Holstein Kiel: »Im Moment passt einfach alles«

Fußball

05. Oktober 2017, 19:50 Uhr

Holstein Kiel 2017/18. (Foto: Holstein)

Kiel. Holstein Kiel ist die Überraschungs-Mannschaft im deutschen Profi-Fußball. Dass der forsche Aufsteiger von der Förde nach neun Spieltagen mit stolzen 19 Punkten und 21 Toren in Liga 2 erster Verfolger von Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf sein würde, hätten vor Saisonbeginn selbst Fantasten nicht für möglich gehalten. Der Topstart ist »keine Überraschung«, wie Kapitän Rafael Czichos kess behauptet, sondern das Produkt einer kontinuierlichen Entwicklung über Jahre, die in einem attraktiven und erfolgreichen Spaßfußball mündet. 

»Im Moment passt einfach alles. Bei Holstein gibt es Emotionen pur - das wollen die Zuschauer sehen«, sagte Geschäftsführer Wolfgang Schwenke zum Höhenflug der »Störche«. Zugleich verweist er darauf, dass der Kieler Traditionsclub »auch ganz andere Zeiten erlebt« habe. So dauerte es 36 Jahre oder sage und schreibe exakt 13 210 Tage, bis die KSV Holstein am 30. Juli ihr erstes Punktspiel im Unterhaus seit dem 30. Mai 1981 bestreiten durfte. 2014/15 bestand schon einmal die Chance auf die Rückkehr in die 2. Liga, doch die Kieler scheiterten denkbar knapp und äußerst unglücklich in letzter Minute an 1860 München (0:0/1:2). 

Frisch und unverbraucht

Zum Saisonauftakt lagen die Schleswig-Holsteiner gegen den SV Sandhausen schnell und scheinbar chancenlos 0:2 hinten. Nach dem 1:2 schoss Torjäger Marvin Ducksch mit Ablauf der Nachspielzeit einen Freistoß in die Maschen - und gab damit quasi den Startschuss für die Euphorie, die Holstein in der Erfolgsspur hält.

»Der Last-Minute-Ausgleich ist ein gutes Zeichen«, lobte Markus Anfang schon damals die Moral seiner Akteure. Mit Recht! Es läuft seither wie geschmiert. Der Trainer steht für den Aufschwung wie kein anderer. Denn als er am 29. August 2016 Karsten Neitzel ablöste, stand Kiel im Tabellenkeller. Man habe einen Coach gesucht, »der uns frisch und unverbraucht dabei hilft, unsere Ziele zu verwirklichen«, sagte Sportchef Ralf Becker. Selbst die 3:4-Niederlage am 2. Spieltag bei Union Berlin brachte Kapitän Czichos & Co. nicht aus der Spur, die Kieler blieben ihrem Konzept treu. Allen voran Spielmacher Dominick Drexler und St.-Pauli-Leihgabe Ducksch (je 5 Saisontreffer) in der Offensive sowie eine sichere Deckung um Czichos und Rückhalt Kenneth Kronholm im Tor sorgten für die Ausbeute von 19 Zählern. Die sollten schon die halbe Miete für die Erfüllung des Saisonziels sein. Mit dem Klassenverbleib wäre Andreas Köpkes Wunsch erfüllt. Der Ex-Nationalkeeper und heutige DFB-Torwarttrainer ist ein gebürtiger Kieler und hofft, dass der gegenwärtige Standard gehalten wird. »Man hat 36 Jahre auf die Rückkehr in die 2. Liga gewartet, das darf nicht schon nach einer Saison wieder vorbei sein«, meinte Köpke, der selbst den Holstein-Dress (1979-1983) getragen hat.

(dpa)