Sein Herz schlägt für DGF

Traineraufgabe

Thomas Bleicher
22. April 2017, 09:40 Uhr

Sönke Wittorf (49) will mit DGF Flensborg unbedingt den Abstieg vermeiden. (Fotos: Lars Salomonsen)

Flensburg. Sönke Wittorf ist pünktlich. Um genau 18 Uhr spazierte der 49-Jährige am Donnerstag zum Gesprächstermin mit Flensborg Avis aus dem DGF-Klubhaus und rauf auf den grünen Rasen. 

Wer ist dieser Mann, der nun als Trainer des Fußball-Verbandsligisten DGF Flensborg den drohenden Abstieg verhindern will - und was denkt er über Mannschaftsstrukturen und Fußball?
Einen optimalen Start hat Wittorf schon mal hingekriegt. Der 2:1-Sieg am vergangenen Sonnabend gegen die U23 vom ETSV Weiche Flensburg war immens wichtig für den Tabellen-16., der es an diesem Sonnabend (14 Uhr, Idrætsparken) mit der exzellenten Truppe vom TSV Rantrum aufnehmen wird. 

»Die Mannschaft hat Kämpferherz«

Sein erster Eindruck vom DGF-Team sei gut. »Die Mannschaft hat Kämpferherz. Und sie hat sich in der letzten Zeit Selbstvertrauen erarbeitet.«
Für Sönke Wittorf, der einen Sohn (15) und eine Tochter (11) hat und als Technischer Planer auf einer Werft in Schacht-Audorf arbeitet, ist seine neue Aufgabe eine Herzensangelegenheit. »Woanders hätte ich wohl nicht ja gesagt. Ich bin DGFer«, sagt Sönke Wittorf.
Warme Worte für einen Verein, in dem er sich vorzüglich auskennt. 1975, vor rund 42 Jahren also, trat er damals ein. Sönke Wittorf durchlief die Jugendmannschaften, war später langjähriger Ligaspieler und hat zuletzt von Januar 2011 bis Saisonende 2013/2014 die DGF-Reserve trainiert, ehe er aus Zeitgründen aufhörte. 
Nun ist er also zurück. 

Ein Retter? »Ich wünsche es mir«

Seine neuen Verbandsliga-Schützlinge haben sich in den letzten Wochen stabilisiert. Mit den hohen Niederlagen, die es insbesondere vor der Winterpause gab, scheint Schluss zu sein. 
Für Außenstehende kam es dann durchaus überraschend, dass DGF Flensborg am 12. April in einer Pressemitteilung verkündete, dass Sönke Wittorf übernimmt. Und dass Jürgen Hansen, der im März nach der Trennung von Peter Feies vom Co- zum Cheftrainer befördert wurde, komplett weg ist (wir berichteten). 
Auf die Frage, ob er ein Retter sei, findet Sönke Wittorf schnell eine Antwort. »Ich wünsche es mir. Die Verbandsliga zu halten hat oberste Priorität. Wenn es aber schiefgeht, dann baue ich auch neu auf«, sagt der Coach. Und schiebt sofort hinterher. »Ich arbeite lieber mit einem verschworenen Haufen in der Kreisliga, als mit einem Team, das nicht funktioniert, in der Verbandsliga. Bei mir steht das Kollektiv im Vordergrund.«

Keine Klüngeleien

Sönke Wittorf kann mit dem Ball umgehen und sehr genau zielen. Hier schoss er das Leder auf dem DGF-Platz wie für das Foto gewünscht über unseren Fotografen Lars Salomonsen.

Überhaupt setzt er auf ein stimmiges, von Vertrauen geprägtes Klima. »Ich bin offen und kommunikativ. Ich mag Klüngeleien nicht und wenn hinter dem Rücken geredet wird. Es muss offen und ehrlich zugehen. Das habe ich auch der Mannschaft gesagt. Alle dürfen ihre Meinung vertreten, solange es konstruktiv und ehrlich ist. Ich dann aber auch«, erläutert der DGF-Coach, dem André Flieder als Co-Trainer zur Seite steht. 

Zuletzt hatte DGF mit einer Umstellung auf ein 5-4-1-System Erfolg. »Das ist sehr defensiv. Ich halte mir das System offen, würde auch wieder umstellen. Solange die Mannschaft ihre Leistung bringt und daraus Selbstvertrauen zieht halte ich mir das offen. Grundsätzlich bin ich Anhänger einer Viererkette und mag Spielsysteme wie 4-3-2-1 oder 4-2-3-1. Ein System muss sich aber immer an den Spielern orientieren, die du hast«, erklärt Sönke Wittorf, der sich vorgenommen hat, »jeden Spieler besser zu machen«. 

»Es werden acht Endspiele«

Der Übungsleiter weiß, dass die Mission Klassenerhalt beinhart wird. »Das Restprogramm ist schwer, aber bei dem Tabellenstand ist jeder Gegner schwer. Es werden acht Endspiele. Und die wollen wir so positiv gestalten wie möglich«, so der neue Cheftrainer. 

Angesprochen auf den Gegner TSV Rantrum muss Sönke Wittorf ehrlich passen. »Ich habe sie nicht gesehen. Und mir ist klar, wenn ich so spät in der Saison einsteige, fehlt mir auch Mal das Wissen über Gegner«. Doch daran arbeitet er. Am Mittwoch (19 Uhr) dann geht es zum TSV Großsolt-Freienwill. Und die hat er am Ostermontag gegen die SG Langenhorn/Enge (2:2) unter die Lupe genommen.
Auch bei den eigenen (Jugend-) Teams werde er öfters vorbeischauen. »Ich will in alle Mannschaften reingucken, das ist mir ganz wichtig. Keiner ist außen vor. Ich will sie alle sehen.«

Marc Reese