Alle Augen auf Karabatic

Handball

15. Januar 2019, 08:38 Uhr

Kentin Mahe spielt eine wichtige Rolle im französischen Spiel. Archivfoto

Berlin. Es ist immer wieder erstaunlich, wie Nikola Karabatic den Rest der Handball-Welt zu überstrahlen vermag. Der 34-Jährige ist der größte Spieler der Gegenwart. In jedem Fall ist er größer als die eigene Nationalmannschaft. Seit Karabatic angekündigt hat, vielleicht doch bei der WM mitmachen zu können, ist das Team des Topfavoriten in den Hintergrund gerückt. Vor dem Duell der Deutschen gegen den Titelverteidiger Dienstag (20.30 Uhr/ZDF) geht es (fast) nur noch darum, ob der dreimalige Welthandballer gegen den Gastgeber aufläuft. 

»Ich muss gucken, wie es im Training läuft. Ob ich der Mannschaft helfen kann«, sagte Karabatic nach seiner Ankunft in Berlin. Der mit so viel Talent besetzte Kader will schließlich erneut Weltmeister werden. 

Die Franzosen haben 2009, 2011, 2015 und 2017 die WM gewonnen, zwischendurch zwei Mal Olympisches Gold gewonnen und sind drei Mal Europameister geworden. Die »equipe tricolore« steht für maximalen Erfolg und doch hat sich in das Gedächtnis der erfolgreichen Handball-Nation eine Niederlage fest eingebrannt. 
»Es ist erstaunlich, aber hier spielt das Halbfinale der WM 2007 immer noch eine große Rolle«, sagt Kentin Mahe. Inzwischen spielt der flinke Allrounder beim ungarischen Topklub KC Veszprem, in Deutschland ist er durch seine Zeit beim HSV Handball, vor allem aber durch die bei der SG Flensburg-Handewitt bekannt geworden. 
Mahe war vor zwölf Jahren als junger Kerl live dabei, als die Franzosen in einem epischen Handball-Drama nach zweimaliger Verlängerung mit 31:32 gegen Deutschland verloren, das wenige Tage später Weltmeister wurde. Es war danach von Betrug die Rede, die Franzosen fühlten sich durch die Schiedsrichter benachteiligt und der damalige Trainer Claude Onesta leitete daraus eine Abneigung zum deutschen Handball ab. 
»Wir freuen uns auf das Spiel, das wird eine tolle Stimmung«, sagt Mahe heute. Für ihn persönlich ist das Duell gegen die Deutschen ein Treffen mit vielen guten Bekannten, denn bis zum vergangenen Sommer spielte er in der Bundesliga regelmäßig gegen sie. 
In Flensburg wurde er als Linksaußen und als Rückraumspieler eingesetzt und in der Nationalmannschaft füllte er regelmäßig auch beide Rollen aus. Zumindest solange Karabatic nicht spielt, ist er jetzt auf die Position als Spielmacher festgelegt, denn dort wird Mahe gebraucht. 
Mit seinen schnellen Beinen soll er Lücken reißen, damit die starken Rückraumschützen in gute Wurfpositionen kommen. »Es ist mein Job, für die anderen zu spielen«, sagt Mahe – er freut sich darauf, es auch gegen Deutschland so zu tun.

Michael Wilkening