Handball

Trotz Niederlage: Sieg der Moral

Handball

30. September 2019, 08:30 Uhr

Der TSV in der Saison 2019/2020. Foto: Lars Salomonsen

Waiblingen. Es sind exakt 54 einhalb Minuten gespielt, es ist für ein Handballspiel ein ungewöhnlich später Sonnabendabend, die Uhr geht in Richtung 21:30 Uhr, als Herluf Linde noch einmal die grüne Karte legt. Seine Mannschaft liegt mit 26:28 beim VfL Waiblingen zurück, mitten in einer atemberaubenden Aufholjagd. Dieses Spiel ist noch nicht verloren, ist die Botschaft. Denn was ist an diesem Abend schon gewöhnlich? 

Eine halbe Stunde zuvor hatte die Welt noch ganz anders ausgesehen. Der so stark in die Saison gestartete TSV Nord Harrislee hatte große Probleme in Waiblingen, lag mit 13:19 zur Pause zurück. 19 Gegentore in 30 Minuten! 


»Zu Beginn fehlte uns die Spritzigkeit«, urteilte Linde nach dem Spiel. »Busmüdigkeit« könnte ein ein beschreibendes Substantiv sein. Schließlich waren die Nordfrauen schon am Freitag losgefahren, hatten in Fulda übernachtet, um dann am Samstag weiter gen Stuttgarter Raum zu fahren. Als sie im Laufe der ersten Halbzeit dann auch im Spiel angekommen waren, zeigten sie jedoch wieder die Eigenschaften, für die sie bekannt sind: Tempo, Tempo, Tempo. 

»Wir hatten im Vorfeld besprochen, dass auch ein hoher Rückstand eintreten könnte«, erklärte Linde. »Für diesen Fall wollten wir unser Spiel erst recht durchziehen.« Das Motto: Aufstehen, Weitermachen! 

Wie groß Mentalität, Moral und daraus folgend auch Qualität sind, zeigte sich in Abschnitt zwei. Neuzugang Thabea Kautz eröffnete die Aufholjagd, Merle Carstensen legte nach. Der Sechs-Tore-Rückstand war innerhalb von zehn Minuten auf zwei zurück geschrumpft. Eine nun kompakte Abwehr mit einer »bärenstarken« (Linde) Johanna Andresen im Zentrum, einer auftrumpfenden Lea Tiedemann im Tor und einer treffsicheren Mathilda Pleger (Linde: »fünf wundervolle Tore«) im Angriff, ebnete den Weg. 

Bei 22:21 (42.) war das Spiel wieder völlig offen. Bis auf ein Tor kam Harrislee auch nach jener Auszeit wieder heran, doch die Aufholjagd wurde nicht belohnt, trotz gewonnener zweiter Hälfte. 

»Die Moral hat sich wieder einmal gezeigt, im letzten Jahr haben wir noch hoch verloren«, so Linde. Auch von harten Rückschlägen ließ sich das Team nicht beirren. Neben dem Rückstand hatte man mit der Verletzung von Milena Natusch zu kämpfen, die nach einem Ellenbogen-Schlag in der vierten Minute ausgewechselt werden musste. Madita Jeß musste nach einer roten Karte ebenfalls vom Feld (39.). Hanna Klingenberg (krank) und Lotta Heider (Klassenfahrt) waren gar nicht einsatzfähig. Die Siebenmeter-Quote lag bei nur 50 Prozent. So steht am Ende ein 29:30, eine Niederlage nach Zahlen, aber ein Sieg in der Moral. 

»Insgesamt hatten wir sehr viel Pech. Aber wir haben nie den Glauben verloren«, sagte Linde, da war es schon 22:45 Uhr am Sonnabendabend, auf dem Weg in Richtung Bus, der nun durch die Nacht gen Norden fahren sollte.

Finn-Ole Martins

Statistik

Waiblingen:Hoogenboom, Pavic - Kynast (8 - 2/2), Teixeira da Silva, Hagen (2), Hammer (4), Smits (2 - 1/2), Padutsch (8), Berisha (1), de Bellis (1), Ridder (4), Jäger.

Harrislee:Fasold, Tiedemann - Natusch, Woch (4 - 2/3), Pleger (5), Frauenschuh, Carstensen (7), Lauf (1), Andresen (3), Peters (3 - 1/2), Rahn (4 - 0/1), Kautz (1), Jeß (1 - 1/2).
Zeitstrafen: 3 - 2. 
Rote Karte:Jeß (39.)
Schiedsrichter:Jennifer Eckert/Maria Ludwig.
Zuschauer:300.