Hohes Risiko wird belohnt

Handball 3. Liga

29. Januar 2017, 16:30 Uhr

Die Gäste wehrten sich vergeblich gegen die SG II um Norman Louwers (Mitte, in blau). (Fotos: Lars Salomonsen)

Flensburg. Sie rissen die Arme hoch, sie tanzten im Kreis ihrer Mannschaftskammeraden und strahlten ausgelassen über ihre Gesichter. Pure Freude bei den Handballern der SG Flensburg-Handewitt II. 


Ihnen war am Sonnabend in der Wikinghalle geglückt, was in dieser Drittliga-Saison bislang nur wenigen gelang: ein Erfolg gegen den aktuellen Liga-Zweiten HSG Nord Henstedt-Ulzburg. Und der eigentlich Matchwinner bei diesem 31:28 (14:14)-Sieg spielte noch nicht einmal mit: Trainer Till Wiechers. Der Coach des SG-Juniorteams hatte sich nämlich einen feinen Schachzug gegen die favorisierten Gäste ausgedacht. Er beorderte bei eigenem Ballbesitz konsequent seinen Torwart Thore Jöhnck von der Platte, und einen zusätzlichen Feldspieler aufs Parkett. Und obwohl sich das Juniorteam so sechs Distanzwurf-Tore (davon drei allein von Gäste-Torwart Jan Peveling) einfing, so ging diese Marschroute letztlich vollends auf. »Wir haben das trainiert. Sie verfügen über eine der beiden besten Abwehrreihen, haben dahinter einen starken Torwart. Wir sind schnell, aber nicht so groß und stark. Wir mussten da ja irgendwie drumrum kommen«, erklärte Till Wiechers gegenüber Flensborg Avis seine Beweggründe. Seine Schützlinge machten allesamt einen guten Job. Vor 175 Zuschauern in der Wikinghalle kamen die Hausherren gut aus der Startlöchern und legten immer wieder einen Zwei-Tore-Abstand zwischen sich und die Gäste (3:1, 4:2, 5:3, 6:4, 7:5, 8:6). Dann aber wechselte die Führung vor der Pause hin und her und es ging leistungsgerecht beim Stande von 14:14 in die Kabinen. Nach dem Wechsel hatten dann zunächst die Gäste Oberwasser. Bei zwei Drei-Tore-Rückständen (16:19 und 17:20) wurde es kurz brenzlig, die Flensburger aber ließen sich davon nicht aus dem Konzept bringen. Und ihr Trainer eben auch nicht. Bedingungslos setzte er seine Mission fort.

Eiskalt und selbstbewusst

Janos Steidtmann (18:20), Norman Louwers (19:20) und Philipp Asmussen (20:20) gelangen drei Tore hintereinander - die SG II war hellwach. Und eiskalt und selbstbewusst, was wohl keiner deutlicher auf dem Parkett zeigte als Simon Hennig, der zunächst beim Stand von 22:22 einen Siebenmeter über den Gäste-Torwart streichelte und dann, als die Sache quasi durch war, einen Wurf hinter dem Rücken zum 29:25 ins Netz setzte. Dass Norman Louwers, der beim Stande von 25:23 in der 54. Minute nach einem Schubser mit der Roten Karte vom Spielfeld verbannt wurde, nicht mehr dabei war, viel am Ende überhaupt nicht mehr ins Gewicht. Ein Sonderlob verdienten sich bei der SG II neben Torwart Thore Jöhnck auch Rechtsaußen Janos Steidtmann (7 Treffer) und Kreisläufer Simon Hennig (9/6). 

 Nach der Niederlage zollte Gäste-Coach Dusko Bilanovic den Hausherren großen Respekt. »Das war eine ganz starke Partie von Flensburg. Ein wirkliche Energieleistung, denn sie haben uns 60 Minuten unter Druck gesetzt«, sagte der HSG-Trainer bei der Pressekonferenz. Till Wiechers, der neben ihm stand, ging darauf direkt ein als er sagte: »Meine Mannschaft hat einen Wahnsinnscharakter. Sie kämpft wie ein Team. Wenn der Trainer einer Top-Mannschaft sagt, dass er die Niederlage so akzeptiert, dann bin ich vielleicht doch ein bisschen stolz. Wir sind hohes Risiko gegangen.« Man darf gespannt sein, was Wiechers, der vor wenigen Tagen Vater wurde, taktisch als nächstes plant. Der Tabellen-Elfte reist am Sonnabend (Anwurf 19.30 Uhr) zum direkten Verfolger MTV Braunschweig. Verstecken muss sich das SG-Juniorteam nach der Leistung am Wochenende sicherlich nicht. 

Marc Reese 
mr@fla.de

SG Flensburg-Handewitt II: Jöhnck, Lübker - Kohnagel 2, Steidtmann 7, Krüger 1, Lielais, Dibbert 4, Simons, Hennig 9/6, Asmussen 2, Rohwer, Mumm, Louwers 5, Breitenfeldt 1.

HSG Nord Henstedt-Ulzburg: Peveling 3, Le Peillet - Versakovs 8/1, Kibat 4/1, Hedehus 2, Stefan, Eschweiler, Lauenroth 2, Schulze 1, Thöneböhn 5, Philippi, Dehling, Laursen 3.

Siebenmeter: 6/6:4/2
Zeitstrafen: 5:4
Rote Karte/Disqualifikation: Louwers (SG II nach 53.33 Min. Spielzeit)
Zuschauer: 175