Meister nimmt sich Zeit für den Umbruch
Busfahrten und Anschlussflüge
»Es ist schön, Träume zu haben. Realistisch zu sein ist aber sicherlich auch von Vorteil. Das braucht alles Zeit, denn Sport ist nicht planbar«, sagte Maik Machulla bei der Saison-Pressekonferenz Anfang August angesprochen auf die Ziele.
»Wir wollen die Jungs möglichst schnell auf ein Niveau bringen. Aber wir müssen auch sehen, dass wir neue Leute hinzubekommen haben, die die Bundesliga nicht kennen, die die Champions League nicht kennen und die nicht wissen, wie das ist, acht Stunden Bus zu fahren. Ich meine: In Dänemark sind sie die ganze Saison ingesamt acht Stunden Bus gefahren«, sagte Machulla, der mit der letzten Passage die Lacher auf seiner Seite hatte. Der Coach fuhr fort: »Spieler, die noch nicht wissen, wie es ist, auf dem Flughafen zu sitzen und die Anschlussflüge nicht zu kriegen und trotzdem drei Tage später irgendwo in der Halle zu stehen - und wieder zu liefern. Es wird ja nur erwartet, dass man liefert und gewinnt. Aber so ist das nicht. Sport ist schwierig. Der Kopf muss dabei sein und die Jungs müssen sich schnell daran gewöhnen.« Momentan sei maßgeblich, »dass wir schnell zusammenfinden und homogen werden. Dann kann das gut werden«, sagte Machulla.
Laut Manager Schmäschke werde die bevorstehende Saison für die SG, die bereits zum 14. Male die Champions League-Qualifikation geschafft hat, »keine einfache«. Schmäschke: »Mit dem Abgang von sechs verdienten Spielern stellt sich nun auch ein Umbruch innerhalb der Mannschaft ein. Unsere jungen Neuzugänge versprechen viel Potenzial und können zu hoffnungsvollen Leistungsträgern innerhalb des Teams werden.« Zunächst einmal gehe es darum, dass die neu formierte Mannschaft schnell zusammenfinde. »Die Mannschaft braucht sicherlich Zeit, um sich neu zu finden und weiterentwickeln zu können. Diese Zeit bekommt sie auch von uns«, versprach der SG-Geschäftsführer.
Starke Konkurrenz
Ein konkretes Saisonziel, was Tabellenplätze und Endrunden-Teilnahmen anbelangt, äußerten weder Machulla noch Schmäschke. Sicher ist: Die Konkurrenz schläft nicht. Machulla rechnet in jedem Falle mit harter Konkurrenz in der Bundesliga um die vorderen Plätze. Insbesondere aus der Landeshauptstadt Kiel.
»Der THW hat eine eingespielte Truppe, Dulle (Spitzname von Domagoj Duvnjak, Red.) ist von Beginn an dabei und Kiel hat keine Champions League-Belastung. Das ist für so einen Verein Gold wert und ein Riesenvorteil. Sie haben zudem viel Erfahrung dazugeholt«, sagte Maik Machulla.
Vizemeister Rhein-Neckar Löwen, die im Schluss-Spurt den dritten Meistertitel hintereinander über Bord warfen, schätzte Machulla abermals stark ein. »Sie haben mit Kohlbacher und Nielsen zwei neue Kreisläufer geholt, die schnell funktionieren werden, weil beide die Liga kennen. Zudem zwei starke Torhüter. Ich bin gespannt, wie sie es in der Abwehr lösen ohne Hendrik Pekeler«, sagte der SG-Coach.
Auch Magdeburg und die Füchse Berlin (»Die haben mit Jacob Holm und Wael Jallouz nochmal einen Qualitätsschub erhalten«) hat er auf dem Radar.
Verträge für die Zukunft
Abseits des Spielfeldes konnte Schmäschke Erfolge vermelden. Der dänische National-Kreisläufer Anders Zachariassen hat vorzeitig bis 2021 verlängert, der norwegische Linkshänder Magnus Rød sogar bis 2022.
Der Etat für die kommende Saison erhöht sich auf etwa sieben Millionen Euro (zuvor 6,5 Mio.). Knapp 5000 Dauerkarten für die Bundesliga-Heimspiele und zu Monatsbeginn bereits rund 2000 für die Champions League wurden an den Mann oder die Frau gebracht.
Schmäschke verweist auf 2393 TV-Beiträge vergangene Saison über die SG (Bundesliga), in über 80 Ländern sei insgesamt über die SG berichtet worden. »Insgesamt haben wir hochgerechnet 360 Millionen Kontakte gehabt in allen Bereichen: TV, Print und Radio. Das zeigt nach wie vor, wie wichtig die SG als Botschafter für die Region auf beiden Seiten der Grenze ist«. Mit Danfoss konnte ein großer Player aus Dänemark als Sponsor hinzugewonnen werden. »Insgesamt engagieren sich in allen Bereichen zusammengenommen 650 Unternehmen in unserer SG«, sagte Schmäschke. Auch ist der Manager guter Hoffnung, dass bei den Hallenerweiterungs-Plänen demnächst Neuigkeiten vermeldet werden können, auch wenn es Geduld erfordere.
Nachwuchs-Duo
Sportlich freut sich die SG darüber, dass mit Spielmacher Dani Baijens und dem erst 17 Jahre alten Rückraum-Spieler Jörn Persson zwei Akteure aus dem eigenen Nachwuchs die gesamte Vorbereitung mitgemacht haben. Insbesondere Baijens dürfte mindestens so lange dabei bleiben, bis der verletzte Neuzugang Gøran S. Johannessen zurück ist. Der Norweger war im Juli zu einer Sprunggelenks-OP in Augsburg. Zu allem Überfluss zog er sich auf dem Nachhauseweg bei einem unverschuldeten Unfall einen Nasenbeinbruch zu. Er ist frühestens im Herbst am Ball.
Marc Reese
Zu- und Abgänge/Team
Abgänge:Kevin Møller (FC Barcelona),Thomas Mogensen (Skjern Håndbold), Henrik Toft Hansen (Paris SG), Kentin Mahé (Telekom Veszprem), Mattias Andersson (Karriereende),Jacob Heinl (Ribe-Esbjerg)
Zugänge:Torbjørn Bergerud (TTH Holstebro), Benjamin Burić (HSG Wetzlar), Gøran Søgard Johannessen (GOG Svendborg), Magnus Jøndal (GOG Svendborg), Johannes Golla (MT Melsungen), Simon Hald (Aalborg Håndbold)
Tor:Torbjørn Bergerud, Benjamin Burić
Feld:Gøran Søgard Johannessen,Magnus Jøndal, Johannes Golla, Simon Hald, Simon Jeppsson, Rasmus Lauge, Jim Gottfridsson, Holger Glandorf, Magnus Rød, Hampus Wanne, Marius Steinhauser, Lasse Svan, Tobias Karlsson, Anders Zachariassen
Trainer:Maik Machulla
Co-Trainer:Mark Bult
Athletiktrainer:Michael Döring
Geschäftsführer:Dierk Schmäschke
Betreuer:Kay Bendixen
Teamärzte:Dr. med. Torsten Ahnsel, Dr. med. Thorsten Lange, Dr. med. Ernst Dünnweber
Osteopath:Andreas Mau
Physiotherapeutin: Jana Kräber