»Jetzt ist Schluss mit Traurigkeit«

Handball

03. Juni 2017, 15:00 Uhr

Die SG-Fans sind enttäuscht über die verpasste Meisterschaft, ihre Kritik ging dem Trainer Vranjes aber teilweise zu weit. (Archivfoto)

Flensburg. Ljubomir Vranjes redete sich seine Gedanken frei von der Seele. Schnell wie ein Wasserfall sprach der Schwede am Freitag in der Presserunde zu den Medienvertretern. Weniger über den Gegner am Sonntag (15 Uhr), HBW Balingen-Weilstetten, sondern vielmehr über die verpasste Meisterschaft und die damit verbundene teils heftige Kritik insbesondere im Internet und den Sozialen Medien, der sich Vranjes und seine Mannschaft ausgesetzt sehen. 

»Wir stehen zusammen. Und das werden wir auch in Balingen tun. Nach dem Rhein-Neckar-Spiel war alles zerstört. Und nach dem Göppingen-Spiel kam alles raus in der Kabine. Wir haben alles getan, es hat aber nicht geklappt«, begann Vranjes. »Kein Fan aber kann uns vorwerfen, dass wir nicht alles versucht haben. Viele finden, dass ich dreckig bin, dass die Mannschaft dreckig ist. Das ist nicht fair. Wir haben alles versucht. Wir haben zwei Jahre lang auf dieses große Ziel hingearbeitet. Wenn jemand dann sagt, das ist Dreck - dann liebe ich den Dreck. Wenn das so ist, dann ist das die Art von Fans, die wir nicht wollen.« Man könne sachlich kritisieren, »aber persönliche Angriffe - das geht gar nicht. Die größte Enttäuschung ist immer noch bei uns - nicht bei den Fans«, sagte Vranjes. Der Schwede, der die SG Flensburg-Handewitt bekanntlich nach der Saison in Richtung Ungarn verlässt (er wird Vereinstrainer von Telekom Veszprém und Coach der ungarischen Nationalmannschaft) fordert Respekt und verteidigt sich.

»Habe alles getan, was in meiner Macht steht«

»Ich habe die Spiele immer gut vorbereitet, jedes Mal 100 Prozent. Ich habe selbst jedes Mal 100 Prozent gegeben. Mehr kann ich nicht machen. Ich habe alles getan, was in meiner Macht steht.« Auf seine Mannschaft ließ er am Freitag nichts kommen. Vranjes stellt sich in diesen schweren Tagen vor die Truppe, die so dicht dran war, nach den Niederlagen im Topspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen und dann auch dem Auswärtsspiel zuletzt bei Frisch Auf Göppingen das Nachsehen im Titelrennen hatte. »Dann nehme ich das eben auf meine Kappe. Ich jedenfalls stelle mich immer vor meine Spieler. Ich will immer Erfolg haben und bin selbst mein größter Kritiker«, sagte Vranjes. Ein zweiter Platz und die Vizemeisterschaft sei eine Platzierung, für die andere Vereine sehr viel geben würden. Seit Jahren spiele seine SG in der Champions League und auf einem sehr hohen Level. »Ich will, dass die da draußen verstehen, was die Mannschaft leistet.«

»Wir wollen stolz sein«

Vranjes: »Jetzt ist Schluss mit Traurigkeit. Wir wollen stolz sein. Ich werde nicht mehr traurig sein. Die SG Flensburg-Handewitt hat eine super Zukunft vor sich. Und nun wollen wir einen positiven Abschluss.« Und dieser Abschluss ist zunächst die Auswärtspartie am Sonntag bei HBW Balingen-Weilstetten, dem letzten Auswärtsspiel von Ljubomir Vranjes als Cheftrainer der SG Flensburg-Handewitt, sowie schlussendlich dem Heimspiel am 10. Juni in der Flens-Arena gegen die HSG Wetzlar, mit dem nicht nur die Saison für die SG endet sondern auch die Zeit von Ljubomir Vranjes in Flensburg und bei seiner SG. »Das Spiel in Balingen ist bedeutungslos. Es geht um nichts mehr. Und wenn man realistisch ist, dann hat Balingen bei noch ausstehenden Spielen gegen uns und den THW Kiel keine Chance mehr auf den Klassen­erhalt. Die Qualität fehlt. Aber sie kämpfen«, sagt Ljubomir Vranjes, ehe er gedanklich sofort wieder bei seiner eigenen Mannschaft ist. Gedanken, die deutlich machen, dass es eben noch nicht ganz vorbei ist. »Es gibt eine Mannschaft, die hier bleibt - und die muss in Balingen zeigen, für was die SG steht.«


Marc Reese