen unterwegs. Inzwischen ist Volquardsen 30 Jahre alt und Mitarbeiter des Handball- Leistungszentrums Flensburg Akademie. Wenn es seine Zeit zuläßt, spielt der junge Familienvater mit seinen Eltern beim Förde-Golf-Club. »Wir haben in Glücksburg einen sehr schönen Golfclub mit 18 anspruchsvollen Löchern und mit Andrew Cowan und seinem Team sehr gute Trainer. Auf unserem Platz kann man außerdem über die Förde bis nach Dänemark schauen. Ich kann den Kopf hier immer gut freibekommen«, schwärmt Volquardsen von seinem Heimatverein.

Regelkunde

Golf ist einfach zu erklären: Es gilt, einen Ball mit möglichst wenigen Schlägen und unter Einhaltung der Regeln vom Abschlag in das Loch zu spielen, wobei verschiedene Golfschläger zum Einsatz kommen. Eine Golfrunde besteht in der Regel aus neun oder 18 Bahnen, die nacheinander auf einem Golfplatz absolviert werden. Dennoch versteckt der Sport viele Tücken, wie Volquardsen erklärt: »Man braucht viel Kraft und Timing, um lang schlagen zu können. Wenn man den Ball zur Fahne schlägt, braucht man Präzision und muss zum Beispiel Wind und Platzbeschaffenheit richtig deuten. Beim Putten, also beim Schlag, bei dem der Ball nur rollt, braucht man analytische Fähigkeiten und Gefühl.« Beruhigend fügt er hinzu: »Man muss nicht alles gleich gut können. Jeder, egal wie alt, kann dabei Spaß haben. Es gibt einen jahrelangen Entwicklungsprozess und immer Möglichkeiten sich zu verbessern.«

Anspruchsvoller Sport

Einige Nachteile hat das Golfen aber doch: »Jede missglückte Aktion wird bestraft und jeder Schlag zählt. Das gibt es selten in anderen Sportarten. Außerdem ist das Spiel mental sehr anspruchsvoll. Wenn man 18 Löcher spielt, dauert dies etwa vier Stunden. Und wenn der Kopf nicht mitspielt, hat man keine Chance«, erklärt der leidenschaftliche Golfer, der im übrigen weiß, wovon er redet. Im Alter von 13 bis 16 Jahren spielte Volquardsen in der Landesauswahl Schleswig-Holstein, hat später sein Studium damit finanziert und ist seit 2016 Diplom-Golflehrer.

Golf und Handball

»Ich habe gleichzeitig Landesauswahl Golf und Handball gespielt. Da ich mich mit 16 für ein Leben als Profihandballer entschied, habe ich bis zu meinem 22. Lebensjahr kaum Golf gespielt«, schwelgt der ehemalige Handballprofi in der Vergangenheit. Nach sechs Jahren unter anderem bei der SG Flensburg-Handewitt und den Füchsen Berlin musste er sich neu entscheiden, wie seine Zukunft aussehen soll: »Ich wußte, dass man in den USA über Sportstipendien sein Studium finanzieren konnte. Auch der Golfsport wird an vielen Universitäten unterstützt. Deswegen war mein neues Ziel, Golfen mit dem Studium zu verbinden. Das hieß dann also ein Jahr hartes, Training und das Schreiben von über 100 Bewerbungen. Durch gute Platzierungen in Schleswig-Holstein bekam ich eine Handvoll Zusagen und habe mich für eine Uni in West Virginia entschieden.« Vier Jahre lang hat der Flensburger Sport und Ausbildung verbunden und bereut es in keiner Art und Weise: »Am Anfang hatte ich schon ein paar Mal überlegt, ob das nun die richtige Entscheidung war. Am Ende hat das Gesamtpaket mit Sprache, Kultur, Ausbildung und Golf gepasst. Meine Frau habe ich auch drüben kennengelernt. Alles ist also gut«, schmunzelt Volquardsen.

Volkssport

In den USA ist Golf übrigens, genauso wie in Schweden oder Dänemark, ein Volkssport für jeden Geldbeutel. Auf diesen Weg begibt sich Golf-Deutschland inzwischen auch. »In den USA haben viel mehr Kinder die Chance den Golfsport für sich zu entdecke. In Deutschland war der Sport eher der Elite vorbehalten. Man musste sich oft in Clubs einkaufen. Dies hat sich aber geändert. In Glücksburg kann inzwischen jeder Mitglied werden. Besonders für Kinder ist es sehr preiswert«, erklärt der PGA Golflehrer (Professional Golf Association), der auch schon an seine Zukunft denkt. Am Flensburger Stadtrand hat Volquardsen nämlich eine Indoor-Golf-Anlage eingerichtet, an der er ganzjährig Unterricht geben kann. Der Flensburger würde sich wünschen, wenn noch mehr Leute die Faszination des Sports lieben lernen würden: »Acht von zehn Leuten, die Golf das erste Mal spielen, finden es toll. Besonders für Eheleute ist der Sport ideal. Und durch das Handicap kann jeder gegen jeden spielen.« Vielleicht kann er auch seine Frau vom Wettkampf gegen die kleine weiße Kugel noch begeistern. Auf jeden Fall freut er sich auf die Zeit, in der er seiner kleinen Tochter auf dem Förde-Golf-Club das Golfspielen beibringen kann. 


Grit Jurack

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