Regeneration

Smoothies, Schlaf und Sauna

Handball

16. Januar 2019, 08:25 Uhr

Das deutsche Årtzteteam um Physiotherapeut Reinhold Roth hat alle Hände voll zu tun. Foto: Soeren Stache, dpa

Berlin. Wer am besten regeneriert, wird am Ende Handball-Weltmeister - das ist die tiefe Überzeugung von Kurt Steuer. Der 62-Jährige arbeitet seit vielen Jahren als Mannschaftsarzt des deutschen Teams und steht auch bei der Heim-WM wieder vor einer Herausforderung. Zwischen manchen Spielen liegen nur wenige Stunden, für die der Chefarzt des Johanniter-Krankenhauses in Bonn einen Regenerationsplan entworfen hat. Darüber hinaus haben Kapitän Uwe Gensheimer und Co. auch einige Freiräume, die sie ganz individuell nutzen.


SMOOTHIES:

Nach den Spielen kommt es auf jede Minute an. Noch bevor einige Spieler die Kabine betreten haben, bekommen sie von Steuer einen Becher mit bunter Trink-Flüssigkeit - einem Smoothie. 

»Wir gehen jeden Tag in einem Supermarkt in der Nähe des Mannschaftshotels frische Früchte einkaufen«, erzählt Steuer. Daraus mixt er dann seine Shakes, die neben Mangos, Erd- oder Blaubeeren vor allem Haferflocken und andere wichtige Nährstoffe enthalten. 
»In den 30 Minuten nach dem Spiel ist es wichtig, dem Körper etwas anzubieten.« Vor allem die Haferflocken seien bedeutsam. »Und wie kriege ich Haferflocken am besten in die Jungs rein? Mit Smoothies geht das ganz gut.«

SCHLAF:

Neben der gesunden Ernährung ist der Schlaf der zweite wichtige Baustein in Steuers Regenerationsplan. Da die Unruhe nach den Spielen oft groß ist, werden den Spielern unter ärztlicher Aufsicht mitunter auch Schlafpillen verabreicht. 

»Es ist richtig, dass den Handballern zum Teil in den Schlaf geholfen wird«, sagt Steuer. »Denn es gibt eine ganze Reihe, die nach einem engen Spiel wie dem 22:22 gegen Russland nicht zur Ruhe kommen.« 
Eine fest verordnete Bettruhe gibt es übrigens nicht. Ebenso wenig wie eine Empfehlung für eine bestimmte Anzahl an Stunden, die man schlafen sollte. »Die Sportler wissen genau, was sie brauchen«, sagt Steuer.

BELASTUNGSSTEUERUNG:

Die Belastung bei einer WM ist enorm. »Wenn man sich in den wissenschaftlichen Elfenbeinturm zurückzieht, muss man sagen, die Belastung ist viel zu hoch«, sagt Steuer. Eigentlich wären vier bis sieben Tage Pause nach einem Spiel ideal. 

»Aber ich bin nicht in der Position zu klagen, sondern das ist die Realität.« Angesichts dessen kommt es umso mehr auf einen gesunden Schlaf und eine gute Ernährung an. 
»Zehn Spiele in 18 Tagen, das ist schon eine Hausnummer. Da muss man mit den Kräften haushalten«, sagte Ex-Nationalspieler Markus Baur im ZDF mit Blick auf die Teams, die bis zum Finalwochenende im Turnier sind.

SAUNA:

Einige der Nationalspieler nutzen zur Regeneration gerne die Sauna im Mannschaftshotel. Rückraumspieler Paul Drux zählt beispielsweise dazu. Auch Torhüter Andreas Wolff braucht das laut eigener Aussage, »um besser regenerieren zu können.« 

Wer die Sauna nutzen mag, kann das selbst entscheiden. Auch bei den Smoothies macht das Ärzteteam den Spielern übrigens keine Vorschriften. »Wir haben zwei Verweigerer«, erzählt Steuer. »Aber das ist okay, wir zwingen in niemanden etwas herein.«

ABSCHALTEN:

Über die Sauna hinaus nutzen die Spieler verschiedenste Dinge, um sich abzulenken oder zu erholen. Einige lesen Bücher, andere wie Patrick Wiencek oder Silvio Heinevetter zählen zu den Besten an der Dartsscheibe. Manchmal geht es auch mal raus in die Stadt. Heinevetter, Gensheimer, Fabian Böhm, Patrick Groetzki und Finn Lemke beispielsweise spazierten vor einigen Tagen in ein Café um die Ecke.


dpa