Handball

Einmal noch die große Bühne

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17. Januar 2019, 08:12 Uhr

Serbiens Bogdan Radivojevic will sich ordentlich von der WM verabschieden. Foto: Soeren Stache/dpa

Berlin. Bogdan Radivojevic ist kein Phantast und deshalb weiß der Rechtsaußen der serbischen Nationalmannschaft, dass er die Hoffnungen auf den Einzug in die Hauptrunde bei der Weltmeisterschaft wohl begraben muss, ehe das letzte Vorrundenspiel beginnt. Ein Punktgewinn der Brasilianer in der vorangehenden Partie gegen Außenseiter Korea reicht, um die theoretischen Chancen der Serben auszulöschen. Die Begegnung gegen Gastgeber Deutschland wäre dann das letzte Spiel vor dem Presidentscup, und damit dem Wettbewerb, den Radivojevic unter allen Umständen für sich und seine Mannschaft vermeiden wollte. 


 »Das ist bitter, wir haben uns mehr vorgenommen«, sagte der Linkshänder nach der Niederlage gegen die Brasilianer, die im Grunde klar machte, dass nur noch ein mittelschweres Wunder würde helfen können, die Hauptrunde zu erreichen. 

Die Serben befinden sich gerade mitten in einem Umbruch, bekannte und ältere Spieler wie Momir Ilic, Marko Vujin oder Petar Nenadic sind nicht mehr dabei und stattdessen gibt es viele unbekannte Gesichter im Kader von Nenad Perunicic. Der Nationalheld, der als aktiver Handballer zu den besten Spielern seiner Generation zählte, soll eine Mannschaft aufbauen, die in ein paar Jahren wieder mit den besten Teams in Europa mithalten kann. Dabei kommt Radivojevic eine zentrale Rolle zu. 
Der Rechtsaußen ist einer der wenigen Akteure, die bereits jahrelang in der Bundesliga spielen, und die dringend benötigte internationale Erfahrung aufweisen, die dem jungen Team der Serben fehlt. Wobei Radivojevic in den zurückliegenden Jahren eher selten zum Einsatz kam. 
Zunächst stand er zwischen 2013 und 2017 im Schatten von Lasse Svan, als er bei der SG Flensburg-Handewitt unter Vertrag stand. Und in den knapp anderthalb Jahren seither bei den Rhein-Neckar Löwen erhält Patrick Groetzki deutlich mehr Spielzeit als der 25-Jährige. Es ist deshalb folgerichtig, dass er im kommenden Sommer nach einer neuen Aufgabe Ausschau gehalten hat. 
Der Vertrag bei den Löwen wird nicht verlängert, so dass Radivojevic die Bundesliga verlassen und sich dem ungarischen Topklub Szeged anschließen wird. 
»Es wird so kommen«, sagte er am Rande der WM-Vorrunde, in der es für ihn und die eigene Mannschaft darum gehen wird, sich mit einer starken Vorstellung gegen Deutschland aus dem Blickfeld zu verabschieden. 
»Vor 13.000 Menschen in dieser Halle gegen den Gastgeber anzutreten, ist eine besondere Geschichte«, erklärte Radivojevic.
 Es kommt der Mentalität der Serben entgegen, nicht nur gegen eine andere Mannschaft, sondern auch gegen eine vollbesetzte Halle anzutreten. Alle gegen sich zu haben, das reizt Radivojevic, der vor dem großen Publikum zeigen möchte, dass die Serben und er selbst in der Lage zu mehr sind. Mehr, als sie bislang bei der Weltmeisterschaft gezeigt haben. 
Einmal bekommen sie noch die große Bühne, auch wenn es sportlich wohl nicht mehr um besonders viel gehen wird.

Michael Wilkening