Vranjes´ Treueschwur und die offene Hintertür

Ljubomir Vranjes bekennt sich zur SG Flensburg-Handewitt, lässt aber gleichzeitig Raum für weitere Spekulationen.

12. Januar 2017, 00:05 Uhr

Drei Jahre läuft der Vertrag von Ljubomir Vranjes in Flensburg noch. Wie es ab dem Sommer weitergeht ist dennoch nicht geklärt. (Foto: Lukas Schulze/dpa)

Flensburg/Paris. »Bis zum Sommer bleibe ich zu 100 Prozent in Flensburg«, sagt Ljubomir Vranjes und dürfte mit diesem Satz die Vereins-Verantwortlichen und die Fangemeinde der SG Flensburg-Handewitt etwas beruhigen. »Was dann passiert müssen wir sehen«, so der Schwede weiter. Einen Entscheidung soll laut Vranjes »nach der WM« fallen. 

Ende Dezember wurde das Interesse von Ungarns Topklub Veszprém am SG-Trainer öffentlich bekannt (wir berichteten). Vranjes sagte damals, er sei »müde«. Für viele Medien war sein Abgang bereits beschlossene Sache und in Fankreisen ging sogar die Angst um, der Erfolgscoach könne schon in der Winterpause gehen. Diesen Gedanken verwies zunächst Dierk Schmäschke gegenüber unserer Zeitung ins Reich der Fabeln. Der SG-Geschäftsführer sagte: »Natürlich kommt er wieder.« Und das bestätigte auch Vranjes, als wir ihn Dienstagabend exklusiv zum Telefon-Interview sprachen. »Ich weiß nicht wo das herkommt, aber ich würde die SG niemals mitten in der Saison verlassen. Ich lasse meine Jungs nicht im Stich, dass ist lächerlich«. 

Der 43-Jährige, der seit Mittwoch als TV-Experte für das schwedische Fernsehen von der Handball-WM in Frankreich berichtet, erklärt seine Aussagen von Ende 2016 noch einmal: »Natürlich war ich im Dezember müde. Ich bin immer müde zu dem Zeitpunkt der Saison und das sind alle anderen auch, schließlich haben wir zu Weihnachten 30 Pflichtspiele in vier Monaten absolviert.« Der Jahreswechsel und ein Skiurlaub mit der Familie in Serbien haben die Akkus von Vranjes wieder aufgeladen, am Angebot von Veszprém hat sich allerdings nichts geändert. 

»Ich habe einen Vertrag bis 2020, viel mehr kann ich aktuell nicht dazu sagen. Alles andere wäre Spekulation und außerdem kann ich nicht viel machen. Ich bin Angestellter der SG. Als solcher denke und hoffe ich, dass ich eine guten Job mache und das man mit mir zufrieden ist. Jetzt heißt es abwarten was passiert.« Für Vranjes ist dies ein ganz normaler Vorgang. »Das Interesse von Veszprém ist groß und wir sind hier im Profigeschäft, daher gehört es zu meinem Beruf dazu, dass ich mir so ein Angebot anhöre.« So hat er es auch stets in den letzten Jahren gehandhabt, denn Offerten für den Welttrainer von 2014 sind nicht neu. Vor drei Jahren versuchten es zunächst Paris und der Deutsche Handball-Bund. Es folgten Angebot u. a. von den Nationalteams aus Island und Schweden, im Herbst hatte der DHB Vranjes erneut auf der Wunschliste und jetzt eben Veszprém. Vranjes, verheiratet und Vater von zwei schulpflichtigen Kindern stellte gegenüber Flensborg Avis klar, dass er eine Entscheidung niemals alleine trefen würde. »Die Familie hat immer ein Mitspracherecht«, so der Schwede. Hinlänglich bekannt sind allerdings auch Vranjes´ Träume, einmal Nationaltrainer - am liebsten von Schweden - und Vereinstrainer in einem finanziell unabhängigen Topklub zu sein. In Veszprém wäre das der Fall. Ein weiterer Traum ist der Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Mit der SG ist das in dieser Saison möglich. Trotz Vertragsbindung - nach über zehn Jahren in Flensburg und dem Gewinn des noch fehlenden Titels in seiner Sammmlung könnte Vranjes den hohen Norden im Sommer verlassen. Mit seinem Arbeitspapier bis 2020 hat er vorgesorgt, damit auch die SG etwas davon hätte. In der Szene wird bereits über eine Ablösesumme in Höhe von einer Million Euro spekuliert.

Ruwen Möller