Flensburg kontert dem dänischen Verband

Handball

27. März 2016, 21:41 Uhr

Findet wie gewohnt klare Wort: Ljubomir Vranjes. (Foto: SG Flensburg-Handewitt)

Flensburg. Der Streit geht weiter. Am Sonnabend hatte der dänische Verband (DHF) per Presseerklärung mitgeteilt, dass die Nationalmannschaft ihren bevorstehenden Lehrgang um zwei Tage kürzen musste, weil die SG Flensburg-Handewitt ihre Spieler (Anders Eggert, Lasse Svan, Henrik Toft Hansen, Rasmus Lauge und Kevin Møller) nicht freigeben wollte. DHF-Sportchef Ulrik Wilbek und der dänische Nationalcoach Gudmundur Gudmundsson kritisierten die SG in einer Pressemitteilung scharf.

Gegenüber TV 2 SPORT legten Gudmundsson und Wilbek später am Sonnabend nach. 
»Ich finde Flensburg hat eine lange Geschichte in Bezug darauf, dass sie ihre Spieler nur ungern zur Nationalmannschaft lassen. Holger Glandorf hat seine Rücktritt erklärt. Wir haben ähnliches mit Michael Knudsen erlebt und auch Thomas Mogensen ist zurückgetreten«, so Gudmundsson.
»Ich glaube, sie wollen am liebsten keine Nationalspieler haben. Es gibt viele Spieler die in diesem Konflikt gelandet sind.«

Wilbek ergänzte: »Die Spieler in Flensburg können nicht mehr belastet sein als bei den Rein-Neckar Löwen oder in Kiel. Daher finde ich das Argument der Überbelastung schwer zu verstehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Kevin Møller überbelastet ist, so viel spielt er nun auch wieder nicht. Ich bin nicht unbedingt sauer, aber durchaus irritiert darüber, dass wir in den letzten 12 Jahren immer wieder Probleme mit Flensburg haben - übrigens als einzigem Verein«, so Wilbek.

Die SG, die wie angekündigt nach dem Champions League-Spiel gegen Montpellier Stellung zu dem Thema beziehen wollte, konterte.
Cheftrainer Ljubomir Vranjes sagte: »Bei der Woche über die wir sprechen handelt es sich nicht um eine offizielle Nationalmannschafts-Woche.« 
Diese beginnt am 4. April, die Dänen wollten ihr Team aber bereits am 29. März zusammen ziehen.
»Die Nationalmannschaften haben an 60 Tagen im Jahr Anspruch auf ihre Spieler. Mit den ganzen Wettbewerben in denen wir dabei sind ist es ein immenses Programm. Wir haben bereits 46. Saisonspiele absolviert. Ich möchte meine Spieler vor Verletzungen schützen«, so Vranjes und weiter: »Ich habe die Entscheidung, die Spieler erst ab dem 31. März freizugeben getroffen, nachdem ich versucht habe, eine Einigung mit den Dänen zu treffen. Sie wollten meinen Vorschlag aber nicht akzeptieren und daraufhin musste ich andere Wege gehen. Die Kommunikation ist nicht gut genug.«
DHF hatte erklärt, die SG bereits im Vorjahr über den Lehrgang informiert zu haben.
»Sicherlich haben wir im letzten Sommer die Info bekommen, aber damals wusste ich nicht was in diesem April ansteht. Sie müssen besser kommunizieren. Ich wünsche dem dänischen Team nur das Beste, aber sie müssen uns besser informieren«, so Vranjes. »Ich bin Coach der SG und möchte nur das Beste für mein Team, daher habe ich auf eine Pause bestanden. Auch die Dänen sollten daran interessiert sein, damit die Spieler auch fit für die Nationalmannschaft sind. Ich bin nicht gegen die Maßnahmen der Dänen, so wie es berichtet wurde, ich bin sogar für dafür, aber sie müssen auch etwas geben und nicht nur nehmen.«
Auf die Kritik, dass die SG am liebsten gar keine Nationalspieler hätte, antwortete Vranjes: »Ich denke die Dänen sollten auf ihre eigene Spieler hören, was diese dazu sagen.«
Anders Eggert meinte zu dem Thema: »Natürlich ist es keine schöne Situation, aber ich finde es nur fair von der SG, dass sie uns fünf extra Tage zur Nationalmannschaft lässt. Wenn man sich nur das SG-Programm anschaut, wäre es natürlich besser, wenn wir von vornherein am 4. April angereist wären. Da war die SG sehr großzügig. Andersherum kann ich den Verband gut verstehen. Sie hatten etwas geplant, was jetzt nicht funktioniert. Aber wir sind müde und ich denke es ist die richtige Entscheidung, dass wir etwas Pause bekommen.« 
Andere betroffene Spieler wie z.B. Lasse Svan oder Kevin Møller wollten nichts zu dem Thema sagen. Thomas Mogensen stellte aber klar, dass er aus freien Stücken aus der Nationalmannschaft zurückgetreten ist.
Vranjes unterstrich noch einmal: »Kommunikation ist wichtig. Ich mag die dänische Mannschaft, aber ich würde mich über eine bessere Kommunikation freuen. Wenn sie mit uns gesprochen, uns angerufen hätten, hätten wir eine Lösung finden können.«
SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke stellte zudem klar: »Es gibt überhaupt nichts zu diskutieren. Wir sind rechtlich auf der richtigen Seite.«  

Ruwen Möller