Klare Ziel-Aussage notwendig

Europeada

Thomas Bleicher
28. Juni 2016, 09:00 Uhr

Siegfried Stocker (links im roten Shirt) bei der Auslosung zur Europeada 2016. (Foto: Europeada)

Sand in Taufers. Siegfried Stocker hat intensive Tage, Wochen und Monate hinter sich. Als Vorsitzender des Südtiroler Organisationskomitees bei der Europeada 2016 (18.-26 Juni in Südtirol), der Fußball-Europameisterschaft für nationale, autochthone Minderheiten, lag sein Hauptaugenmerk darin, das Turnier im Puster- und Gadertal zu einem begeisternden Erlebnis zu machen. Auf und neben den Fußballplätzen. Kurz nach dem Ende der dritten Europeada äußerte sich Stocker gegenüber Flensborg Avis über.....

»Vereine haben hervorragend gearbeitet«

...das Gesamtfazit: »Wir waren mit dem Verlauf unter den meisten Aspekten sehr zufrieden, die Vereine der Austragungsorte haben hervorragend gearbeitet, die Zuschauer haben eine positive Stimmung verbreitet und es gab keinerlei Probleme mit der öffentlichen Sicherheit oder dem Verhalten zwischen den Fans. Großes Glück hatten wir mit dem Wetter, auch deshalb waren die Fußballplätze sehr gut bespielbar. Als beste Entscheidung hat sich nach unserer Einschätzung die Aufnahme des Frauenturniers herausgestellt, denn bei den Minderheiten, die mit Männern und Frauen angetreten sind, konnte ein noch tieferer Zusammenhalt festgestellt werden. Die Frauen waren eine absolute Bereicherung, die Spiele waren von einer bemerkenswerten Qualität. Bei der Komplexität der Veranstaltung und den vielen Teams war es natürlich nicht verwunderlich, dass auch Kritiken gekommen sind. Wir werden der FUEN unsere Erfahrungen weiterreichen und Vorschläge zur Weiterentwicklung erarbeiten.«


...den Spielabbruch in der K.O.-Runde: »Der Rückzug einer Mannschaft war für uns enttäuschend und die Reaktion von allen Seiten war eindeutig ablehnend. Eine klare Entscheidung war notwendig, da eine solche Reaktion klar gegen die Werte der Europeada verstößt. Im Mittelpunkt steht trotz aller Bemühungen um sportlichen Erfolg und den Sieg das Zusammentreffen der verschiedenen Sprachminderheiten, der Austausch untereinander und das Bemühen, auf die vielen Minderheiten und ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Unser Motto lautete denn auch: Vielfalt, Achtsamkeit und Respekt.«

...die Kritik von diversen Teams an mangelnden Schiedsrichter-Assistenten bzw. ihren begrenzten Einwirkungsmöglichkeiten auf das Spiel: »Diese Situation beschränkte sich auf die Spiele der Gruppenphase, diese Art der Spielleitung wird in drei von fünf Ligen im Italienischen Amateurligaverband so gehandhabt und ist also von den Regeln gedeckt. Die Kritik wurde auch nicht von konkreten Fehlentscheidungen unterlegt, die mit anderen Assistenten hätten verhindert werden können, und die Ergebnisse in der Gruppenphase wären kaum anders ausgefallen. Aber natürlich sind diese Einwände in Zukunft zu prüfen. Die Europeada muss unserer Meinung nach aber aufpassen, das gute Zusammenspiel zwischen Minderheiten, die den Hauptzweck dieser Veranstaltung darin sehen, auf sich aufmerksam zu machen und sich mit Gleichgesinnten zu treffen und jenen, die den Erfolg der Veranstaltung nur im sportlichen Erfolg sehen. Wenn die Kluft zu weit auseinander klafft, riskiert man die einen oder anderen zu verlieren. Den Reiz machen aber beide aus.«

»Überzeugt, dass es eine Fortsetzung geben wird«

...das Budget für ein Europeada-Turnier: »Das lokale Organisationskomitee hatte ein Budget von etwa 240.000 Euro, dazu kommen die Kosten der teilnehmenden Minderheiten für Anreise und Übernachtung und die Kosten der FUEN für die zentrale Organisation. Wir würden das Gesamtbudget auf etwa 900.000 Euro schätzen.«


...die Zukunft des Turniers: »Wir sehen die Ziele, die hinter der Europeada stehen, als wichtig, nachhaltig und zukunftsfähig an. Aus den gemachten Erfahrungen sind wir überzeugt, dass es eine Fortsetzung geben wird. Aus unserer Sicht braucht die Veranstaltung aber eine klare Aussage zu den Zielen und gemeinsam ausgearbeitete Regeln, um eine größtmögliche Akzeptanz zu erreichen, die den Veranstaltern Klarheit geben und Diskussionen im Turnier vermeiden.«

....mögliche Bewerber: »Die Kärntner Slowenen und das norddeutsch-dänische Grenzgebiet haben ihr Interesse bekundet, in beiden Gebieten stehen 2020 bedeutende Jahrestage an. Diese beiden würden sicher eine gute Europeada organisieren können. Wir sind, wenn gewünscht, gerne bereit, unsere Erfahrungen weiterzugeben.« 

Ruwen Möller/Marc Reese